Gerade habe ich ein paar rallyefreie Tage, da ich den nächsten Lauf zur Junior Rallye Weltmeisterschaft in Polen nicht fahren werde. Zuvor werden wir noch eine Test-Veranstaltung in Finnland bestreiten, aber ein Rückblick auf einige interessante Details zur Rallye Sardinien lohnt sich allemal. Alle, die vor Ort waren, wissen, dass wir ein sehr warmes Wochenende auf der Mittelmeerinsel verlebt haben. Die Temperaturanzeige an unserem Zelt fiel nur in den frühen Morgen- und Abendstunden unter 30 Grad.

Eine große körperliche Belastung für uns Fahrer, aber auch die Rallyeautos hatten zu kämpfen - nicht nur mit den Temperaturen, sondern auch mit dem Sprit, der uns zur Verfügung gestellt worden war. Aber dazu später mehr. Für uns begann die Rallye am Montag mit einem Pre-Event Test. Seit 2 oder 3 Rallyes hat sich ein Test vor der Veranstaltung eingebürgert. Wie bei den Läufen zuvor war auch auf Sardinien der Test gut besucht (insgesamt 13 P3-Fahrer nahmen teil). Dort machte der Test aber besonders viel Sinn, denn 1. kostet der Shakedown 500 Euro und dieser ist 2. nicht einmal repräsentativ für die Rallye.

Gut, das ist Sache des Veranstalters, aber aus der Sicht eines Fahrers ist so etwas unverständlich. Aber zurück zum Pre-Event Test. Seit einiger Zeit ist es nur noch erlaubt, mit markierten Reifen beim Shakedown anzutreten. Das bedeutet, die reglementierte Anzahl von Reifen für die Rallye verringert sich, sobald man den Shakedown fährt, für den man ja Reifen benötigt. Dieser Vorstoß der FIA sollte zur Kostenreduktion beitragen - besonders für Private- und Semi-Werksteams. Eine einfache Formel: Reifenzahl reglementieren = Kosten sparen.

Pre-Event Test

Ein netter Versuch, der aber dazu führte, dass sich oben genannte Pre-Event Tests etablierten, die einen - für uns Fahrer - nicht von der Hand zu weisenden Vorteil haben: Wir können die Reifen fahren, die wir wollen und können damit immer noch die volle Anzahl an markierten Reifen für die Rallye nutzen. Diese Tests sind also sehr beliebt. Das wiederum führt dazu, dass alle Teams inkl. Fahrer, Co-Pilot und Auto schon am Sonntag anreisen, um ab Montag früh am Pre-Event Test teilzunehmen. Eine Einfache Rechnung: Hotelzimmer werden länger benötigt = beabsichtigte Kosteneinsparung dahin!

Nun gut, noch einmal zum Benzin-Dilemma. Normalerweise soll beim Pre-Event Test FIA-Benzin gefahren werden. So auch auf Sardinien. Aber der Truck, der idealerweise das Renn-Benzin liefert, stand noch auf dem Festland. So mussten wir beim Test auf das zurückgreifen, was da war: Elf Rennbenzin. Das bedeutete aber auch, dass wir vor der Rallye alle Teile, die mit dem Kraftstoff in Verbindung gekommen sind, gründlich spülen mussten, um keine Rückstände zu haben. Denn was eine nicht einwandfreie Benzinprobe für Wellen schlagen kann, das wissen wir Deutschen spätestens seit dem letzten Jahr. Eine aufwendige und ziemlich langwierige Prozedur, aber darum kamen wir nicht herum.

Aaron Burkart im Cockpit, Foto: Aaron Burkart Presse
Aaron Burkart im Cockpit, Foto: Aaron Burkart Presse

Während der Rallye gab es dann allerdings trotz des Rennbenzins wieder Probleme. Am ersten Tag waren wir dabei, die Zeiten von Kosciuzko mitzugehen. Die Zwischenzeiten waren zu Beginn einwandfrei, aber im Verlauf der WPs schraubte sich die Motortemperatur immer wieder beängstigend in die Höhe, was sich auch auf die Leistungsfähigkeit auswirkte. Im Ziel der WP kam dafür prompt die Rechnung in Form von Zeiten, die wir so nicht erwartet hatten. Komischerweise war die Motortemperatur im vorletzten Jahr - als es ebenfalls so heiß war - kein Problem. Wie auch immer: Das hieß, dass es zwei Möglichkeiten gab, an die Rallye heranzugehen: Entweder "volle Attacke" fahren und alles inklusive Motorschaden riskieren oder früher schalten und damit etwas an Geschwindigkeit verlieren.

Wir haben uns für die zweite Möglichkeit entschieden, wohingegen meine beiden Kontrahenten im Titelkampf Prokop und Kosciuzko eindeutig die erste Variante bevorzugten. Dies mag eine Frage des Renn-Spirits sein (ich muss nicht auf "Teufel-komm-raus" jedes Risiko eingehen), war aber in diesem Fall - so behaupte ich - auch eine Frage des Renn-Sprits und dessen möglichen Auswirkungen. Denn die Tatsache, dass alle Suzuki nach dem Refuelling direkt aus der WP mit nahezu kochendem Benzin kamen und dann nicht wieder ansprangen, zeigt meiner Meinung nach deutlich, dass irgendetwas mit dem Benzin nicht stimmte. Ich würde nicht behaupten wollen, dass es verunreinigtes Benzin war, aber es könnte durchaus weniger hochwertig gewesen sein als bei anderen Läufen. Auch von PWRC-Fahrern war zu hören, dass sie das ganze Wochenende über Motorklopfen vernahmen. Auch ein mögliches Indiz für nicht so hochwertigen Sprit.

Aber wie dem auch sei - für uns kam es auf Grund der vorhandenen Probleme und vor allem wegen der hohen Motortemperatur nicht in Frage, unendlich zu pushen. Natürlich muss man die Gefahren und die Möglichkeiten gegeneinander abwiegen und das haben wir getan. Einen Ausfall wollten wir nicht riskieren. Sei es wegen eines Unfalls oder wegen eines herben technischen Defektes.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht gedacht hätte, dass es beide Fahrer (Prokop und Kosciuszko) mit diesem Tempo bis ins Ziel schaffen würden (man fühlt sich an die Situation ein Jahr zuvor erinnert) und ich weiß, dass beide mächtig Glück gehabt hatten. Beide gaben im Nachhinein auch zu, "heftige" Situationen erlebt zu haben. Dafür waren die Zeiten aber auch irrwitzig. Prokop ist teilweise WRC-Zeiten gefahren und hätte ohne seine Strafzeit sogar die PWRC angeführt. Das ist ohne Zweifel eine grandiose Leistung, aber eben nur mit einem ebenso irrwitzigen Risiko möglich.

Für Finnland werden wir jetzt genau überlegen müssen, was wir uns und unserem Auto zumuten. Der Titelkampf geht in seine heiße Phase und wir sind alle eng zusammen. Martin hat noch eine Rallye mehr vor sich als ich: Polen, Finnland und Spanien. Michal fährt nur noch 2 Veranstaltungen: Polen und Finnland. Für mich stehen noch Finnland und Spanien auf dem Programm.