Entweder fiel der Nachteil der ersten Startposition heute geringer aus als gedacht oder Sébastien Loeb beachtete ihn einfach nicht. Mit Bestzeiten auf allen vier Etappen baute er seinem Vorsprung auf Mikko Hirvonen am Vormittag auf 10,7 Sekunden aus. Am Nachmittag waren die Bedingungen zwar deutlich schwieriger, so dass Loeb allein auf der zweiten Schleife der "Mountain- Etappe" ganze 34 Sekunden langsamer als noch am Vormittag war, doch auch Hirvonen kam nicht mehr an seine Zeiten herran. Am Ende des Tages hatte Loeb seinen Vorsprung auf 15 Sekunden ausgebaut.

Zu spät den Rhytmus gefunden, wohl nur Rang drei für Latvala., Foto: Sutton
Zu spät den Rhytmus gefunden, wohl nur Rang drei für Latvala., Foto: Sutton

Anschließend zeigte sich Loeb geradzu euphorisch: "Diese Etappen sind phantastisch und die Bedingungen sind exzellent. Ich würde soweit gehen zu sagen, dass das die beste Winterrallye ist, die wir je bestritten haben. Am Nachmittag musste ich jedoch mit meinem Auto kämpfen, um auf der Straße zu bleiben. Aber es ist mehr als zufrieden stellend, dass es uns gelungen ist, unseren Vorsprung zu verteidigen. Es sieht gut für morgen aus, aber die Organisatoren haben sich den längsten Teil der Rallye für den Schluss aufgehoben.

Hirvonen konnte sich lediglich damit trösten, dass er zumindest am Vormittag der einzige Pilot war, der Loebs Zeiten überhaupt folgen konnte: "Wir fuhren beide eine verrückte Geschwindigkeit, besonders am Morgen. Das Gripniveau war konstant und es war phantastisch unter diesen Bedingungen zu fahren. Es ist ein toller Kampf und während ich es gar nicht genieße Zweiter zu sein, macht dieser Wettstreit unglaublich viel Spaß. Ich habe keinerlei Probleme gehabt, er war einfach ein bißchen schneller als ich. Also muss ich jetzt morgen schneller als er sein. Es ist nicht unmöglich die Lücke aufzuholen und ich werde mein absolut Bestes geben."

Solberg auf dem Sprung auf's Podest? Zumindest erstmal vor auf Rang vier., Foto: Sutton
Solberg auf dem Sprung auf's Podest? Zumindest erstmal vor auf Rang vier., Foto: Sutton

Nicht richtig zufrieden konnte erneut Jari- Matti Latvala sein. Bereits vor dem Mittagsservice verlor er 16 weitere Sekunden auf seinen Teamkollegen. Am Nachmittag fand er mit einer weicheren Abstimmung zwar einen deutlich besseren Rhythmus, der ihm sogar zwei Bestzeiten ermöglichte; mit einem Rückstand von insgesamt 43,2 Sekunden dürfte er jedoch nicht mehr in den Kampf um den Sieg eingreifen können.

Das gilt auch für Daniel Sordo, der weiter viel Zeit auf die Spitze verlor und mit einem Gesamtrückstand von 2:53 Minuten sogar hinter Henning Solberg zurückfiel. Der Norweger setzte seine Ankündigung, die Piloten vor ihm zu attackieren, dabei konsequent um. Er machte gleich drei Positionen gut und erzielte sogar eine Etappenbestzeit. Nur ein kleiner Dämpfer war, dass er seinen Rückstand auf die angestrebte Podiumsposition nicht reduzieren konnte und nun fast zwei Minuten hinter Jari- Matti Latvala liegt.

Erneute Leistungsteigerung: Matthew Wilson souverän auf dem Weg erneut in die Punkte., Foto: Sutton
Erneute Leistungsteigerung: Matthew Wilson souverän auf dem Weg erneut in die Punkte., Foto: Sutton

Petter Solberg erlebte hingegen einen eher mittelmäßigen Tag. Bereits auf der ersten Etappe des Tages fand er keinen Rhythmus und fiel bis auf Rang sieben hinter Per- Gunnar Andersson und seinen Bruder Henning Solberg zurück. Es folgte noch am Vormittag ein Problem mit dem Gaspedal, das auf halbem Wege stecken blieb und ihm so an einigen Stellen unerwünschte Motorleistung bescherte. Auf der 14. Etappe verlor er dann mit einem Motorproblem und mangelnder Leistung weitere Zeit und fiel so auch hinter Matthew Wilson zurück. Es gelang ihm jedoch das Problem zu begrenzen, so dass er zumindest diese Position noch vor Ende des Tages zurückerobern konnte. Durch den kupplungsbedingten Ausfall Anderssons auf der 13. Etappe, hatte er bereits zuvor einen der verlorenen Plätze wieder aufgeholt, so dass er den Tag letztlich als Sechster beendete.

Mads Oestberg darf auf Rang 9 noch auf Punkte hoffen., Foto: Sutton
Mads Oestberg darf auf Rang 9 noch auf Punkte hoffen., Foto: Sutton

Matthew Wilson setzte seine konstante Fahrt derweil fort und liegt nun lediglich 2,3 Sekunden hinter Petter Solberg in Lauerstellung für den morgigen Tag. Sein Vorsprung nach hinten scheint dabei mit 25,3 Sekunden auf Urmo Aava zumindest halbwegs beruhigend, auch wenn dieser im Laufe des Tages um knapp 13 Sekunden schmolz. Auf Rang neun verbesserte sich derweil Mads Oestberg, der von Motorproblemen bei Sébastien Ogier profitierte. Der Franzose liegt auf Rang nun unmittelbar vor seinen Teamkollegen Conrad Rautenbach und Evgeny Novikov.

Der heutige Tag stand im Zeichen des Duells an der Spitze. Besonders am Vormittag bewegten sich Loeb und Hirvonen in einer Art eigener Welt und setzten sich kontinuierlich vom Feld ab. Kaum hoch genug zu bewerten ist dabei die Leistung des Franzosen, der seinen Vorsprung auch am Nachmittag trotz der führenden Startposition weiter ausbauen konnte. Auf Mikko Hirvonen lastet vor dem morgigen Tag nun maximaler Druck. Eigentlich muss er die Rallye Norwegen, in die Ford hochfavoritisiert ging, noch für sich entscheiden, andererseits darf er sich keinen Abflug erlauben. 15 Sekunden Rückstand scheinen an einem mit 126 Wertungskilometern vergleichsweise langen Sonntag und dem Vorteil der zweiten Startposition dabei zwar schwer aber durchaus noch aufholbar.