Ziele& Saison

67 Punkte, bei 14 von 15 Rallyes in den Punkten, bestes Privatteam, ein Werksteam hinter sich gelassen und sogar zwei Podestplätze. Eigentlich liest sich die bilanz Stobart Fords durchaus positiv. Auch WM Rang vier hinter den Werksteams von Citroen, Ford und Subaru scheint alles andere als ein Misserfolg. Dass es in diesem Jahr trotzdem immer wieder mal die ein oder andere betretene Miene im Stobart Team gab, lag am Saisonverlauf und den großen Erwartungen.

In Neuseeland riss die Serie von 35 Punkteanünften in Folge., Foto: Sutton
In Neuseeland riss die Serie von 35 Punkteanünften in Folge., Foto: Sutton

Zunächst überschatteten zwei schwere Unfälle die Saison des Stobart Teans. So brach sich Gigi Galli bei einem Unfall bei der Rallye Deutschland den Oberschenkel und fiel danach bis Saisonende aus, während Francois Duvals Beifahrer Patrick Pivato bei der Rallye Japan schwere Verletzungen davon trug und lange sogar im Koma lag. Die wichtigste Nachricht war am Saisonende daher, dass wohl beide Piloten von Langzeitschäden verschont blieben und wieder völlig genesen werden. Dennoch und auch wenn beide Unfälle auf Fahrfehler zurückzuführen waren, trübten sie die Stimmung im Team doch erheblich.

Zudem konnte Stobart die eigenen hohen Erwartungen nicht immer erfüllen. Nach dem das Team im letzten Jahr noch beim Saisonfinale mit Subaru um den dritten Rang in der WM gekämpft hatte, sollte Subaru in diesem Jahr überholt werden. Ein Ziel, dass Stobart früh aufgeben musste. Grund dafür waren immer wieder eigene vermeidbare Ausfälle und auch der insgesamt doch etwas stärkere Auftritt Subarus gegenüber dem Vorjahr.

Früher Höhepunkt: Galli wird Dritter in Schweden., Foto: Hardwick/Sutton
Früher Höhepunkt: Galli wird Dritter in Schweden., Foto: Hardwick/Sutton

Objektiv betrachtet, sollte Stobart die eigene Leistung in diesem Jahr trotzdem nicht zu negativ bewerten. Auch wenn das Team im Vergleich mit 2007 leicht zurückfiel, sind 67 Punkte für ein Privatteam immer noch ein starker Wert, wie auch der Blick auf 2006 beweißt, als Stobart noch lediglich 37 Punkte erzielte. Was Stobart jedoch möglicherweise aus diesem Jahr mitnehmen sollte, ist die Erkenntnis, die eigenen Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. So zeigte man in diesem Jahr immer wieder herausragende Leistungen, bezahlte diese letztlich aber allzu oft mit einem Ausfall. So verlor Stobart viele Punkte, indem Positionen nicht ab einem gewissen Zeitpunkt sicher nach Hause gefahren wurden, sondern die Piloten teilweise bis zur letzten Etappe angriffen und dann noch ausschieden.

Prominenter Gaststarter: Valentino Rossi in Wales., Foto: Sutton
Prominenter Gaststarter: Valentino Rossi in Wales., Foto: Sutton

Das Jahr 2009 und die weitere Entwicklung Stobarts abzuschätzen, fällt schwer: Ein Angriff auf die Spitze ist nicht zu erwarten. Der dritte WM Rang scheint nach Subarus und Suzukis Ausstieg hingegen bereits vor der Saison quasi sicher. Podestplätze wirken greifbarer denn je. Allerdings steht Stobart damit auch vor der schwierigen Situation ohne echten Bezugspunkt im Jahr 2009 auskommen zu müssen. Zudem ist aus Stobart Sicht zu hoffen, dass das Team im dezimierten WRC Feld nicht allzu oft unter Stallregie leiden wird, sollte ein Werksford zurückgefallen sein. Dennoch: Stobart hat 2009 die vielleicht einmalige Chance als Privatteam den dritten WM Rang in der WRC zu erzielen und allein das sollte dem Team Grund genug sein, motiviert ins Jahr 2009 zu blicken.

Die Fahrer:

Nicht weniger als sieben Piloten brachte Stobart bei der Rallye Wales an den Start: Die zentralen Figuren des Stobart Aufgebots waren jedoch Gigi Galli, Henning Solberg, Matthew Wilson und Francois Duval.

Noch mehr Prominenz beim Race of Champions., Foto: Race of Champions
Noch mehr Prominenz beim Race of Champions., Foto: Race of Champions

Gigi Galli erlebte einen guten Saisonstart. Bei fünf der ersten sechs Rallyes erzielte er Punkte. Dabei fiel er oft durch seine hohe Geschwindigkeit auf, leistete sich jedoch auch immer wieder Fehler. Damit wurde Galli seinem Ruf als einem der aggressivsten Piloten des Feldes wieder einmal gerecht. Insgesamt hätte es seiner Saison wohl aber gut getan, manchmal etwas defensiver zu fahren. So lag sein Unfall in Deutschland wohl auch darin begründet, dass er - nach bereits drei punktelosen Rallyes in Folge - erneut hohe Risiken einging, um seinem auf Asphalt anerkannt schnellen Teamkollegen Francois Duval zu folgen. WM Rang neun trotz fünf verpasster Rallyes stehen am Ende für den guten Saisonstart, doch insgesamt wäre für Gigi Galli ohne seinen Unfall und mit ein bisschen mehr Zurückhaltung wohl mehr möglich gewesen.

Henning Solberg erlebte ein durchschnittliches Jahr., Foto: Sutton
Henning Solberg erlebte ein durchschnittliches Jahr., Foto: Sutton

Henning Solberg erlebt ebenfalls eine durchwachsene Saison. Nach WM Rang sechs im Vorjahr musste sich der Norweger in diesem Jahr mit Rang acht begnügen. Solberg, der zwischenzeitlich auch für das Munchi´s Team antrat, zeigte immer wieder gute Leistungen, doch die Konstanz fehlte ein wenig. Hinzu kamen unglückliche Ausfälle wie bei der Rallye Wales auf der vorletzten Etappe. So blieb sein vierter Platz in Jordanien die beste Platzierung in diesem Jahr. In der Summe stellte Solberg trotz fünf punkteloser Rallyes zu Saisonende jedoch erneut seine Geschwindigkeit unter Beweiß. Lediglich auf Asphalt hat der Norweger weiter Nachholbedarf, auch wenn er in Deutschland seine ersten Punkte auf diesem Terrain feiern konnte.

Klare Steigerung: Matthew Wilson wird Fünfter in Jordanien., Foto: Sutton
Klare Steigerung: Matthew Wilson wird Fünfter in Jordanien., Foto: Sutton

Obwohl Matthew Wilson die Saison in der WM hinter seinen Teamkollegen beendete, war der letztlich 10. platzierte Pilot möglicherweise sogar der Gewinner des Stobart Quartetts. Zwar konnte Wilson auch in diesem Jahr oft nicht ganz das Tempo seiner Teamkollegen mitgehen, allerdings steigerte er sich beständig. Fehler waren die Ausnahme, ein Fortschritt bei den meisten Rallyes klar erkennbar. So lieferte Wilson eigentlich genau das, was die meisten seiner Teamkollegen in diesem Jahr vermissen ließen: Konstante und sichere Fahrten inklusive der Punkte, die in Reichweite lagen. Dass Wilson gerade zum Ende des Jahres in einem stark besetzen Stobart Aufgebot oft weiter für Konstrukteurspunkte nominiert wurde, zeigte, dass auch Stobart den klaren Fortschritt des 21-Jährigen anerkannte. Für die Zukunft wird es für Wilson nun jedoch darum gehen, den Weg dieses Jahres fortzusetzen und seine Geschwindigkeit weiter zu steigern, denn so gut die Saison auch verlief: Zu den Spitzenpiloten der WRC hat Wilson hier nach wie vor noch Rückstand.

Schmaler Grad: Zwei Podestplätze, aber ein schwerer Unfall: Francois Duval., Foto: Sutton
Schmaler Grad: Zwei Podestplätze, aber ein schwerer Unfall: Francois Duval., Foto: Sutton

Francois Duval hätte zum Aufsteiger der Saison werden können. Als Asphaltspezialist verpflichtet, fuhr er bei der Rallye Deutschland auf Anhieb auf das Podest. Als Ersatzmann für den verletzten Gigi Galli nominiert, wusste er in Neuseeland trotz seines Ausfalls am dritten Tag mit einer bis dahin starken Fahrt zu überzeugen. Für die Asphaltrallyes in Spanien und auf Korsika stieg er sogar ins Ford Werksteam auf und stellte seine Teamfähigkeiten unter Beweiß, als er Hirvonen gleich zweimal den Vortritt überließ. Doch dann kam sein schwerer Unfall in Japan, der die Beobachter wieder daran erinnerte, warum ihm der Ruf eines schnellen, aber nicht unbedingt zuverlässigen Fahrers vorauseilt. Daran konnte auch eine verhaltene Fahrt in Wales nichts mehr ändern.

Rang sieben in der WM ist bei nur sechs bestrittenen Rallyes am Ende des Jahres sicher als ein gutes Ergebnis anzusehen, doch für Duval war mehr darin. Nicht in der WM, aber im Hinblick auf 2009. Duval ist ohne Frage einer der schnellsten Piloten im WRC Feld, doch möchte er noch einmal die Chance auf ein wirklich gutes Cockpit erhalten, muss er endlich zu mehr Konstanz finden und seine Fehler reduzieren. Sonst drohen ihm auch in der Zukunft wieder nur Asphaltgastspiele.