Ziele & Saison

Nur vier Siege und den Kampf um beide Titel verloren. BP Ford konnte im Jahr 2008 die eigene Zielsetzung nicht erfüllen. Die Zahl der WM Punkte sank - bei nur einer Veranstaltung weniger in diesem Jahr- von 212 auf 173 Punkte und auch Latvala hatte im Duell der Teamkollegen das Nachsehen gegen Sordo. Auf der anderen Seite erzielte Ford im Schnitt immer noch beeindruckende 11,5 Punkte pro Rallye und war das einzige Team neben Citroen das überhaupt Rallyes gewinnen konnte. Zudem betrug der Vorsprung auf die Konkurrenz von Subaru immer noch 75 Punkte, von einer komplett verkorksten Saison zu sprechen, wäre also übertrieben.

Sternstunde: Latvala wird in Schweden zum jüngsten WRC Sieger aller Zeiten., Foto: Hardwick/Sutton
Sternstunde: Latvala wird in Schweden zum jüngsten WRC Sieger aller Zeiten., Foto: Hardwick/Sutton

Nach dem Abgang von Marcus Grönholm war schließlich bereits im Vorfeld dieser Saison klar, dass es in diesem Jahr nicht leichter für Ford werden würde. Viele Experten gratulierten Sébastien Loeb sogar schon vor Saisonbeginn symbolisch zu seinem fünften Titel. Gerade vor diesem Hintergrund lässt sich Ford Saison zumindest als Teilerfolg verstehen. So hatte das Team zwar im Verlauf des Jahres nicht nur auf Asphalt, sondern auch auf Schotter in der Regel mit einen leichten Rückstand auf die Kombination von Citroen und Loeb zu kämpfen, doch meistens lag man zumindest in Schlagdistanz zum späteren Sieger. Auch der Umstand, dass beide WM Kämpfe so lange offen blieben, zeigt, dass der Abstand in der Saison kleiner war, als es der bloße Blick auf das Klassement vermuten lässt. Davon abgesehen feierte das Team in der Saison mit seiner 100. Punkteankunft in Folge einen beachtlichen Rekord. BP Ford erlitt in diesem Jahr eine klare Niederlage, aber bei Weitem kein Debakel.

Die Fahrer

Mikko Hirvonen erlebte eine wechselhafte Saison. Als Teamleader nach Marcus Grönholms Abgang startete der Finne mit zwei zweiten Plätzen eigentlich stark in die Saison, kämpfte jedoch mit dem Problem, dass sein Teamkollege Latvala in dieser Phase zu Höchstform auflief und nach seinem Sieg in Norwegen auch beim dritten Lauf des Jahres in Mexiko die Oberhand über Hirvonen behielt. Nach Ausfällen Latvalas und einer klaren Steigerung der eigenen Geschwindigkeit gelang es Hirvonen in der Folge jedoch wieder teamintern die Oberhand zu gewinnen.

103: Hirvonen war neben Loeb der einzige Pilot, der die 100 Punkte Grenze überschritt., Foto: Sutton
103: Hirvonen war neben Loeb der einzige Pilot, der die 100 Punkte Grenze überschritt., Foto: Sutton

Dennoch dauerte es bis zur Rallye Jordanien, bevor Hirvonen seine erste Rallye in diesem Jahr gewinnen konnte. Begünstigt durch Loebs Probleme in Schweden und Jordanien ging der Finne zudem als WM Führender in die Sommerpause und durfte sich zu diesem Zeitpunkt trotz der anstehenden Asphaltrallyes durchaus berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen. Unmittelbar nach der Sommerpause kippte das Pendel jedoch zu Gunsten Loebs, als dieser die Rallye Finnland für sich entscheiden konnte undHirvonen bei seinem Heimspiel einen vor der Rallye fast schon sicher geglaubten Sieg verlor. Es folgten trotz starker Leistung eine weitere Niederlage in Deutschland, der schmerzliche Verlust eines schon sicher geglaubten Sieges in Neuseeland und zwei weitere Niederlagen auf Asphalt in Spanien und auf Korsika. Damit war die Saison quasi entschieden.

In Wales sicherte Latvala Rang vier in der Fahrer WM., Foto: Sutton
In Wales sicherte Latvala Rang vier in der Fahrer WM., Foto: Sutton

Mikko Hirvonen zeigte in diesem Jahr eine gute Leistung. Mit Punkten bei allen 15 Rallyes stellte er einen neuen WRC Rekord auf und bewies Konstanz. Um Sébastien Loeb im nächsten Jahr jedoch wirklich angreifen zu können, muss Hirvonen seine Geschwindigkeit insgesamt noch etwas steigern. So darf er sich dann schwächere Rallyes, wie insbesondere zu Anfang des Jahres nicht mehr erlauben. Außerdem muss Hirvonen seine Zuverlässigkeit verbessern. Zwar schied als einer der wenigen Fahrer im ganzen Jahr nicht einmal mit einem Fahrfehler aus, dennoch leistete er sich wie auch zuletzt in Wales oft kleinere Konzentrationsfehler, die ihn zurückwarfen. Auffallend oft erlitt er Reifenschäden, die - wir er selbstkritisch einräumte - zum Teil auch auf eine dann wieder zu aggressive Fahrweise zurückzuführen waren. Mikko Hirvonen konnte mit konstanten Leistungen, die in ihn gesetzten Erwartungen in diesem Jahr weitestgehend erfüllen. Die Nachfolge Grönholms konnte er allerdings erwartungsgemäß noch nicht antreten.

Auch Francois Duval sammelte Punkte für BP Ford, doch am Ende reichte es nicht zun erneuten Titelgewinn., Foto: Sutton
Auch Francois Duval sammelte Punkte für BP Ford, doch am Ende reichte es nicht zun erneuten Titelgewinn., Foto: Sutton

Auch sein Teamkollege Jari- Matti Latvala erlebte eine aufregende Saison: Als Neuling im Team waren die Erwartungen an Latvala vor der Saison auch in der Öffentlichkeit erstaunlich gering. Das änderte sich schlagartig mit seinem Sieg in Norwegen. Schlagartig wurden seine guten Leistungen aus dem Vorjahr wahrgenommen und viele sahen in ihm schon den zukünftig stärksten Herausforderer Loebs. Diesem Druck konnte Lavala allerdings nicht standhalten. Bei dem Versuch seinem furios auffahrenden Teamkollegen zu folgen, überschlug sich Latvala in Mexiko, bevor er in Jordanien durch eine gebrochene Aufhängung weitere wichtige Punkte verlor. Das richtige Saisontief kam allerdings erst nach der Sommerpause, als Latvala bei gleich drei Rallyes in Folge in Finnland, Deutschland und Neuseeland Nerven zeigte und punktelos blieb. Nachdem er in Deutschland auf Asphalt auch abgesehen von seinem Fehler relativ langsam unterwegs gewesen war, musste er für die beiden ausstehenden Asphaltrallyes in Spanien und Korsika sogar Francois Duval seinen Platz überlassen und auch sein Verbleib im Werksteam schien für das Jahr 2009 ernsthaft in Frage zu stehen.

Doppelsiege in Schweden, der Türkei und Japan waren die Saisonhöhepunkte für BP Ford., Foto: Sutton
Doppelsiege in Schweden, der Türkei und Japan waren die Saisonhöhepunkte für BP Ford., Foto: Sutton

Doch dann kam der zweite Umschwung in Latvalas Saison. Während Latvala im Stobart Ford bereits in Spanien eine gute Leistung zeigte, lag er in Frankreich am Ende sogar vor Mikko Hirvonen auf Podiumskurs. In Japan folgte die Rückkehr ins Werksteam und eine Fahrt auf dem Niveau seines Teamkollegens, die ihm am Ende Rang zwei bescherte. Beim Saisonfinale in Wales kämpfte Latvala dann sogar wieder lange mit Loeb um den Sieg und hatte auch abgesehen von dessen Fehler die Oberhand über seinen Teamkollegen.

Jari-Matti Latvala erlebte in diesem Jahr ein echtes Wechselbad der Gefühle: Weitestgehend unbeachtet, zum Supertalent, zurück ins zweite Glied und wieder zurück an die Spitze. Gerade durch den starken Saisonabschluss bewies Latvala, dass er die Geschwindigkeit eines Siegfahrers hat. In der Zukunft wird sich für Latvala nun aber zeigen müssen, ob er die nötige Konstanz und Zuverlässigkeit finden kann, um zu einem wirklich Spitzenpiloten zu werden. Die Chance dazu, hat er sich mit diesem Jahr aber auf jeden Fall verdient.