Nachdem Petter Solberg am Sonntag ausfiel, herrschten lange Gesichter im Subaru Lager. So zeigte nicht zuletzt die Euphorie, die bei dem Norweger nach Position zwei am Samstag herrschte, wie wichtig ihm dieses Ergebnis gewesen wäre. Petter Solberg galt in den letzen Jahren als der Starpilot neben Sébastien Loeb und Marcus Grönholm. Über Jahre bewies er nach seinem Titelgewinn 2003 unglaubliche Solidarität und hielt zum nicht konkurrenzfähigen Subaru Team. Jetzt, da das Team im Aufwind ist, erntet jedoch sein Teamkollege Chris Atkinson die Lorbeeren und liegt mittlerweile sogar in Schlagdistanz zur Spitze in der WM Wertung. Solberg droht hingegen mit weniger als der Hälfte der Punkte nach Ausfällen und Problemen immer mehr im Mittelfeld zu versinken.

Solberg war in Argentinien schneller als sein Teamkollege, Foto: Sutton
Solberg war in Argentinien schneller als sein Teamkollege, Foto: Sutton

Die Situation im Subaru Team ist nicht einfach, es steht vor einer Zerreißprobe. Sollte Solberg die Motivation verlieren, verliert das Team jene Stütze, an der sich das Team auch technisch in den letzten Jahren stets orientiert hat. Chris Atkinson, der sich in diesem Jahr sehr stark präsentiert und bei vielen Rallyes in diesem Jahr auch ohne die Probleme seines Teamkollegens sogar schneller als dieser fuhr, wird hingegen zurecht einfordern, dass das Team auch vermehrt auf seine Wünsche eingeht. Umso brisanter ist dieses als in diesem Jahr auch noch der neue Subaru erscheinen und das Licht dieser Rallye Pisten erblicken soll. Sollte dieses Auto nicht mehr ausschließlich nach Solbergs Vorstellungen entwickelt werden, ist dessen Nummer 1 Status auch formal Geschichte; werden Atkinsons Wünsche hingegen nicht berücksichtigt, könnte das Team schnell Team Gefahr laufen, den jungen stark aufstrebenden Australier zu demotivieren.

Doch genau diese Sichtweise sollte sich das Team nicht zu Eigen machen. Das Glas ist bei Subaru schließlich mehr als halbvoll. Bei der Rallye Argentinien hatte jedes Team mit Problemen zu kämpfen und fast jedes Team mindestens einen Ausfall zu beklagen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Solbergs Probleme am letzten Tag auftraten und er danach die Rallye im Gegensatz zu vielen anderen Fahrern nicht fortsetzen durfte. So gilt in der Rallye WRC jene Regel, nach der jeder Fahrer, der gewertet werden möchte, die Ziellinie überqueren muss. Hätte Solberg für alle am Sonntag verpassten Etappen "lediglich" fünf Strafminuten kassiert, wäre er nur auf Platz drei zurückgefallen.

Atkinson ist auf einmal im WM Kampf angekommen, Foto: SWRT
Atkinson ist auf einmal im WM Kampf angekommen, Foto: SWRT

Genau das zeigt auch die andere wichtige Entwicklung im Subaru Team. Es gibt kein Team, das über den Winter mehr an Geschwindigkeit zugelegt hat. Niemand hätte Subaru zugetraut noch mit dem alten Auto, die seit Jahren bestehenden Balanceprobleme zu überwinden und soviel an Geschwindigkeit zuzulegen. Sébastien Loeb führ in Argentinien auch in seiner Konstanz einfach wieder einmal in einer Art eigenen Liga, doch beide Subaru waren schneller als Daniel Sordo im anderen Werks Citroen und insbesondere im Verlauf des Samstages auch absolut auf Niveau der Werks Ford. Wenn nun noch Mitte des Jahres das neue, viel besser auf das aktuelle WRC Reglement zugeschnittene Fahrzeug kommt, könnte Subaru wirklich wieder ernsthaft um den Titel mitreden. Das ist die eigentliche Erkenntnis dieses Wochenendes. Subaru hat in Argentinien viel Boden in der Konstrukteurswertung auf Citroen verloren und auf Ford konnte lediglich einen Punkt aufgeholt werden; - doch das Team war in hohem Maße konkurrenzfähig. Gelingt es Subaru die Fahrerproblematik zu entschärfen und kann das Team weiter auf einen motivierten Petter Solberg zählen, könnte es zu der Überraschung dieses Jahres werden!