Der hochbrisante Titelkampf in der Rallye-Weltmeisterschaft 2007 biegt auf die Zielgerade ein. Nach 13 von 16 Saisonläufen steht am übernächsten Wochenende mit der Rallye Japan erneut eine reine Schotterveranstaltung auf dem Programm – als Speerspitze des Werksteams von Ford darf sich Marcus Grönholm nach zwei reinen Asphalt-Events wieder auf jenen Straßenbelag freuen, den er bevorzugt. Der Ford-Pilot fliegt als Tabellenführer in der Fahrerwertung gen Asien und will dort seinen aktuell vier Punkte umfassenden Vorsprung auf seinen WM-Kontrahenten Sébastien Loeb wieder ausbauen. In der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft liegt Spitzenreiter Ford derzeit mit 32 Punkten vorn und steht damit kurz vor der Titelverteidigung.

Dass ihm die Rallye Japan – dritter WM-Lauf innerhalb von nur vier Wochen – liegt, hat der 39-Jährige bereits in der Vergangenheit unter Beweis gestellt: 2005 konnte er die in Obihiro beheimatete Veranstaltung bereits gewinnen, im Vorjahr sicherte er sich an gleicher Stelle den zweiten Rang. "Die Straßen sind an manchen Stellen sehr eng, aber trotzdem schnell", erläutert der zweifache Weltmeister. "Streckenweise erinnern sie mich an Wertungsprüfungen in England oder Finnland. Besondere Obacht müssen wir aber den tiefen Gräben links und rechts der Wege widmen. Sie werden oft von dichter Vegetation verdeckt, die uns in schöner Regelmäßigkeit auch den Blick auf den Kurvenausgang versperren. Der WM-Kampf zwischen mir und Sébastien ist an einem interessanten Punkt angelangt. Ein Sieg hier in Japan wäre natürlich sehr hilfreich. Aber ich bin mir sicher, dass die Titelentscheidung erst beim Saisonfinale in Wales fallen wird."

Insgesamt warten auf der nördlichen Insel Hokkaido 27 Wertungsprüfungen über eine Gesamtlänge von 350,19 Kilometern auf die Drifter-Elite. Sie führen durch dichte, dunkle und eng bewachsene Wälder, die nur selten die Sonne durchlassen. Die gewundenen Schotterwege – die zumeist künstlich angelegt wurden und daher nicht automatisch der Geländekontur folgen – präsentieren sich daher zumeist sehr feucht. Erschwerend kommt hinzu: Durch die terminliche Verlegung dieses WM-Laufs an das Saisonende sind selbst winterliche Bedingungen nicht mehr ausgeschlossen.

"Die Außentemperaturen können in der Nacht bis auf -5 Grad Celsius fallen - also müssen wir auch mit Schnee und Eis rechnen", fiebert Grönholms Teamkollege und Landsmann Mikko Hirvonen der Rallye Japan entgegen. Vor Jahresfrist konnte der 27-Jährige hier noch Platz drei erringen. "Sollte es wirklich so kommen, dann wäre das für mich als Finne natürlich eine gute Nachricht." Die Wertungsprüfungen schätzt der WM-Dritte als sehr technisch ein. "In vielen Kurven können wir auf der Innenseite abkürzen – 'Cutten', wie wir sagen. Das gehört beim Rallyefahren einfach dazu und kann wichtige Zehntelsekunden sparen, ist aber auch mit Risiken verbunden: Bei der Besichtigung der Prüfungen müssen wir extrem aufpassen, wo sich Steine oder Baumstümpfe verstecken", so Hirvonen. "Wir schauen uns aus diesem Grund jede einzelne Kurve ganz genau an. Gefährlich sind auch die tiefen Gräben mit ihren steilen Kanten: An manchen Stellen genügt es schon, die Ideallinie nur um zehn Zentimeter zu verpassen – und wer hineinrutscht, der kommt aus ihnen so schnell nicht wieder heraus …"