Unverhofft kommt oft: Mit einem letztlich komfortablen Vorsprung von rund 30 Sekunden vor seinem Teamkollegen Mikko Hirvonen entschied Marcus Grönholm die Rallye Italien für sich. Dritter beim siebten von 16 Läufen zur Rallye-Weltmeitsterschaft 2007 wurde Dani Sordo im Citroën C4 WRC. Bei der anspruchsvollen Schotterveranstaltung auf der Mittelmeerinsel Sardinien sah es zunächst lange so aus, als könnte Sébastien Loeb seinen vierten Sieg in Folge feiern. Doch der amtierende Weltmeister schied nach einem Fahrfehler auf der ersten Prüfung des dritten Tages aus und wurde nur noch als 15. gewertet. In der Fahrer-WM musste der Elsässer (48 Punkte) die Führung damit an Grönholm (55 Punkte) abgeben. Gleichzeitig konnte BP Ford (99 Punkte) seinen Vorsprung in der Markenwertung gegenüber Citroën (78 Punkte) weiter ausbauen.

Ein Wochenende voller Hindernisse: Gemeinhin zählt Sardinien zu einem der beliebtesten Urlaubsziele derer, die der Volksmund gerne als "steinreich" bezeichnet. Für die Piloten der Rallye Weltmeisterschaft erwies sich die paradiesisch anmutende Mittelmeerinsel vor allem als reich an Steinen. Besonders am ersten Tag der Rallye Italien bremsten auf der Strecke liegende Felsbrocken den Vorwärtsdrang der weltbesten Drifter immer wieder ein. Davon wusste auch Jari-Mati Latvala ein Lied zu singen. Der junge Finne in Diensten des Teams Stobard-Ford nutzte am Freitagvormittag seine achte Startposition optimal aus und lag auf - dank der vor ihm fahrenden Piloten weitgehend von Staub befreiten Strecken - von der ersten Wertungsprüfung (WP) an in Führung. In der fünften WP jedoch beschädigte sich der BFGoodrich-Pilot an einem Gesteinsbrocken die Vorderradaufhängung und fiel dadurch weit zurück. Ähnlich erging es dem zu diesem Zeitpunkt sechstplatzierten Chris Atkinson (BFGoodrich-Subaru), der in der gleichen WP ebenfalls einen Stein touchierte. Beide beendeten die Rallye schließlich auf den Plätzen neun und zehn.

Nachdem Latvala die Führung aus der Hand geben musste, übernahm am Freitagnachmittag Sébastien Loeb das Kommando. Nach den sechs Wertungsprüfungen des ersten Tages behauptete der Elsässer mit seinem Citroën C4 WRC einen Vorsprung von 22,4 Sekunden auf seinen ärgsten Rivalen in der Fahrer-Weltmeisterschaft, Marcus Grönholm. "Auch wenn die Führung komfortabel aussieht, so war es doch ein harter Kampf", analysierte der Sieger der vorangegangenen drei Schotter-Rallyes. "Die Ford sind sehr schnell. Ich bin froh, dass ich den Nachteil, heute als Erster auf die Strecke zu müssen, in Grenzen halten konnte." Loeb profitierte dabei auch davon, dass Grönholm ab der fünften Prüfung mit einem defekten vorderen linken Stoßdämpfer zu kämpfen hatte und so seinen 15-Sekunden-Vorsprung auf den Franzosen nach und nach einbüßte. "Ich kann mich nicht erinnern, irgendein Hindernis getroffen zu haben", wunderte sich der Finne. "Durch den Defekt erlebte ich einige haarige Momente, vor allem in Rechtskurven."

Angriff ist die beste Verteidigung

Am Vormittag des zweiten Tages suchte Loeb die Vorentscheidung: Mit drei Bestzeiten auf den ersten drei WP verdoppelte er seinen Vorsprung gegenüber Grönholm auf über 40 Sekunden. Dabei ließ sich der Citroën-Pilot auch von einem ungewöhnlichen Hindernis nicht aufhalten: Der vor ihm fahrende Grönholm hatte in einer schnellen Kurve das unter dem Heck seines Ford Focus RS WRC befestigte Reserverad verloren, das anschließend mitten auf der Strecke liegen blieb und von Loeb nur knapp verpasst wurde.

Ähnlich schnell wie das Spitzenduo war am Samstag auch der drittplatzierte Mikko Hirvonen unterwegs. Der junge Finne vertraute dabei am Nachmittag auf den brandneuen BFGoodrich g-Force Gravel 10 mit besonders harter Laufflächenmischung. "In puncto Haltbarkeit stellt dieser Reifen eine positive Entwicklung dar", berichtete der Ford-Pilot anschließend. "Die heutigen Strecken waren allerdings nicht grob genug, sodass der Pneu seine wahren Fähigkeiten gar nicht richtig ausspielen konnte. Trotzdem lesen sich die gesammelten Daten sehr vielversprechend im Hinblick auf die bevorstehende Rallye Griechenland."

Alles kam anders

Mit 36,5 Sekunden Vorsprung auf Grönholm startete Loeb in den dritten Tag. Statt jedoch auf den sechs noch ausstehenden WP dem scheinbar sicheren Sieg entgegenzufahren, musste der Weltmeister der vergangenen drei Jahre die Sieghoffnungen bereits auf den ersten Kilometern begraben. Nach einem Fahrfehler fand sich Loeb im Straßengraben wieder, aus dem er mit seinem Citroën C4 WRC keinen Ausweg mehr fand. Grönholm übernahm die Spitze und behauptete sie bis ins Ziel. "Es ist ein schönes Gefühl, mal wieder ganz oben auf dem Podium zu stehen", freute sich der neue WM-Führende. "Am Freitag war ich sehr schnell unterwegs, hatte aber Pech. Trotzdem hielt ich den Druck auf Sébastien stets aufrecht, und heute kam das Glück zu mir zurück."

Mit Mikko Hirvonen auf Rang zwei feierte BF-Ford auf Sardinien nach der Rallye Norwegen bereits den zweiten Doppelsieg des Jahres. Hinter Dani Sordo, den beiden Solberg-Brüdern Henning und Peter sowie Toni Gardemeister auf den Rängen drei bis sechs fuhr der Österreicher Manfred Stohl auf Position sieben und wiederholte damit sein Vorjahresergebnis. "Wer WM-Punkte sammelt, darf sich nicht beschweren", so der Citroën Xsara WRC-Pilot. "Ich erlebte eine relativ problemlose Rallye. Das ist beruhigend und gibt mir auch mehr Selbstvertrauen in mein Auto."