Denn beim 50-jährigen Jubiläum der Veranstaltung rund um Zwickau geht ein Feld an den Start, in dem die Chancen auf Punkte und Pokale so ausgeglichen sind, wie lange nicht mehr. Beste Aussichten also auf prickelnde Kämpfe der Rivalen um Top-Platzierungen und Klassensiege in den sechs Divisionen, zumal der zweite DRM-Lauf mit einigen Rallye-Delikatessen aufwartet: Auf den rund 130 WP-Kilometern (356 km Gesamtdistanz) erwarten die Teams schon am Freitagabend vier Prüfungen, die bis in die Nacht hinein ausgetragen werden. Eine Mischung aus Asphalt- und Schotterbelägen am zweiten Rallyetag dürfte die Platzierungen im Feld kräftig durcheinanderwirbeln und stellt die Teams vor höchst anspruchsvolle Aufgaben beim Abstimmen ihrer Boliden. Zudem gibt es einige ganz besondere Höhepunkte, die zur Veranstaltung locken: Im Servicepark in der Innenstadt von Zwickau (Bereich Domhof, Kornmarkt und Hauptmarkt) kann man den Teams über die Schulter schauen. Start und Ziel, Fahrzeugpräsentation und Siegerehrung sind öffentlich und kostenlos auf dem Hauptmarkt in Zwickau zu sehen.

Als Spitzenreiter kommen Hermann Gassner / Siggi Schrankl (Surheim / Obing) mit ihrem Mitsubishi Lancer nach Sachen. Sie müssen sich beim Kampf um eine Wiederholung ihres Sieges beim Auftaktlauf vor allem mit drei Rivalen auseinandersetzen. Sandro Wallenwein / Pauli Zeitlhofer (Stuttgart / Österreich) im Subaru Impreza STI sowie die mit Gaststarterstatus antretenden Lokalmatadore Maik Stölzel / Thomas Windisch (Zwickau / Aue) in ihrem Skoda Octavia WRC gehören ebenso zu den heißen Sieganwärtern, wie Toni Werner (Altfraunhofen) im Porsche 911 GT3. Der Bayer muss dabei diesmal auf Stamm-Beifahrer Ralph Edelmann verzichten, der Verpflichtungen im österreichischen Championat hat und setzt ausnahmsweise auf seinen Landsmann Fred Winklhofer. Mit ihm verbindet ihn eine mittlerweile zehnjährige Zusammenarbeit, so dass er trotzdem optimistisch ist, seinen Ausfall beim ersten DRM-Lauf vergessen machen zu können: "Natürlich wollen wir die Scharte von der Hessen-Rallye auswetzen und Punkte für die DM holen", sagt Werner. "Allerdings muss man abwarten, wie die Schotterpassagen aussehen." Besondere Anforderungen stellt der zweite DRM-Lauf, weil gemischte Fahrbahnbeläge auf die Teams warten. Die Auftaktprüfungen am Freitagabend und die Vormittagsrunde am Samstag werden überwiegend auf Asphalt ausgetragen, während zum Abschluss am Samstagmittag dann die Anteile mit Schotter-Belag überwiegen.

Porsche in der ersten Rallyehälfte im Vorteil

Einen Vorteil für die heckgetriebenen Porsche sehen die Konkurrenten denn auch vor allem auf den Asphaltprüfungen: "Am Freitag und Samstagmorgen müssten die Porsche-Fahrer zuschlagen und mit ihrer enormen Power die Bestzeiten setzen", analysiert Sandro Wallenwein. "Doch am Samstagnachmittag kommen Prüfungen mit einem hohen Schotteranteil, da sehe ich die allradgetriebenen Fahrzeuge im Vorteil." Beim Auftakt belegte der Schwabe den zweiten Platz und nutzte die Pause, um sich weiter an den neuen Subaru Impreza zu gewöhnen um den Abstand zu Gassner / Schrankl zu verringern. Auch Toni Werner hat noch eine Rechnung offen: In Hessen lag der Bayer in Führung, als er mit seinem Porsche in einen Graben rutschte und die Heimreise ohne Punkte antreten musste. Der Mix der Untergründe könnte sich auch als ideales Revier für Stölzel / Windisch erweisen, die zwar mit dem WRC-Boliden in der DRM nicht punkteberechtigt sind, aber gleichwohl bei ihrem Heimspiel mehr als nur ein Wörtchen beim Kampf um den Sieg mitreden wollen.

Starke Konkurrenten warten auf ihre Chance

Hinter dem Quartett an der Spitze lauert eine ganze Reihe weiterer Aspiranten auf die Podiumsplätze. Die Speerspitze bilden der Schleusinger Olaf Dobberkau in einem weiteren Porsche 911 GT3, der Hamburger Jan Becker im Mitsubishi Lancer und sein Markenkollege Peter Corazza (Oelsnitz) oder der Crottendorfer Carsten Mohe im Renault Clio R3. Eine ganz besondere Art der Vorbereitung absolvierte dabei Jan Becker. Der Ex-Rallyecross-Meister radelte von Radebeul in Sachsen entlang der Elbe bis nach Hamburg. "Ich habe die Schulklasse meiner Tochter bei dieser Tour begleitet, jetzt bin ich topfit für die Rallye," schmunzelte der Hanseat. Auch eine weitere Runde im Vergleich der schnellen Youngster ist rund um Zwickau zu erwarten. Beim Saisonauftakt in Hessen belegte der 20- jährige Stefan Schneppenheim im Mitsubishi Lancer sensationell den dritten Gesamtrang. Sein zwei Jahre älterer Markenkollege Rudi Hachenberg musste sich erst auf der letzten Prüfung mit Platz vier knapp geschlagen geben und hat bereits Revanche angekündigt. Von den gefahrenen Zeiten her hätte auch der 23-jährige Florian Auer bei seinen Alterskollegen mithalten können. Ein Reifenschaden am Lancer warf ihn jedoch hoffnungslos zurück.

Teilnehmerrekord

Eine Woche nach dem Saisonauftakt wurde die Einschreibeliste der DRM geschlossen. Mit inzwischen 43 Nennungen ist ein neuer Rekordstand erreicht, der das enorme Interesse der Teams am Revival der höchsten deutschen Rallyeliga belegt. Da einige Teams die Chance nutzten, sich noch nach dem Auftaktlauf einzuschreiben und damit die in Hessen errungene Platzierung in Punkte umzumünzen, haben sich im Meisterschaftsstand einige Verschiebungen ergeben. Hinter den Führenden Gassner / Schrankl, die im Mitsubishi Lancer nach dem heiß umkämpften Auftaktsieg die Tabelle anführen und den zweitplatzierten Wallenwein / Zeitlhofer im Subaru Impreza teilen sich nun drei Teams den dritten Platz. Neben den bereits in Hessen notierten Mysliwietz / Schumacher im Honda Civic werden nun auch die Nordhessen Markus Moufang / Hartmut Walch (BMW 120d) und das Sulinger Duo Christian Riedemann / Oliver Bobrink im Suzuki Ignis aufgeführt. Moufang gewann bei seinem Heimspiel die Wertung zum HJS Diesel Masters und erreichte dafür ebenso 20 Punkte für den Divisionssieg wie der erst 19-jährige Christian Riedemann, der im Ignis sensationell die Wertung des Suzuki Rallye Cup für sich entscheiden konnte. "Volle Attacke," verspricht Mysliwietz, der mit einem weiteren Sieg in seiner heiß umkämpften Division 3 (Gruppe N bis 2.000 ccm) "gerne den dritten Platz auch nach der Sachsenrallye halten würde." Denn als nächstes steht ein Lauf in seiner Heimat an: "Dann würde ich als Führender in meiner Division zum Heimspiel ins Saarland anreisen."