Die Rallye Mexiko 2007 begann mit dem furiosen Comeback des ehemaligen Weltmeisters Petter Solberg: Der Norweger brachte in Mittelamerika erstmals seinen aufwändig überarbeiteten neuen Subaru Impreza an den Start und geigte damit bemerkenswert auf. Mit drei Bestzeiten auf den ersten drei Wertungsprüfungen ließ der 32-jährige Publikumsliebling, der 2007 erstmals auf Rennreifen von BFGoodrich setzt, die Entbehrungen seines harzigen Vorjahres schnell vergessen. Beim ersten Service-Stopp im Rallye-Zentrum Léon führte Solberg bereits 17,8 Sekunden vor Sébastien Loeb. Die aktive Frust-Bewältigung profitierte allerdings auch von der späten Startposition des Skandinaviers: Während vorne die Ford-Fahrer Marcus Grönholm und Mikko Hirvonen den Staub von der Piste wedelten, fand der Subaru-Mann bereits griffigeren Untergrund vor. Nach Wertungsprüfung (WP) 5 allerdings war die große Solberg-Show vorzeitig zu Ende: Mit einem Leck im Ölkreislauf seines Impreza World Rally Car musste der Norweger seinen Turbo-Allradler abstellen, das vorzeitige Ende seines Arbeitswochenendes.

Damit war der Weg frei für Sébastien Loeb, der das Schotter-Debüt seines neuen Citroën C4 WRC mit Vorfreude erwartet hatte. "Wir waren wirklich gespannt darauf zu erfahren, wo wir mit dem neuen Auto auf losem Untergrund stehen", so der 33-Jährige. "Aber der C4 hat sich vom Fleck weg als schnell erwiesen, sein Potenzial konnte mich von Anfang an überzeugen." Mit Bestzeiten auf den WP 4 und 6 baute Loeb seinen Vorsprung auf den zweiten Subaru, der sich in den Händen des australischen Nachwuchstalents Chris Atkinson befand, weiter aus. Zu Hilfe kam dem amtierenden Weltmeister dabei seine kluge Reifenwahl: Hatte der Franzose am Morgen der ersten Etappe schmalere BFGoodrich g-Force Gravel gewählt, so wechselte er am Nachmittag auf den etwas breiteren g-Force Gravel H1 - sogenannte "Joker"-Reifen, von denen jeder WM-Pilot für die Übersee-Läufe zwölf zur Verfügung hat, wie Citroën-Cheftechniker Patrick Letort erläutert: "In Mexiko und Neuseeland bedeutet diese Joker-Regelung, dass uns auch ein zweites Profilmuster zur Verfügung steht. Von dieser Möglichkeit haben wir am Freitag angesichts der erwarteten hohen Bodentemperaturen von fast 50 Grad Celsius und den langen Schleifen mit mehr als 80 WP-Kilometern Gebrauch gemacht."

Nicht ganz so erfreulich verlief der Rallye-Auftakt für die Ford-Doppelspitze Marcus Grönholm und Mikko Hirvonen: Als Tabellenführer mussten die beiden Ford Focus RS WRC-Piloten als Erste auf die Strecke und verloren als Staubfeger viel Zeit. Doch während der 26-jährige Hirvonen, der als Sieger der Rallye Norwegen gen Amerika gereist war, nach der Mittagspause zügig Boden gut machen konnte und bis auf Rang drei nach vorne fuhr, blieb der 39-jährige Grönholm eigenartig blass. "Keine Ahnung, warum", haderte der zweifache Weltmeister mit sich und mochte eine ungünstige Reifenwahl nicht allein gelten lassen. Die Ursache fanden seine Techniker: Ein defekter Temperatursensor hatte dem Zweiliter-Turbomotor des Focus RS noch mehr Leistung gekostet, als in den extrem dünnluftigen Höhenlagen der Rallye Mexiko (bis über 2.700 Meter) ohnehin an der Tagesordnung war.

Die Routiniers stellen die gewohnte Reihenfolge wieder her

Am Samstag schlug Grönholm wie erwartet zurück. Nach letzten Fahrwerks-Modifikationen setzte er auf WP 11 eine klare Bestzeit, die ihn mit einem Schlag vom fünften auf den zweiten Rang befördern sollte. "Von da an lag der Ford Focus perfekt, ich konnte nach Herzenslust angreifen", kommentierte der Finne, den allerdings schon eine gute Minute vom führenden Loeb trennte. "Wenn Sébastien gewinnt, muss ich mindestens Zweiter werden", gab Grönholm als Marschroute heraus. Dem Elsässer sollte dies recht sein: "Ich mag diese Wertungsprüfungen hier", so Loeb, der sich am Samstag - anders als die Ford-Piloten - für mittelweiche BFGoodrich Pneus entschieden hatte. "Die vielen besonders rutschigen Stellen verlangen, dass du immer auf der Hut bist. Ich konnte bis ans Limit gehen, ohne etwas riskieren zu müssen. Das Handling meines Citroën C4 ist sehr gut."

Hatten die Routiniers die Top-Positionen bezogen, so lieferten sich ihre jungen Teamkollegen einen interessanten Stellungskampf um die letzte Podest-Platzierung. Hirvonen - der vor dem Auftrumpfen von Grönholm bereits Zweiter war - hatte Chris Atkinson (27) im Subaru zwar gut im Griff, sah sich jedoch einem stürmischen Dani Sordo ausgesetzt. "Ich muss auf Schotter zwar noch besser werden, ein gewisser Fortschritt aber ist zu erkennen", untertrieb der erst 23 Jahre alte Spanier, der nicht lange auf seine Chance warten musste: Auf WP 13 legte Hirvonen einen kapitalen Dreher aufs Parkett.

"Ich war kurz nach dem Start in einer Rechts-Links-Kombination, die wir im vierten Gang fahren, einfach zu schnell", ärgerte sich das Nachwuchstalent aus Jyväskylä. "Wir rutschten raus, verloren rund 25 Sekunden und beschädigten beide Hinterräder. Dank des pannenresistenten ,Mousse'-Systems von BFGoodrich, das tadellos funktioniert hat, entstand daraus aber kein Problem." Resultat: Im Ziel der zweiten Etappe belegte Dani Sordo Platz drei - 2,8 Sekunden vor Mikko Hirvonen.

Heißes Duell um den dritten Rang

Den letzten Platz auf dem Podium hatte der Ford-Pilot allerdings fest eingeplant, entsprechend wütend ging er am Sonntagmorgen an den Start: Mit der Bestzeit auf der ersten Wertungsprüfung drehte der Finne das Ergebnis wieder um. "Schön, trotz meines Fehlers noch Dritter geworden zu sein", bekannte Mikko am Ende der Rallye. "In puncto Speed komme ich immer näher an Loeb und Grönholm heran. Ich glaube, für den Rest der Saison können wir uns noch auf einige spannende Veranstaltungen freuen."

Besonders glücklich war auch Sébastien Loeb, der sich in Mexiko den 30. WM-Laufsieg seiner bemerkenswerten Karriere sicherte. "Unser neues Auto hat sich als nahezu perfekt erwiesen. Der Citroën C4 ist schnell, gut ausbalanciert, neigt weniger zum Übersteuern und geht sehr effizient mit seinen Reifen um. Wir können der Saison optimistisch entgegen blicken, auch wenn die Konkurrenz hart ist: Wenigstens sechs Fahrer und drei verschiedene Autos zählen zu den Siegkandidaten."

Der nächste Saisonlauf, die wieder in den WM-Kalender aufgenommene Rallye Portugal (30. März bis 1. April), wird ebenfalls auf Schotter ausgetragen. Als Tabellenführer geht erneut Marcus Grönholm als erster an den Start. In der Konstrukteurs-Wertung liegt BFGoodrich Partner BP Ford nach dem ersten Saisonviertel 15 Zähler vor Citroën.