Schnee und Eis suchten Fahrer wie Zuschauer bei der diesjährigen Rallye Monte Carlo vergeblich: Der Klassiker in den französischen See-Alpen, sonst für seine wechselhaften Witterungsbedingungen gleichermaßen geliebt und gefürchtet, präsentierte sich unerwartet frühlingshaft mit Temperaturen bis 14 Grad Celsius. "Das ist dieses Mal eine reine Asphalt-Veranstaltung", schwante es alsbald dem Ford-Werksfahrer Mikko Hirvonen. Sollte heißen: Die bespikten Winterpneus konnten in den Transportern von Reifenpartner BFGoodrich bleiben.

Dass er bei der "Monte" das Maß der Dinge ist, dies stellte Sébastien Loeb schnell unter Beweis. Der amtierende Fahrerweltmeister glühte bereits am Donnerstagabend mit seinem neu entwickelten Citroën C4 WRC derart vehement über die ersten beiden, nach Einbruch der Dunkelheit gestarteten Wertungsprüfungen, dass der Konkurrenz beinahe Hören und Sehen verging. "Wir waren sehr gespannt, wie unser neues Auto im direkten Vergleich mit der Konkurrenz abschneiden würde", gestand Loeb vor den beiden besonders schnellen, teilweise von feuchten Passagen gekennzeichneten WP. Er durfte schon bald aufatmen: "Wir haben uns in puncto Reifen für eine härtere Laufflächenmischung entschieden, das war eine mutige Wahl", so der Titelverteidiger, der die Etappe bereits mit einem Vorsprung von rund 24 Sekunden beendete. "Doch sie hat sich ausgezahlt. Das Handling unseres neuen C4 war wirklich sehr gut."

Der Freitagmorgen begann für Citroën, wie er am Abend davor aufgehört hatte: mit einer überlegenen Bestzeit. Dieses Mal jedoch war es nicht Loeb, sondern sein junger Teamkollege Dani Sordo, der auf dem über 46 Kilometer langen Klassiker "St. Pierreville - Antraigues" für Aufsehen sorgte und seinen Rückstand um 16 Sekunden verkürzte. "Die Straßen waren viel feuchter als erwartet, darum bin ich vorsichtig ans Werk gegangen", erläuterte Loeb, der weitere Zeit verlor, als er seinen Turbo-Allradler am Start der WP 5 abwürgte. Doch die Revanche folgte auf dem Fuß: Bei der zweiten "Antraigues"-Überquerung stellte der Elsäßer die interne Hackordnung wieder her und verwies Sordo um 17,1 Sekunden auf die Plätze. "Wir haben attackiert, aber nicht zu viel riskiert", so der Champion kurz und knapp.

Die letzte Etappe stand im Zeichen der BFGoodrich Partner Atkinson und Hirvonen

Auch in den Samstag startete Citroën mit einer Bestzeit - der neunten in Folge. Danach nahmen Loeb und Sordo jedoch Tempo raus und orientierten sich an den Zwischenzeiten ihrer Kontrahenten, vornehmlich also an Vorjahressieger Marcus Grönholm. Der Ford-Werkspilot verteidigte bequem den dritten Rang, konnte die beiden C4 WRC vor ihm jedoch nicht gefährden: "Wir haben im Vorfeld der Rallye mit kühleren Temperaturen und feuchteren Bedingungen gerechnet", so der Finne im Hinblick auf sein nominiertes Reifenkontingent. "Unsere Pneus waren durchgehend eine Nummer zu weich." Probleme mit dem Getriebe seines Focus RS WRC sorgten am Freitag zusätzlich dafür, dass sich der 38-Jährige frühzeitig mit Platz drei zufrieden gab. "Unsere Rallyes kommen noch", kündigt der zweifache Weltmeister vor den beiden bevorstehenden Schnee-Veranstaltungen in Schweden und Norwegen an.

Dafür entbrannte hinter Grönholm zwischen Mikko Hirvonen im zweiten Focus RS WRC und Chris Atkinson im erstmals ebenfalls BFGoodrich bereiften Subaru ein spannendes Duell um die vierte Position. Der Finne hatte sich am Freitag bei der Reifenwahl vergriffen und war bis auf den siebten Platz zurückgefallen. "Pneus und Fahrwerk zu weich", lautete seine griffige Analyse. Nach gezielten Setup-Modifikationen griff der 26-Jährige wieder an und verkürzte seinen Rückstand auf den Australier sukzessive. Am Samstag eskalierte der Zweikampf: Mit drei von sechs Bestzeiten quetschte sich Hirvonen in der Zwischenwertung um 0,8 Sekunden an Atkinson vorbei. Doch das Talent aus "Down under" ließ sich nicht entmutigen und nutzte den abschließenden 2,8-Kilometer-Zuschauerrundkurs im Hafen von Monaco zur Revanche: Er gewann mit seinem Subaru Impreza die Prüfung, knöpfte dem Ford-Youngster eine Sekunde ab und übernahm nach insgesamt 328,54 Kilometern auf Zeit mit dem Minimalvorsprung von 0,2 Sekunden wieder Rang vier…

Stimmen zur Rallye

Sébastien Loeb (Citroën/BFGoodrich):

"Es war nicht einfach, die richtigen Pneus für die verschiedenen Streckenvarianten zu finden. Wir sind einige Male ziemliches Risiko gegangen. Bei der Reifenwahl am Donnerstagabend hat sich das ausgezahlt, Freitag hingegen klappte es nicht so gut. Aber die Reifen von BFGoodrich sind so vielseitig, dass sie dir solche Spielchen erlauben. Sie funktionieren auch unter Bedingungen, die für den jeweiligen Reifentyp schon extrem sind. Die ,2-'-Mediummischung zum Beispiel, die eigentlich für trockene Verhältnisse optimal ist, arbeitet auch bei Nässe hervorragend, solange du sie im optimalen Temperaturfenster hältst."

Chris Atkinson (Subaru/BFGoodrich):

"Dieses Ergebnis übertrifft meine Erwartungen. Ich hatte ein gutes Gefühl und baute vom Start weg Vertrauen in meine BFGoodrich Reifen auf. Wir haben noch nicht einmal begonnen, ihr Potenzial richtig zu nutzen und werden deshalb nun viel mit dem Auto arbeiten."

Matthieu Bonardel (BFGoodrich Programm-Manager Rallye):

"Angesichts der Wetterverhältnisse mussten die Fahrer nicht wie sonst zwischen Reifen mit und ohne Spikes wählen, aber trotzdem gab es einige knifflige Entscheidungen, etwa zwischen den weichen, mittleren und harten Optionen. Da die Bedingungen zwischen feucht und trocken wechselten, mussten die Piloten mehrfach Kompromisse eingehen. Auf der sportlichen Seite sticht das erfolgreiche Comeback von Sébastien Loeb und das Debüt seines neuen Autos heraus, das an diesem Wochenende sehr stark wirkte. Ich war auch von den Subaru Impreza überrascht, die bloß vier Wochen nach ihren ersten Tests mit BFGoodrich bereits Ford herausforderten. Das war ein großer Tag für BFGoodrich, da wir zwei legendäre Rallyes gewonnen haben: die ,Monte' und die ,Dakar' mit Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret auf Mitsubishi."