BFGoodrich will seine Siegesserie bei der "Mutter aller Wüstenrallyes" fortsetzen: 2005 feierte der Reifenhersteller bei der "Baja 1000" in der Vierrad-Wertung den 20. Triumph in Folge, in diesem Jahr wollen sie dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen. Nach dem Sieg bei der Rallye Dakar im Januar würden die Offroad-Spezialisten damit auch das bedeutendste Wüstenabenteuer jenseits des großen Teichs gewinnen. Außenseiterchancen besitzt dabei auch das "All German Team" um Armin Schwarz und Matthias Kahle.

Die Aufgabe klingt einfach: Die Teilnehmer der "Baja 1000" müssen rund 1.000 Meilen in kürzester Zeit zurückzulegen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Die mexikanische Wüstenrallye gilt als eine der größten Herausforderungen und härtesten Prüfungen im Motorsport und wird daher gerne mit der Rallye Dakar verglichen. Dabei blickt die "Baja 1000" auf eine deutlich längere Geschichte zurück: Bereits 1967 wurde die Veranstaltung auf der Halbinsel Baja California - auf deutsch "Niederkalifornien" - ausgetragen, die "Dakar" fand 1979 erstmalig statt.

Bei beiden Wüstenklassikern blickt BFGoodrich auf eine langjährige Erfolgsgeschichte zurück: Im Ziel der Rallye Dakar konnte sich der Pneuhersteller fünf Mal hintereinander als Sieger feiern lassen. Insgesamt stehen für die amerikanische Marke sieben Erfolge zu Buche. Noch beeindruckender liest sich die Bilanz bei der Baja 1000: Auf der mexikanischen Halbinsel ist BFGoodrich in der Kategorie Automobile seit nunmehr zwei Jahrzehnten ungeschlagen.

1.000 Meilen durch unwegsames Gelände

Wenn am 16. November um 6.30 Uhr das erste Motorrad an den Start geht, stehen den Piloten exakt 1.050,83 Meilen - entspricht rund 1690 Kilometern - voller Höllenpisten bevor, die sie nonstop bewältigen müssen. Ruhepausen sind den tollkühnen Frauen und Männern nicht vergönnt. Wegen der enormen Belastungen teilen sich zumeist zwei bis drei Crews bestehend aus Fahrer und Beifahrer ein Auto. Die Wechselpunkte können die Teams auf der Strecke von Ensenada - 65 Kilometer von der US-Grenze entfernt - bis La Paz am Golf von Kalifornien frei wählen. Dabei bewegen sich die Teams nicht auf einer festgelegten Strecke sondern in einer Art Korridor, der mehrere hundert Meter breit sein kann.

Auf Grund der schwierigen Bedingungen kommt den Reifen bei dieser Veranstaltung eine besondere Bedeutung zu: Sie müssen den teilweise mehr als 700 PS starken Buggys auf sandigen Abschnitten ausreichend Traktion bieten und gleichzeitig scharfen Felsen und stacheligen Kakteen trotzen. Für solche Bedingungen eignet sich der BFGoodrich Baja T/AKR perfekt, der Troy Herbst und Larry Roeseler mit ihrem Smithbuild-Ford im vergangenen Jahr zum Sieg verholfen hat.

Bei der Baja 1000 tritt BFGoodrich allerdings nicht nur als Reifenausrüster auf: Die Spezialisten für Offroad-Reifen engagieren sich seit Jahren auch als Sponsor und bieten ihren Partnern umfangreiche Unterstützung an. Entlang der Strecke baut der Pneuhersteller sieben sogenannte "Pit Locations" auf. In diesen Servicepunkten stehen Mechaniker zur Verfügung, die Reifen wechseln und die Autos betanken. BFGoodrich transportiert zudem die Pneus und den Kraftstoff für die Teams vom Start in Ensenada zu den jeweiligen Hilfsstationen. Darüber hinaus erstellt die Reifenmarke auch das Roadbook für die Baja 1000 sowie ihre "kleine Schwester", die Baja 500.

Armin Schwarz und Matthias Kahle fahren für Schwarz-Rot-Gold

Exakt vier Stunden nach dem ersten Zweirad geht auch das erste Auto auf die brutale Strecke - und das ist aus deutscher Sicht in diesem Jahr besonders interessant: Mit der Startnummer 101 nimmt das Team "All German Motorsports" das Wüstenabenteuer in Angriff. Hinter dem Projekt verbergen sich die Rallyeprofis Armin Schwarz und Matthias Kahle, der aus Deutschland stammende Amerikaner Brett Hartmann sowie ihre Copiloten Mike Nelson, Rob Fox und Don Schulz. Bei ihrer ersten gemeinsamen Marathon-Rallye gehen sie in einem BFGoodrich-bereiften Jimco-Buggy in der Topkategorie "Class 1 - Unlimited" an den Start.

Gerade im Land der unbegrenzten Möglichkeiten lässt sich der Begriff "Unlimited" wörtlich nehmen: Das Fahrzeug von "All German Motorsports" verfügt über einen V8-Heckmotor mit 5,5 Litern Hubraum und rund 740 PS - und das bei einem Gewicht von lediglich 1.750 Kilogramm inklusive Fahrer. Außerdem beeindruckt das Fahrzeug durch eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h - sofern es die Streckenführung zulässt.

Schwarz: "Wie die Safari-Rallye in den 80er-Jahren"

"Als ich bei Tests bis zu 1,5 Meter hohe Bodenwellen ansteuerte, wurde mir ganz mulmig und ich wartete auf den großen Schlag", beschreibt der ehemalige Rallye-Werksfahrer Schwarz, der den ersten Turn fahren wird. "Aber es fühlte sich an, wie einen Bordstein hochzufahren. Dieses Wüstenrennen ist von den Strecken her etwa so knallhart wie die Safari-Rallye in den 80er-Jahren. Nur das Tempo ist viel, viel höher. Bodenwellen, die wir im World Rally Car im ersten Gang fahren, bügeln die amerikanischen Buggys mit 100 Meilen pro Stunde weg" - auch ein Verdienst der BFGoodrich Pneus sowie der immensen Federwege, die bis zu 1,5 Meter erreichen.

Sein Teamkollege Matthias Kahle sammelte bereits Erfahrungen im Marathon-Sport. Der gebürtige Görlitzer nahm an der diesjährigen Rallye Dakar teil und beendete die Rallye Transibérico im BFGoodrich-bereiften VW Race Touareg II auf Rang vier. "Ich hoffe, dass die Zusammenarbeit mit meinem amerikanischen Copiloten Rob Fox auf Anhieb funktioniert und wir genügend Licht am Auto haben", so der 37-Jährige, der den Schluss-Turn fährt. "Schließlich werden wir beide wohl ausschließlich im Dunkeln unterwegs sein - und das im freien Gelände. Auch für einen Rallyeprofi wie mich ein echtes Abenteuer."

Trotz ihrer langjährigen Erfahrung im Rallyesport betreten die Deutschen in Mexiko Neuland, und nehmen daher nur eine Außenseiterrolle ein: "Matthias und ich starten zum Spaß und um zu lernen", erklärt Schwarz. "Wer glaubt, beim Debüt gleich vorne mitfahren zu können, sollte wissen, wie akribisch sich die Top-Teams in den USA auf diese Rallye vorbereiten. Die großen Teams trainieren hier etliche Male, um alle möglichen Pfade und Abschneider zu kennen. Beim Rennen greifen sie auf &Mac226;Spotter-Hubschrauber' zurück, die den Fahrern per Funk sagen, wer vor ihnen liegt, welche Strecken sie wählen sollen und wo sie überholen können. Wir haben keinen Helikopter, deswegen wäre es für uns ganz toll, in den Top 15 anzukommen."

Das große Ziel: Der 21. Erfolg in Serie

Als großer Favorit der 39. Baja 1000 wird das Duo Troy Herbst und Larry Roeseler gehandelt. Die beiden US-Amerikaner ließen die Konkurrenz in den vergangenen zwei Jahren jeweils hinter sich und wollen mit ihrem Smithbuilt-Ford Geschichte schreiben: Drei Triumphe in Folge gelangen zuvor noch niemandem. Wie in den Vorjahren setzen sie erneut auf Offroad-Pneus von BFGoodrich.

Doch die Liste der Rivalen ist lang: Mark McMillin gewann die Vierrad-Kategorie bei der Baja 1000 bereits vier Mal. 2006 greift er gemeinsam mit Brian Ewalt in einem Jimco-Chevy an. Außenseiterchancen rechnen sich auch Schwarz Teamkollegen Martin Christensen/Boris Said/Dave Mason im Jimco-BMW aus. Doch wer auch immer nach mehr als 15 Stunden als Erster die Ziellinie überquert, er fährt vermutlich auf Reifen von BFGoodrich - schließlich setzen praktisch alle Top-Teams auf die Pneus der amerikanischen Marke.