Sie gilt als eine der schnellsten, spektakulärsten und aufregendsten Veranstaltung im Kalender - und als einzige WM-Rallye, die zu einem guten Teil in der Luft entschieden wird. Charakteristisch für die Rallye Finnland sind eine stark verdichtete und harte Fahrbahnauflage, sehr schnelle Strecken, die berüchtigten Sprunghügel und wechselhafte Gripverhältnisse. "In Finnland kommt es noch immer mehr auf die Fähigkeiten des Fahrers an als auf das Material", betont Aimé Chatard, Leiter der BFGoodrich Aktivitäten in der Rallye-WM. "Die Reifen leisten jedoch eine erheblichen Erfolgsbeitrag, wenn sie in drei Bereichen stark sind: Traktion, Lenkpräzision und Kontrolle des Hecks."

Um die geeigneten Optionen auszuwählen, testete BFGoodrich mit einigen Partnerteams in der Nähe des Rallyezentrums Jyväskylä auf sehr ähnlichen Strecken wie beim kommenden WM-Lauf. Zwar fanden die Tests meist bei feuchter Witterung statt, dennoch bewerteten alle Partner die Vorbereitung auf den Schotter-Klassiker als sehr positiv.

Die Rallye Finnland aus Sicht von BFGoodrich

Das hohe technologische Niveau der World Rally Cars und die immensen Geschwindigkeiten auf den finnischen Wertungsprüfungen setzen die Reifen Belastungen aus, wie sie sonst nur bei Asphaltveranstaltungen auftreten. Oberstes Entwicklungsziel ist die Lenkpräzision der Pneus und ihre Fähigkeit, auch minimalste Lenkbewegungen unmittelbar umzusetzen. Zudem müssen die Reifen auch die heftigen Lasten schlucken, die bei jeder Landung nach einem Sprung auftreten. "Bei der Landung geht es aber nicht nur darum, die Masse des Autos zu tragen, sondern auch um die gleichzeitig auftretenden Seitenführungskräfte und die exakte Positionierung", erklärt Chatard. "Und das alles müssen in Bruchteilen von Sekunden vier, drei, zwei oder gar nur ein Rad leisten."

Ein anderer interessanter Aspekt: Wegen der hohen Spitzentempi spielt die Aerodynamik der Fahrzeuge eine ungewöhnlich große Rolle - was sich auch auf die Reifen-Performance auswirkt. "Für uns wäre es ideal, die Finnland-Rallye auf Asphalt auszutragen", scherzt Chatard und konkretisiert: "Der Abtrieb der World Rally Cars ist grundsätzlich zu niedrig, um die Arbeit der Reifen zu unterstützen. 60 oder 100 Kilogramm Downforce sind im Vergleich zur Formel 1 oder den Le Mans-Sportwagen sehr wenig. Ausgerechnet in Finnland könnte der Abtrieb effektiv wirken - wenn die Reifen konstant Bodenkontakt hätten und in den Kurven nicht so stark drifteten. Dann würde der Anpressdruck das Durchdrehen vermindern und wir könnten etwas weichere Mischungen einsetzen."

Wo wir schon im Konjunktiv sprechen: Auch die niedrigen Temperaturen, die im finnischen Sommer bisweilen zehn Grad nicht übersteigen, würden den Einsatz weicher Mischungen erlauben. Topspeeds und harte Landungen aber sprechen für mittelharte Compounds, vornehmlich die Härtegrade "9-" und "9" des BFGoodrich g-Force Gravel. Dieser Reifentyp eignet sich für Temperaturen von 15 bis 25 Grad und die jeweils erste Passage von Wertungsprüfungen, wobei "9-" die etwas softeren Varianten darstellt.

Alternativ kommt der BFGoodrich g-Force Gravel 8 zum Einsatz, ein weicher Schotterreifen für Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad sowie feuchte oder nasse Fahrbahn. Diese Reifenfamilie weist einen Negativprofilanteil von 40 Prozent auf, der für Strecken mit besonders losem Untergrund durch manuelles Nachschneiden vergrößert werden kann.

Die Fahrer haben für die Rallye Finnland bis zum 4. August ihr Kontingent von 60 Reifen nominiert, von denen sie 40 einsetzen dürfen. Bei dieser reinen Schotterrallye ist nur ein Profiltyp erlaubt.