Dass der Sieg bei der diesjährigen Rallye Griechenland nur über Marcus Grönholm führen würde, wurde schnell deutlich: Nachdem sich der finnische Ford Focus WRC-Pilot bei der Zuschauerprüfung im Athener Olympiastadion am Donnerstagabend noch mit dem zweiten Platz hinter Citroën-Pilot Sébastien Loeb begnügen musste, drehte er am Freitag groß auf. Der 38-Jährige markierte auf allen sechs Wertungsprüfungen die Bestzeit und behauptete damit am Ende des Tages einen Vorsprung von 26,3 Sekunden auf Subaru-Pilot Petter Solberg. Tabellenführer Loeb folgte weitere 9,2 Sekunden zurück auf Rang drei.

"Der Focus WRC funktioniert fantastisch", freute sich Grönholm nach Abschluss der ersten Etappe. "Wir hatten keinerlei Probleme, und ich hoffe, dass dies bis Sonntagabend so bleibt." Auch Loeb erkannte Grönholms herausragende Vorstellung neidlos an. "Ich wollte angreifen, aber Marcus ist einfach zu schnell für mich", erklärte der Franzose, der als Tabellenführer am Freitag jeweils als erster auf die Strecke musste und somit den "Straßenkehrer" für die Nachfolgenden spielte.

Für den zweiten Tag veränderte Loeb das Set-up seines Citroën WRC - eine Maßnahme, die sich auszahlen sollte: Bereits auf der ersten Samstags-WP verbesserte er sich auf Rang zwei in der Gesamtwertung. Mit einer Bestzeit auf der folgenden Wertungsprüfung nahm er Grönholm knapp zehn Sekunden ab und verkürzte damit den Rückstand auf den Führenden bis auf 28 Sekunden. "Jetzt greifen wir richtig an", verkündete der Weltmeister. Grönholm ließ sich von den Attacken seines Verfolgers allerdings nicht nachhaltig beeindrucken und konterte seinerseits mit zwei schnellsten Zeiten am Stück.

Am Samstagnachmittag wurde dann einmal mehr deutlich, warum die Rallye Griechenland traditionell zu den härtesten Veranstaltungen im Kalender der Rallye-Weltmeisterschaft zählt: Gleich reihenweise forderten die hochsommerliche Hitze und die unbarmherzigen Schotterpisten ihren Tribut. So verlor beispielsweise Petter Solberg nach Ausrutschern und technischen Problemen an seinem Subaru Impreza viel Zeit. Nach einer unverschuldeten Kollision auf einer Verbindungsetappe zur WP 13, der letzten Wertungsprüfung des Samstages, musste er seinen Arbeitstag schließlich vorzeitig beenden. Dadurch fiel er zwar weit zurück, konnte aber am nächsten Tag unter dem SupeRally-Reglement wieder ins Geschehen eingreifen. Auch Loeb blieb nicht verschont: Nachdem er auf der zwölften WP eine weitere Bestzeit verbuchte, verlor er auf der 13. Prüfung nach einem Reifen- und Aufhängungsschaden 1.22 Minuten auf Grönholm. "Ich dachte erst, wir würden es gar nicht mehr in den Service-Park schaffen", so Loeb, der schließlich doch noch bei seinem Kronos-Team zur Reparatur vorfahren konnte - wenn auch nur auf drei Rädern.

Anders als noch bei der zurückliegenden Rallye Italien - als er in Führung liegend am zweiten Tag ausschied - blieb Marcus Grönholm in Griechenland von derartigen Unbilden verschont. Nach einer fehlerfreien Fahrt behauptete "Magic Marcus" am Abend der zweiten Etappe nach 13 von 18 Wertungsprüfungen einen Vorsprung von 1.47 Minuten auf Loeb. 72 Sekunden hinter dem Franzosen folgte Grönholms Teamkollege Mikko Hirvonen. "Ich bin natürlich sehr zufrieden, aber wir müssen trotzdem erst einmal ins Ziel kommen", bremste Grönholm zu hohe Erwartungen. "Das ist die härteste Rallye Griechenland seit sechs Jahren. Unter diesen Bedingungen kann dein Vorsprung gar nicht groß genug sein." Da mag es dem Führenden ein Trost gewesen sein, dass sein härtester Verfolger nicht mehr bedingungslos auf Attacke fahren wollte. "Mein Ziel lautet, es vorsichtig angehen zu lassen und den zweiten Rang nach Hause zu fahren", verriet Loeb vor dem Start der dritten Etappe.

Damit war der Weg für Grönholm endgültig frei: Der Finne beschränkte sich darauf, seinen Vorsprung zu verwalten und setzte lediglich auf der abschließenden Super Special im Athener Olympiastadion eine weitere Bestzeit. Mit einem Vorsprung von rund 2.30 Minuten auf Loeb feierte der Finne seinen dritten Saisonsieg. Hirvonen als Dritter machte das hervorragende Mannschaftsergebnis des BFGoodrich Partners Ford perfekt. "Dieses Resultat spiegelt die harte Arbeit wider, die wir seit der Rallye Italien investiert haben", freute sich Teamchef Malcolm Wilson. "Wir widmen diesen Sieg dem verstorbenen Edouard Michelin."

"Die Rückkehr der Rallye Akropolis in die Region rund um Athen markierte auch das Comeback der extrem anspruchsvollen Wertungsprüfungen, für die diese Veranstaltung so berühmt ist", erklärte Aimé Chatard, bei BFGoodrich verantwortlich für das Rallye-Engagement. "Vor allem die Etappen zwei und drei erwiesen sich wie erwartet als harte Herausforderung für die Reifen. Die Strecken waren nicht nur besonders rau, sondern wurden teilweise auch bis zu vier Mal befahren. Zudem lagen die Durchschnittsgeschwindigkeiten sehr hoch. Ohne das Mousse-Pannensystem, das in allen Reifen montiert war, hätte es nicht ein einziges World Rally Car bis ins Ziel geschafft. Das Ergebnis dieses Wochenendes bestätigt die Stärken unseres neuen Schotterreifens g-Force Gravel H2 in puncto Haltbarkeit. Auch bei der Leistungsfähigkeit zeigt der Vergleich der Zeiten von Sébastien Loeb und Marcus Grönholm auf den langen Prüfungen am Samstagnachmittag - als der Kampf um die Spitze voll entbrannt war - gegenüber unseren Konkurrenten das Potenzial dieses Pneus."