Selten drehte sich so viel um den Co-Piloten: Daniel Elena durfte im Ziel der Rallye Italien seinen 25. WM-Sieg und damit die alleinige Rekordmarke der Beifahrer feiern. Sämtliche Triumphe erzielte der in Monaco geborene Elena an der Seite seines Chauffeurs Sébastien Loeb, dem er seit 1998 das "Gebetbuch" vorliest. Das französische Weltmeister-Duo erwies sich in Italien ab Rallye-Halbzeit als unantastbar - zuvor allerdings hatte einiges darauf hingedeutet, dass Daniel Elena seine Rekord-Party noch aufschieben müsste.

Anderthalb Tage lang sah es nämlich so aus, als hätte der Weltmeister auf Sardinien seinen Meister gefunden: Der ebenfalls auf BFGoodrich vertrauende Ford-Pilot Marcus Grönholm gab von der ersten Wertungsprüfung (WP) an das Tempo vor. Der Finne hatte die neu konstruierten Schotterpneus durch die BFGoodrich Techniker noch von Hand nachschneiden lassen, damit das Profil den losen Sand besser ableitete. Eine ähnliche Dienstleistung - wenn auch unfreiwillig - erwies ihm Sébastien Loeb. Der Star des belgischen Kronos-Teams musste zu Beginn der Rallye aufgrund seiner WM-Führung als Erster auf die Piste und betätigte sich deshalb als Straßenreiniger für die nachfolgenden Piloten. Nutznießer der Situation war unter anderem Grönholms Teamkollege Mikko Hirvonen, der sich auf der ersten Etappe rund 40 Sekunden hinter dem schlaksigen Teamleader und noch vor Loeb auf Rang zwei einrichtete.

Als das Feld über bereits gefahrene - und damit saubere - WP hetzte, markierte auch der Citroën-Pilot seine ersten Bestzeiten. Um auf den wie entfesselten fahrenden Grönholm Eindruck zu machen, reichte es aber nicht. "Ich bin selbst erstaunt über diesen großen Vorsprung", gab "Bosse" am Freitagabend zu. "Die Strecken wiesen üble Spurrillen auf und beanspruchten die Reifen extrem. Ich hatte aber den ganzen Tag über keinen Reifendefekt, was für ihre Qualität und für die Arbeit von BFGoodrich spricht."

Am Samstag erfuhr Grönholm dann aber auf schmerzhafte Weise, dass man den Spruch vom "steinigen Weg zum Erfolg" auf Sardinien stets wörtlich nehmen muss: In WP 8 landete der Ford Focus WRC des Finnen nach einem Sprung derart heftig auf einem Stein, dass die Ölwanne zerbarst und "Magic Marcus" vorerst ausgezaubert hatte. "Ich habe sogar früher gebremst, weil wir mit über 30 Sekunden Vorsprung führten", wunderte sich der Finne. "Aber plötzlich lag da ein großer Stein, den wir mit dem linken Vorderrad trafen. Nach dem Knall leuchtete gleich das Ölwarnlicht. Ich hoffte, es wäre nur ein defekter Sensor - aber nach 800 Metern ging nichts mehr." Auch Sébastien Loeb setzte an gleicher Stelle brutal auf, hatte aber mehr Glück und verzeichnete keine Folgeschäden. Mehr noch: Der Elsässer holte gleich mal diese und die nächste Bestzeit und etablierte sich klar als Führender.

Am Ende der zweiten Etappe lag Loeb nun mehr als zwei Minuten von Hirvonen. Um Rang drei duellierten sich Gigi Galli und Loebs Teamkollege Dani Sordo. Der Spanier brachte das Kunststück fertig, so hart zu landen, dass er gleich in allen vier Pneus einen Druckverlust verursachte, blieb aber dennoch unbeirrbar auf Podiumskurs.

Auf der Schlussetappe am Sonntag musste der überlegene Sébastien Loeb keine Risiken mehr eingehen und fuhr seinen insgesamt 25. Sieg auf WM-Ebene souverän nach Hause. Auch Hirvonen wollte seinen wichtigen zweiten Rang keinesfalls mehr gefährden und trug den Focus ins Ziel - auch dies ein Grund für die abschließenden WP-Siege von Chris Atkinson und Jan Kopecky.

Am Ende führte "Super-Seb" ein komplett mit BFGoodrich Partnern besetztes Podest an, denn hinter dem 25-jährigen Ford-Fahrer Hirvonen sicherte sich tatsächlich Sordo Rang drei. Auch Platz vier ging mit Xavi Pons an einen Citroën- und BFGoodrich Piloten. Mit weiteren zehn Zählern und begünstigt durch Grönholms Pech baute Loeb die Führung in der Weltmeisterschaft auf nunmehr 31 Punkte (!) aus. In der Markenwertung führen die BFGoodrich Partner Kronos-Citroën und BP Ford.

Fazit: Die Rallye Italien aus Sicht von BFGoodrich

"Ein Stein zu viel für Marcus", befand Aimé Chatard, verantwortlich für das Rallye-Engagement von BFGoodrich in der Weltmeisterschaft, nach dem Zieleinlauf. "Gerade, als sich ein grandioser Zweikampf zwischen Sébastien und Marcus anbahnte, riss ein halb in der Erde versteckter Stein den Ford Focus aus dem Rennen. Bei dieser Rallye schien es, als wäre jede Etappe ein anderer Event: Die Zeiten beim zweiten Durchfahren der Wertungsprüfungen lagen um mehr als eine Sekunde pro Kilometer unter denen bei der ersten Durchfahrt. Unsere Fahrer wählten für die Prüfungen am Vormittag jeweils die Medium-Mischung und wechselten nachmittags auf die harte Option, um die längeren Schleifen unbeschadet zu überstehen. Besonders die Freitags-WP waren extrem hart für die Reifen und gaben schon einen Vorgeschmack auf das, was uns in 14 Tagen in Griechenland erwartet. Marcus und Sébastien wählten am Freitag- und Samstagmorgen beide den BFGoodrich g-Force Gravel 9. Deswegen können wir noch nicht sagen, welchen Zeitgewinn unsere Neuentwicklung im Vergleich zum Vorgängermodell ermöglicht. Aber dass beide Top-Fahrer nach dem ersten Tag nochmals auf den neuen Schotterreifen zurückgriffen, spricht schon sehr für das Evolutionsmodell."