Der junge Deutsche Aaron Burkart spricht im Interview erstmals über den Unfall bei der Spanien Rallye, die Unterstützung und darüber, wie es weitergehen soll.

Aaron Burkart, nur wenige Tage nach der Meldung, dass Sie die gesamte FIA Junior-WM bestreiten werden, verlieren Sie Ihren Co-Piloten. Wie ist das tragische Unglück passiert?

Burkart: Zu allererst möchte ich meine tiefe Anteilnahme und mein Mitgefühl Jörgs Familie aussprechen. Sein Tod ist ein tragischer Verlust. Ich habe bis Freitag vergangener Woche nicht an Schicksal geglaubt, jetzt denke ich anders. Wir sind auf der zweiten Sonderprüfung der ersten Etappe in einer Linkskurve von der Strecke abgekommen und rund vier Meter eine Böschung hinunter. Unser Fahrzeug kam zum Stillstand und wir waren beide unverletzt. Wir stiegen aus und stellten fest, dass nach einem Reifenwechsel eine Weiterfahrt über einen alten Forstweg zurück auf die Prüfung möglich wäre. Unser Auto war seitlich von einem Baum geschützt – also machten wir uns an die Arbeit. Jörg nahm den Sturzhelm ab, um die Motorengeräusche der nachfolgenden Fahrzeuge hören zu können – wir sind dann jedes mal auf die Seite hinter den Baum gegangen. Ich war gerade dabei am vorderen linken Rad die Muttern festzuziehen als es laut knallte. Ich sah auf, und das zweite Auto lag mit geringer Überlappung an unseres angelehnt. Dieses hatte oben an der Strecke einen Baum getroffen, überschlug sich und stieß mit dem Heck an unser Fahrzeug. Jörg war gerade dabei den kaputten Reifen im Kofferraum zu verstauen und befand sich zwischen den Autos – wir haben dieses Fahrzeug einfach nicht gehört. Es ist nicht zu glauben, welch Verkettung unglücklicher Umstände dort zusammen traf.

Was ist dann weiter passiert?

Burkart: Die beiden anderen Piloten waren unverletzt. Wir haben gemeinsam das Auto weggeschoben und bis zum Eintreffen des Ambulanzwagens habe ich Erste Hilfe geleistet. Eine Landung des Hubschraubers war direkt an der Unglücksstelle nicht möglich – die Ambulanz hat Jörg zur nächstgelegenen Landeplatzmöglichkeit gebracht und er wurde ins Spital geflogen. Trotz der sofort eingeleiteten Hilfsmaßnahmen erlag er jedoch seinen schweren Verletzungen.

Wie würden Sie Jörg Bastuck beschreiben – was war er für ein Mensch?

Burkart: Jörg war nicht nur beruflich sozial tätig, er war privat immer um das Wohl seiner Familie und seiner Freunde bedacht. Eine seiner großen Leidenschaften war der Rallysport – und er hat sich irrsinnig auf die Saison in der Junior-WM gefreut. Diesen Sport sah er als Herausforderung, in dem Profis am Werk sind. Und Jörg war genau so ein Profi, der viel zu früh von uns gegangen ist.

Sie sind erst 23 Jahre alt, wie verarbeitet man ein solches Erlebnis?

Burkart: Jörgs Eltern wurden eingeflogen, seine Frau war vor Ort. Die Gespräche mit Ihnen waren für mich besonders wichtig. Bei solch einem tragischen Unfall entwickeln Menschen aber auch auf beinahe unnatürliche Art und Weise eine unglaubliche Kraft. Durch meine Tätigkeit im Krankenhaus als Zivildienstleistender war ich mit sehr schlimmen Situationen konfrontiert, es ist aber ganz anders wenn es einen selbst trifft.

Auch wenn eine unglaubliche Kraft nach solch einem Unfall entsteht, benötigt man Unterstützung. Haben Sie diese erfahren?

Burkart: Das Team hat Unterstützung von allen nur möglichen Seiten bekommen. Ich weiß da gar nicht so recht wo ich beginnen soll. Angefangen bei der FIA und der ISC, die uns sofort den Teamarzt der Junior-WRC an die Seite gestellt haben. Der Veranstalter hat eine rührige Übersetzerin für alle Amtswege organisiert, der ADAC Saarland hat Jörgs Eltern eingeflogen. Ob Teammanager Jürgen Bertl oder Fahrerkollegen - es waren wirklich alle für uns da und haben Hilfe angeboten.

Wie soll es jetzt weitergehen?

Burkart: Ich werde weitermachen. Jörgs Eltern und seine Frau haben mich in dieser Entscheidung bestärkt. Wir alle betreiben diesen Sport aus Leidenschaft. Auch für Jörg war es eine seiner großen Leidenschaften und deshalb werde ich in Korsika an den Start gehen. Wer Beifahrer ist, wird sich in den nächsten Tagen herausstellen. Aber Jörg wird wohl noch lange mit mir mitfahren.