So hatte sich Armin Kremer seinen achten Start bei der legendären Rallye Monte Carlo nicht vorgestellt. Vor allem, weil der mehrmalige Deutsche-, Europa- und Asien-Pazifik-Meister in den beiden Vorjahren jeweils aufs Podium der WRC2 stürmte und dabei vermeintlich stärkere Gegner auf die Plätze verwies.

Nach Absage der ersten Wertungsprüfung (WP) hielt sich der Mecklenburger Routinier Donnerstagnacht auf der folgenden WP zurück und ging auf WRC2-Rang sieben zu Bett. Bevor er im weiteren Rallye-Verlauf seine Klasse unter Beweis stellen konnte, kam das frühe Aus. Auf der Auftaktprüfung am Freitagmorgen markierten Kremer und sein 21 Jahre junger Copilot Pirmin Winklhofer die sechstschnellste WRC2-Zeit. Nur eine Prüfung später wurde dem deutschen Skoda Duo dann eine jener kniffligen 'Monte'-Kurven zum Verhängnis.

Der Scheitelpunkt einer Kehre war nahezu trocken, die Asphaltdecke am Kurvenausgang dagegen extrem vereist. Im besseren Schritttempo rutschten Kremer/Winklhofer mit ihrem Fabia R5 zum Kurvenausgang, mit dem Heck voran über eine kleine Kante und blieben in einem schneebedeckten Feld stecken.

Schnell war klar: trotz einem intakten Wettbewerbsgerät gibt es aus der misslichen Lage kein Entrinnen. Blieb nur das Warten auf das österreichische BRR-Einsatzteam rund um Rekordlandesmeister Raimund Baumschlager. Noch auf dem Rückweg zum Service besprachen Fahrer und Teamchef die weitere Vorgehensweise und kamen zum Entschluss, auf den möglichen Restart zu verzichten.

Einerseits, weil durch den großen Zeitrückstand wegen des frühen Ausrutschers kaum Chancen auf einen vorderen WRC2-Platz und damit satte WM-Punkte bestanden. Andererseits zeigt sich Armin Kremer über die zum Vorjahr nochmals schwierigere Situation in der WRC2-Weltmeisterschaft enttäuscht. Noch am Freitag packte das deutsch-österreichische Skoda Team zusammen und machte sich auf die Heimreise.

Armin Kremer: "Natürlich bin ich enttäuscht. Wer wäre das nicht? Schließlich haben wir keinen Kratzer am Auto und waren gerade dabei, Boden gut zu machen. Aber so ist der Rallyesport und insbesondere die 'Monte'. Man muss solch eine Situation aber auch realistisch sehen. Für mich macht es nun einfach keinen Sinn mehr, hier weiterzufahren und ein unnötig hohes Risiko einzugehen, nur um eventuell noch ein paar WM-Pünktchen zu holen. Um ehrlich zu sein, hat aber auch die aktuelle Situation in der WRC2 mindestens einen ebenso großen Anteil an unserer Entscheidung, auf den möglichen Restart zu verzichten. In meinen Augen geht die WRC2 in eine falsche Richtung. Da ist nicht nur die Übermacht der reinen Werks- und werksunterstützten Fahrer, sondern zudem die für mich nicht mehr nachvollziehbaren Regeln. Wie kann es sein, dass hier nicht in der WRC2 nominierte Piloten wie Skoda-Werksfahrer Pontus Tidemand oder Hyundai-Werksfahrer Kevin Abbring urplötzlich in der WRC2-Startliste eingereiht werden, statt dahinter auf die Strecke zu gehen. Auch sonst empfinde ich die Dominanz der Werksteams wie von Skoda zu groß. Um in der WRC2 dabei zu sein, bezahlen wir viel Geld, finden in der TV-Berichterstattung aber kaum statt und haben scheinbar auch sportlich null Vorteile durch eine Nominierung. Heute packen wir erst einmal unsere Zelte zusammen. Klar ist aber auch, ich will und werde in irgendeiner Form weitermachen. Wie unser Programm künftig aussieht, besprechen Raimund Baumschlager und ich in den nächsten Tagen. Im Moment ist die Enttäuschung einfach noch zu groß, um eine Entscheidung zu treffen."