Die kühle Luft in den Bergen Monte Carlos ist zum Bersten gespannt. Zwei Weltklasse-Piloten liefern sich ein Duell der Spitzenklasse. 6,7 Sekunden Rückstand reduzieren sich auf 1,5 Sekunden und steigen wieder auf 5 Sekunden an. Bestzeiten auf der einen und der anderen Seite. Führungswechsel. Und die Masse feiert die beiden Helden: Sebastien Ogier und Kris Meeke.

Bei der Rallye Monte Carlo 2016 lieferten sich die beiden Fahrer ein Sekundenduell, das Fans und Experten in Atem hielt. Bis Wertungsprüfung 13, nach der Meeke durch einen Schaden an seinem Citroen DS3 WRC die Segel streichen musste. Es sollte 2016 das bisher einzige Duell auf Augenhöhe der beiden Piloten werden - bis jetzt.

Sebastien Ogier kann nach dem Shakedown gelassen auf die Rallye Frankreich blicken, Foto: Sutton
Sebastien Ogier kann nach dem Shakedown gelassen auf die Rallye Frankreich blicken, Foto: Sutton

Frankreich gegen Frankreich

Bei der Rallye Korsika tritt Meeke zum ersten Mal seit Monte Carlo wieder auf Asphalt an. Damit hat der Ire nicht den großen Vorteil der späten Startposition - im Gegenteil. Wie im Fürstentum wird Ogier durch die sauberen Straßen im Vorteil sein. Allerdings ist das Cutten bei der Tour de Corse schwieriger als bei anderen Asphalt-Rallyes, was den Dreck auf der Strecke für die späteren Fahrzeuge verringert. Meeke hat also eine Chance, wirklich gegen Ogier um den Sieg zu kämpfen.

Es wird ein Kampf der Fahrer und ihrer Anhänger: Französischer Fahrer gegen französisches Team in Frankreich. Meeke ist neben Ogier der einzige Fahrer im Feld, der 2016 mehr als eine Rallye gewonnen hat. Sowohl in Portugal als auch Finnland konnte Weltmeister Ogier keinen Stich gegen Meeke setzen. Von einer Asphalt-Revanche mit umgekehrten Vorzeichen will er dennoch nichts wissen. "Ich brauche absolut keine Revanche, denn ich habe mit ihm diese Saison noch nie wirklich gekämpft", sagte Ogier und spielte auf seinen großen Nachteil der Startposition bei Schotterevents an.

Der Volkswagen-Pilot machte unmissverständlich deutlich, dass er - im Gegensatz zu allen Beobachtern - keinerlei Fokus auf das Duell gegen Meeke richten werde. Für Ogier haben Punkte auf dem Weg zu seinem vierten Titel klare Priorität. "Wenn es zu einer Situation kommen sollte, in der ich vor meinem WM-Konkurrenten liege und Kris noch vor mir ist, werde ich natürlich versuchen, im Kampf zu bleiben und ihn unter Druck zu setzen. Aber ich werde nicht zu 100 Prozent angreifen. Das wäre dumm von mir."

Im Shakedown zur Rallye Frankreich legte Ogier allerdings bereits vor: 3:51.7 Minuten und damit der Schnellste. Meeke folgte 1,4 Sekunden Rückstand auf Rang drei. Ob es erneut zu einem Duell auf Augenhöhe kommen wird, zeigt sich bereits am Freitagmorgen. Kurz vor neun Uhr geht es in die erste Marathon-Prüfung: 49,72 Kilometer suchen ihren Sieger.