Die Rallye Korsika präsentiert sich 2016 umfassend überarbeitet, obwohl sie erst im vergangenen Jahr mit einem neuen Format zum Comeback Neuland betrat. 70 Prozent der um 20 Prozent verlängerten Route sind neu. 390,92 gewertete Kilometer auf der Mittelmeerinsel liegen vor den Piloten, die vom 29. September bis 2. Oktober ins Lenkrad greifen.

Bereits bei der Anreise macht sich die erste Neuerung bemerkbar: Nach der Kritik am Service Park in Corte zieht das Rallyezentrum für 2016 in den Norden nach Bastia. In Ajaccio an der Westküste findet am Donnerstagabend die Eröffnungszeremonie statt. Dafür fungiert die Hauptstadt in diesem Jahr nicht mehr als Zielort - Porto-Vecchio übernimmt diese Rolle.

2015 präsentierte sich Korsika von seiner rauen Seite, Foto: Sutton
2015 präsentierte sich Korsika von seiner rauen Seite, Foto: Sutton

Am Freitag bleiben die Piloten an der Westküste und bestreiten zwei Mal zwei Prüfungen ohne Mittagsservice. Knapp 160 Kilometer legen die Piloten am ersten Tag der Rallye zurück. Auch am Samstag stehen zwei lange Prüfungen auf dem Programm, die zwei Mal gefahren werden. Mit knapp 170 gewerteten Kilometern ist es der längste Tag der Rallye.

Auch am Finaltag werden die Piloten nicht geschont. Vor der Power Stage in der Nähe von Porto-Vecchio steht noch eine knapp 54 Kilometer lange Prüfung auf dem Programm. Bis auf die Power Stage haben die insgesamt nur zehn Prüfungen der Rallye Korsika eine Länge von jeweils 30 bis 50 Kilometern.

Ogier: Das ist wirklich Rallyefahren

Weltmeister Sebastien Ogier begrüßte die umfassenden Änderungen an der Route der Rallye Korsika. "Für mich ist es spannender, wenn wir alle ohne Erfahrung auf die Prüfungen gehen. Das ist wirklich Rallyefahren", sagte er.

"Wir leben in einer Zeit, in der die Videos der Prüfungen für jeden verfügbar sind. Es scheint der neue Weg zu sein, dass junge Fahrer sich die Videos immer wieder ansehen. Ich weiß nicht, wie sehr sie es auswendig lernen, aber sie lernen dadurch sehr viel. Und Rallye fahren sollte so nicht sein. Ich mag es, wenn wir bei Null starten und uns an neue Bedingungen anpassen müssen", argumentierte Ogier.

Neben Ausdauer ist auf Korsika viel Aufmerksamkeit gefordert, denn das Event trägt aus gutem Grund auch den Namen 'Rallye der 10.000 Kurven'. Die engen, kurvigen Straßen schlängeln sich zwischen Felswänden und steilen Abhängen durch die lediglich 8,68 Quadratkilometer große Insel.

Rauer Asphalt verlangt den Reifen viel ab und das Wetter kann die Reifenwahl noch kniffliger machen. Zwischen 35 und 10 Grad Celsius ist alles möglich. Hinzu kommt starker Südwestwind, der sich zu teils heftigen Böen entwickeln kann. Im vergangenen Jahr wurde die Rallye aufgrund eines Unwetters und daraus resultierender Überschwemmungen verkürzt.

Mathematische Titelchance für Ogier

Damals hieß der Sieger Jari-Matti Latvala. Als gerade einmal zweiter Finne konnte er die Rallye Korsika gewinnen. Für Latvala war es der zweite Frankreich-Sieg in Folge, denn 2014 hatte er - damals noch im Elsass - seinen ersten WRC-Sieg auf Asphalt gefeiert.

Teamkollege Ogier hat vor heimischem Publikum die Chance, seinen vierten Titel unter Dach und Fach zu bringen. "Es gibt dort die erste mathematische Chance, aber sie ist sehr klein und ich fokussiere mich absolut nicht darauf", betonte er. "Hoffentlich kämpfe ich um den Sieg, das wäre großartig für mich. Mehr als das hoffe ich auf ein großartiges Duell und möchte den Kampf mit ein paar Fahrern genießen, wie es in Deutschland der Fall war."

Bei der Rallye Deutschland waren es in erster Linie Dani Sordo und Thierry Neuville, die mit ihrem teaminternen Kampf bis auf die Zehntelsekunde für Spannung bis zum Schluss sorgten. Auf Korsika dürfte der Zweikampf seine Fortsetzung finden. Neuville ist dabei besonders motiviert, da er im vergangenen Jahr bereits nach 1,2 Kilometern ausschied.

Nicht unterschätzen sollte man auch Kris Meeke, der zwar auf Asphalt noch nicht die gleiche Pace zeigen konnte wie auf Schotter, aber immer für Überraschungen gut ist. Auch Craig Breen, Mads Östberg und Eric Camilli hoffen auf die Unberechenbarkeit der Rallye Korsika. Schließlich zeigte Elfyn Evans 2015 mit Platz zwei, was ein Außenseiter erreichen kann.