Die Rallye Schweden, die vom 12. bis zum 14. Februar stattfindet, ist normalerweise das einzige wirkliche Schnee-Event des Jahres. Die Rallye ist seit 1973 fester Bestandteil des WRC-Kalenders und galt lange Zeit als Territorium der Skandinavier. Erst die beiden Franzosen Sebastien Loeb und Sebastien Ogier konnten diese Dominanz kurzzeitig unterbrechen.

Der Service Park ist vom Flugplatz Hagfors nach Karlstadt umgezogen, rund 300 Kilometer westlich der Hauptstadt Stockholm. Von dort aus starten die Piloten auf 241 gewertete Kilometer, die sich auf 12 Wertungsprüfungen verteilen.

Ursprünglich waren 21 Sonderprüfungen und rund ein Drittel mehr Kilometer geplant, doch die milden Temperaturen machten den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. Statt Schnee und gefrorenen Straßen ist vor allem Matsch und Tauwasser das beherrschende Thema. So sahen sich die Verantwortlichen nur wenige Tage vor der Rallye gezwungen, vier Wertungsprüfungen komplett zu streichen und weitere nur einmal durchfahren zu lassen.

Besuch in Norwegen

Davon betroffen ist am Freitag der Abstecher nach Norwegen. Die Grenze wird während der Wertungsprüfung Röjden überschritten. Lediglich eine weitere WP wird im Nachbarland gefahren, bevor es bereits wieder auf den Rückweg geht. Die WP Kirkenaer musste aufgrund der Wetterlage abgesagt und der Regrouping-Punkt verlegt werden.

Am Samstag und Sonntag kehren die WRC-Stars hingegen auf altbekanntes Terrain zurück. Ein besonderes Highlight erwartet Fans und Fahrer am Samstag auf der Prüfung Vargasen: Colin's Crest - eine berühmte Sprungkuppe, die den Autos Flüge von bis zu 41 Metern erlaubt. Diese Prüfung ist von der aktuellen Schneelage nicht so stark betroffen und wird wie geplant zweimal durchfahren.

Kampf mit den schwierigen Bedingungen

Spike-Reifen geben den Piloten in Schweden perfekten Grip - normalerweise, Foto: Volkswagen Motorsport
Spike-Reifen geben den Piloten in Schweden perfekten Grip - normalerweise, Foto: Volkswagen Motorsport

Die Wetterlage in Schweden könnte die Rallye zu einer zweiten 'Monte' machen. In einigen Bereichen liegt Neuschnee, in anderen zeigt sich nur der durchweichte Schotterboden. Allerdings gibt es im Vergleich zum Auftakt im Fürstentum einen gravierenden Unterschied: Dort durften die Piloten aus verschiedenen Reifenmischungen die aus ihrer Sicht optimale Kombination wählen.

Im Schweden stehen dagegen ausschließlich Spike-Reifen zur Verfügung. Sie sind etwas schmaler als die Asphalt- und Schotterpendants und verfügen über rund 380 6,5 Millimeter lange Spikes. Diese rammen sich in die Eisschicht und bieten mehr Grip als ein normaler Reifen bei einer Schotterrallye. Die kleinen Nadeln sind allerdings hochempfindlich. Kommen Schotter-Bereiche zwischen dem Eis hervor, drohen sie abzubrechen und der Fahrer verliert auf der nächsten Eisschicht deutlich an Grip.

Sebastien Ogier hat die erste Rallye der Saison in Monte Carlo gewonnen, Foto: Volkswagen Motorsport
Sebastien Ogier hat die erste Rallye der Saison in Monte Carlo gewonnen, Foto: Volkswagen Motorsport

Die Streckenverhältnisse werden auch maßgeblichen Einfluss auf das Endergebnis haben. Sind die Pisten ausgewaschen und feucht, bilden sich sehr schnell Spurrillen, wodurch die Bedingungen mit jedem Fahrer schwieriger werden. Sollte es allerdings bis zum Wettkampfstart nochmals richtig gefrieren und Schneefall hinzukommen, ist der Führende im Nachteil. Er muss die lose Schneeschicht von der Eisschicht fahren und ähnlich wie auf Schotter mit Zeitverlust rechnen.

Klare Favoriten sind die Volkswagen-Piloten. Sebastien Ogier, Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen. Weltmeister Ogier holte sich 2015 den Sieg und gilt als Spezialist für wechselnde Untergründe. Latvala ist mit drei Schweden-Triumphen der erfolgreichste aktive WRC-Pilot und hat speziell nach dem Vorjahr noch eine Rechnung mit der Rallye offen. Gleiches gilt für Andreas Mikkelsen, der 2015 das Event über große Strecken anführte, bis er durch einen Fehler auf der Power Stage auf Rang drei abrutschte. Als Geheimfavorit geht der Norweger Mads Östberg an den Start. Der Ford-Pilot stand bei der Rallye Schweden bereits vier Mal auf dem Podest und visiert 2016 endlich seinen ersten Sieg im hohen Norden an.