Debüt-Sieg für Mikkelsen: Es ist vollbracht: Nach 64 Anläufen hat Andreas Mikkelsen seinen ersten Sieg in der Rallye-Weltmeisterschaft erzielt. Damit ist er nicht der einzige Spätzünder in der WRC. Teamkollege Jari-Matti Latvala benötigte 54 Starts für seinen ersten Sieg, Kris Meeke feierte 2015 in Argentinien nach 57 Rallyes in der WRC seinen ersten Triumph, Mads Östberg benötigte 44 Anläufe, Thierry Neuville immerhin 41. Die beiden Rekordhalter: Sebastien Ogier und Sebastien Loeb. Sie fuhren bei ihrer 26. respektive 25. Rallye in der Weltmeisterschaft zum ersten Erfolg. Unterboten hat Mikkelsen allerdings ganz klar Dani Sordo. Bis zu seinen ersten Sieg in Deutschland 2013 einfuhr, musste der Spanier erst 107 Rallyes absolvieren.

2005 feierte Sebastien Loeb seinen ersten Spanien-Sieg und startete die Serie, Foto: Sutton
2005 feierte Sebastien Loeb seinen ersten Spanien-Sieg und startete die Serie, Foto: Sutton

Zehnjährige Dominanz gebrochen: Mit seinem Sieg ist Mikkelsen zudem gelungen, die Dominanz der Sebastiens in Spanien zu unterbrechen. Zehn Jahre in Folge stand nur dieser Name in der Siegerliste. Von 2005 bis 2012 mit dem Nachnamen Loeb, in den folgenden zwei Jahren mit Ogier. "Hoffentlich steht mein Name bald noch bei mehr Rallyes", lachte Mikkelsen darauf. Zudem ist Mikkelsen der erste Norweger, der in Spanien siegte.

To kick some Finnish ass: In der Pressekonferenz nach dem Sieg hatte Mikkelsen noch eine besondere Geschichte auf Lager. Als er im Regroup von seinem Ingenieur nach den Plänen für die letzten Prüfungen gefragt wurde, meinte er nur: "To kick some Finnish ass." Diese Nachricht blieb nicht lange geheim, denn sein Ingenieur saß genau gegenüber von Jari-Matti Latvalas. "Vor der letzten Prüfung kam Jari dann zu mir und meinte: 'Ich kenne deinen Plan!" Damit wollte der Norweger verdeutlichen, wie gut sich die Piloten abseits der Strecke untereinander verstehen - im Media Center sorgte er damit jedenfalls für großes Gelächter.

Andreas Mikkelsen führte lediglich nach der letzten Prüfung - und siegte, Foto: Sutton
Andreas Mikkelsen führte lediglich nach der letzten Prüfung - und siegte, Foto: Sutton

Fünf Führungswechsel in Spanien: Rallye bedeutet Spannung pur und Kampf bis zum letzten Meter. Das hat die Rallye Spanien erneut unter Beweis gestellt. "Das ist eben Rallye, auch bei 50 Sekunden Vorsprung kann noch alles passieren", sagte Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito nach dem Sieg von Andreas Mikkelsen. Wie wahr. Insgesamt wechselte die Führung in Spanien fünffach. Von Ogier auf Robert Kubica, übernommen von Latvala und schließlich wieder Ogier. Mikkelsen führte lediglich nach der letzten Prüfung - aber der entscheidenden.

Die Mechaniker beim Service, Foto: Volkswagen Motorsport
Die Mechaniker beim Service, Foto: Volkswagen Motorsport

75 Minuten: Genau so viel Zeit stand den Mechaniker-Crews zur Verfügung, um die WRC-Autos von Schotter auf Asphalt umzubauen. "Alles in allem verbauen wir in diesen 75 Minuten knappe 1300 Teile", erklärt Volkswagen Crew Chief Ralf Arneke im Motorsport-Magazin.com-Interview. Unter anderem: die komplette Fahrwerksgeometrie, 18-Zoll- statt der auf Schotter üblichen 15-Zoll-Räder – inklusive Bremsscheiben mit größerem Durchmesser und der Dämpfer-/Federeinheiten, Getriebe und Pedalerie.

Die Sensation: Gebannte Stille im Mediacenter der Rallye Spanien. Der Blick aller Journalisten ist auf die große Leinwand gerichtet. Andreas Mikkelsen hat soeben die Ziellinie überquert und alle haben ihre Maustasten im Anschlag. Gleich wird getwittert werden, Artikel gehen online und alle haben den Wortlaut: Sebastien Ogier gewinnt die Rallye Spanien. Doch plötzlich ein erschrockenes Raunen - auf der Leinwand ist wieder und wieder Ogiers Einschlag in die Leitplanke zusehen. Bange Momente, bis der Weltmeister schließlich unverletzt das Auto verlässt. Das Bild schaltet um: Andreas Mikkelsen realisiert seinen Sieg und im Media Center brandet Applaus für den Norweger auf. Doch nur für Sekunden, dann beginnt wieder das hastige Treiben.

Sebastien Ogier bekam natürlich das Bestellte, Foto: Daniel Roeseler
Sebastien Ogier bekam natürlich das Bestellte, Foto: Daniel Roeseler

Ein Bier bitte! Als wir uns am Mittwoch-Abend in der Volkswagen-Hospitality mit Sebastien Ogier zum Interview trafen, staunten wir bei seiner Getränkebestellung nicht schlecht: "Ein Bier bitte", kam da auf Deutsch über seine Lippen. Als ihm schließlich wenige Minuten später tatsächlich eine Flasche Bier serviert wurde, war das Staunen des Weltmeisters ähnlich groß. Die Aufklärung folgte prompt: "Ich meinte etwas, das ungefähr aussieht wie ein Apfel. Das heißt doch Bier in Deutschland, oder?", fragte der Volkswagen-Pilot verdutzt nach. Kurz darauf wurde ihm ein Bi(e)rNEn-Saft serviert.

Thierry Neuville beendete die Rallye Spanien als Achter, Foto: Sutton
Thierry Neuville beendete die Rallye Spanien als Achter, Foto: Sutton

Ausraster nach Ausrutscher: Die Luft wird dünn bei Hyundai - zumindest zwischen Thierry Neuville und Hayden Paddon. Als Neuville auf der vorletzten Prüfung der Rallye in einem Graben landete, flippte Teamkollege Paddon aus. "Ich weiß nicht, warum er von der Strecke abgekommen ist. Er hatte absolut keinen Grund, Druck zu machen", schimpfte der Neuseeländer. "Es sieht aus, als hätte er während des Bremsens Mist gebaut. Er musste einfach nur seine Position halten. Nun hat er unsere Arbeit im Kampf gegen Citroen schwieriger gemacht. Unglaublich. Das ist ein Teamsport." Grund für Paddons Ausraster: Hyundai braucht aktuell jeden Punkt in der Hersteller-Meisterschaft gegen Citroen. Neuville wird ohnehin bei der Rallye Großbritannien durch Paddon im Werksteam ersetzt werden, in Spanien zählten aber noch seine Punkte. Später kam heraus, dass der Grund für Neuvilles Ausrutscher einem Kraftübertragungsproblem geschuldet war und Paddon entschuldigte sich. Für gute Stimmung im Team hat dieser Ausraster aber sicher nicht gesorgt.