2014 war die bisher beste Saison deiner Karriere, die aber wohl auch das härteste Ende nahm. Nachdem Sebastien Ogier in Spanien den Titel gewonnen hat, sahst du bei der Pressekonferenz unglaublich geknickt aus. Geht es dir jetzt mit etwas Abstand wieder besser?
Jari-Matti Latvala: Das stimmt. Ich habe nach der Rallye Spanien die Motivation verloren. Obwohl die Rallye Großbritannien eigentlich mein Lieblingsevent ist, war die Motivation einfach nicht da. Ich versuchte es wirklich, aber ich konnte nicht das richtige Gefühl entwickeln. Aber jetzt hatte ich Zeit zu entspannen, etwas runterzukommen, habe viel körperlich trainiert und geschlafen. Nun fühle ich mich wirklich hochmotiviert und freue mich auf die neue Saison.

Dein ausgegebenes Ziel für Monte Carlo ist der vierte Rang. Die Testfahrten im Dezember endeten aber mit zwei Abflügen. Fühlst du dich dennoch bereit für die Monte?
Jari-Matti Latvala: Der erste Fehler während der Tests geht ganz klar auf meine Kappe. Ich machte bei den falschen Bedingungen zu viel Druck. Der zweite war eine kleine Fehlkommunikation zwischen mir und meinen Ingenieuren. Das Auto war für diese Fahrt noch nicht komplett fertig. Beide Unfälle waren aber recht glimpflich und wir konnten das Auto schnell reparieren. Die Hauptsache ist aber, dass ich nun die Limits kenne. Monte Carlo ist ein so schwieriges Event, dass du große Risiken eingehen musst, um dort zu gewinnen. Aber wenn du als Ziel die Top-4 anvisierst, dann kann es ein gutes Ergebnis werden in Bezug auf den Start bei der Rallye Schweden.

Die Rallye Monte Carlo ist für ihre wechselhaften Witterungsbedingungen bekannt., Foto: Volkswagen Motorsport
Die Rallye Monte Carlo ist für ihre wechselhaften Witterungsbedingungen bekannt., Foto: Volkswagen Motorsport

Glaubst du, dass du bei "normalen" Bedingungen die beiden Sebs schlagen kannst?
Jari-Matti Latvala: Wenn es trocken oder konstant feucht ist, habe ich eine Chance. Sollten die Bedingungen aber gemischt sein, wird es schwierig. Bei wechselhaften Witterungsverhältnissen wie Schnee, Eis, dann wieder trocken und/oder nass sind beide so gut. Sollten die Bedingungen normal oder halbwegs einfach sein, habe ich eine Chance.

Du hast mal gesagt, dass dich Rückstände bei Zwischenzeiten oft in Fehler treiben. Du würdest den Rückstand aufholen wollen, übers Limit gehen und ausscheiden. Ist es also für dich vielleicht sogar ein Vorteil, dass die Weitergabe von Zwischenzeiten ab dieser Saison verboten ist?
Jari-Matti Latvala: Möglicherweise. Es gibt Fahrer, die nur nach den Zwischenzeiten der anderen Piloten fahren und ihren Speed dementsprechend anpassen. Das wird nun nicht mehr möglich sein. Im letzten Jahr in Australien bin ich am Sonntag komplett ohne Zwischenzeiten gefahren und es ging gut. Das war eine Bestätigung für mich, dass ich es kann. Vielleicht konzentriert man sich nun umso mehr auf das Fahren. Wenn du nicht weißt, was die anderen machen, kannst du dich nicht ihrem Speed anpassen. Ich hoffe, das ist ein Vorteil für mich.

2015 gibt es - im Gegensatz zu den Vorjahren - wieder Rally2 in Monte Carlo. Könnte das ebenfalls ein Vorteil für dich sein oder blendest du alle Gedanken an Rally2 aus?
Jari-Matti Latvala: Ich bin komplett darauf fokussiert, diese Rallye zu beenden und denke daher nicht daran.

2015 will Jari-Matti Latvala endlich Weltmeister werden, Foto: Motorsport-Magazin.com
2015 will Jari-Matti Latvala endlich Weltmeister werden, Foto: Motorsport-Magazin.com

Du wirst in Monte Carlo die erste Rallye mit der neuen Generation des Polo bestreiten. War es während der Tests schwierig, sich an die neue Schaltwippe am Lenkrad zu gewöhnen?
Jari-Matti Latvala: Nein, ganz im Gegenteil - es war sehr einfach. Ich bin ja bereits bis 2010 mit Schaltwippe am Lenkrad gefahren. Damals war es hingegen schwierig, zum mechanischen Schalten überzugehen. Es war hart, immer eine Hand vom Lenkrad zu nehmen. Aber jetzt fühlte es sich tatsächlich recht natürlich an, wieder zurückzukehren.