Ogiertastisch: Ein Traum ist wahr geworden - mit langer Anlaufzeit. Jeder Experte hätte die Hand ins Feuer gelegt: Ogier führt in Monte Carlo oder er ist raus. Am ersten Tag kann man klar sagen: Hand verbrannt. Um den Weltmeister im Tableau zu finden, musste der Finger sehr weit nach unten wandern. Durch die komplett falsche Reifenwahl hatte Ogier nach vier Prüfungen schon 1:22 Minuten Rückstand - Monte-Sieg futsch? Von wegen.

Sebastien Ogier verpockerte sich mit der Reifenwahl, Foto: Red Bull/GEPA
Sebastien Ogier verpockerte sich mit der Reifenwahl, Foto: Red Bull/GEPA

Am Donnerstagnachmittag setzte der Volkswagen-Pilot auf die richtigen Pneus und schlängelte sich durchs Feld, bis er schließlich knappe 24 Stunden später wieder auf dem - beinahe angestammten - ersten Platz war. Dann galt es zu verwalten - ein Nackenschlag für alle anderen. "Ich bin auf dem Schnee keine Risiken eingegangen. Ich hätte kaum langsamer sein können", sagte Ogier nach soeben gefahrener Bestzeit. Sicher nicht der Spruch, den seine Gegner in diesem Fall hören wollen. Nach seinem Sieg in Monte Carlo scheint aber klar: Auch 2014 führt der Weg zum Titel nur über Ogier.

Kubica zwischen Bestzeit und Graben: 57 Prozent der Motorsport-Magazin.com-User tippten vor der Rallye Monte Carlo, dass Robert Kubica um den Sieg kämpfen wird. 28 Prozent glaubten, dass außer ein paar Bestzeiten nicht viel drin ist und weitere acht Prozent setzten auf einen Crash: Bleibt zu sagen: 93 Prozent lagen auf die eine oder andere Weise richtig.

Bis zu seinem Ausfall war Kubica bärenstark unterwegs, Foto: Sutton
Bis zu seinem Ausfall war Kubica bärenstark unterwegs, Foto: Sutton

Man mochte seinen Augen nicht trauen und alla Niki Lauda "das Kappal ziehen", als der Name Kubica auf Platz eins auftauchte. Talent, unglaubliches Fahrgefühl, Ehrgeiz, all das steht außer Frage. Aber dass der Pole bei seiner ersten WRC-Rallye - und dann noch im Fürstentum - in Führung liegt, hätten wohl die kühnsten Optimisten nicht erwartet. Umso trauriger ist es, dass diese grandiose Fahrt, die wahrscheinlich mit einem Podestplatz belohnt worden wäre, ein jähes Ende an einem einsamen Brückengeländer fand. Auch wenn sich der Ford-Pilot nun ärgert und sicherlich sehr frustriert ist...diese zwei Tage in Monte Carlo haben endgültig bewiesen, welch Ausnahmekönner er ist.

April-Wetter im Januar: Nach dem ersten Mal, als Andreas Mikkelsen den Col de Turini gemeistert hatte, twitterte er ein Bild von seinem im Schnee verschwindenden Polo und frage: "Ist das die Rallye Schweden?" Der Eindruck hätte tatsächlich entstehen können, denn während der Rallye Monte Carlo herrschte einmal mehr Aprilwetter. Am ersten Tag starteten etliche Piloten voller Selbstvertrauen auf Slicks in die Wertungsprüfung, bis nach zwei Kurven das weiße Grauen wartete. "Auf dem Weg zum Start der ersten Prüfung war die Strecke absolut schneefrei, doch keine hundert Meter danach war alles weiß", beschrieb Ogier die Bedingungen.

Andreas Mikkelsen war sich nicht mehr sicher, ob er in Monte Carlo ist, Foto: Volkswagen Motorsport
Andreas Mikkelsen war sich nicht mehr sicher, ob er in Monte Carlo ist, Foto: Volkswagen Motorsport

Doch damit nicht genug. Immer wieder gab es heftige Regenfälle, die am Samstag sogar stellenweise den Schnee unterspülten und für heftiges Aquaplaning sorgten. "Es war wirklich knifflig. Bei 160 km/h kämpft man trotz Spike-Reifen mit Aquaplaning", erklärte der Mikko Hirvonen. Perfekt machte das Wetterchaos die Nachtprüfung auf dem Col de Turini. Durch Unmengen an Schnee entschieden sich die Verantwortlichen nach kurzer Zeit, die Prüfung abzusagen. Auch die Power Stage bot nicht viel Besserung. Zwar herrschte dort kein wildes Schneetreiben, stattdessen konnten die Piloten vor lauter Nebel kaum die Hand vor Augen sehen. Was lernen wir daraus? "Eben typisch 'Monte", wie Mikkelsen es auf dem Punkt brachte.

Bouffier ruft sich auf den Plan: Es war keine große News, dass Bryan Bouffier in einem privat eingesetztem Ford Fiesta an der Rallye Monte Carlo teilnehmen wird. Spätestens nach dem ersten Tag der Rallye aber war die News riesengroß, denn der Franzose führte. Bereits 2011 gewann er die Rallye im Rahmen der IRC, doch kaum jemand hatte mit ihm bei einem WRC-Event gerechnet. Am Ende reichte es zwar nur zu Rang zwei, die Freude war dennoch grenzenlos. "Ich bin sehr glücklich - es ist einfach unglaublich! Der zweite Platz bei einer so schwierigen und harten Rallye ist etwas Besonderes", strahlte der Franzose im Ziel.

Hyundai gab in Monte Carlo nur ein kurzes Gastspiel, Foto: Sutton
Hyundai gab in Monte Carlo nur ein kurzes Gastspiel, Foto: Sutton

Hyundai geht das Licht aus: Insgeheim hatte man bei Hyundai gehofft, einen Einstand wie Volkswagen vor einem Jahr zu erleben. Viele sahen Thierry Neuville schon auf Platz zwei hinter Sebastien Ogier - doch weit gefehlt. Nach einer einzigen Zwischenzeit war die Rallye Monte Carlo für den Vizeweltmeister auch schon wieder beendet. Zu schnell in einer Kurve, das Heck verloren und an einen Begrenzungspfeiler gekracht. Damit war für den Belgier die Rallye im Fürstentum zum dritten Mal in Folge bereits am ersten Tag vorbei.

Der koreanische Hersteller hatte aber ja noch ein anderes Eisen im Feuer: Daniel Sordo. Der Spanier machte seinem Ruf als Asphaltspezialist alle Ehre und lag auf dem dritten Rang. Doch dann passierte das, was alle Hersteller immer wieder als Kinderkrankheiten eines neuen Autos beschreiben und hoffen, dass es ihnen nie passiert: Auf der Verbindungsetappe zur fünften Prüfung ging Sordos Batterie der Saft aus. Da Monte Carlo die einzige Rallye des Kalenders ist, in der nicht wiedergestartet werden darf, hieß es, Licht aus und Koffer packen. Das Debüt der Hyundais war nach nur einem Tag schon wieder beendet.

Kris Meeke bringt mit seinem Podestplatz die Briten zum Strahlen, Foto: Sutton
Kris Meeke bringt mit seinem Podestplatz die Briten zum Strahlen, Foto: Sutton

Meeke macht die Briten glücklich: Volkswagen galt als Favorit, Hyundai als Geheimtipp, Ford als Podestkandidat - und Citroen? 2013 hatte die Mannschaft noch überlegen die 'Monte' gewonnen, doch für diese Saison hatten wohl die wenigstens Kris Meeke oder Mads Östberg auf der Rechnung. Gleich bei seinem ersten Event mit den Franzosen strafte nun aber Meeke alle Kritiker lügen und erreichte Besonderes. Als erster Brite seit der Rallye Australien 2003 steht er auf einem WRC-Podest. Als letztem Briten war das dem 2005 verstorbenen Richard Burns geglückt, der am zweiten Tag der Rallye Monte Carlo seinen 42. Geburtstag gefeiert hätte.