Ogiers Titel schreibt Geschichte: Sebastien Ogier ist der erste Pilot der Geschichte der WRC, der an einem Donnerstag Weltmeister wurde. Möglich gemacht hat es die Power Stage, die erstmalig als erste Prüfung der Rallye ausgetragen wurde. Durch seinen großen Punkte-Vorsprung musste Ogier nichts als abwarten, ob sein einziger Verfolger Thierry Neuville die drei Punkte absahnt. Der Ford-Pilot scheiterte um 0.7 Sekunden an der Bestzeit und Volkswagen feierte.

"Ich bin einfach überglücklich! Ich könnte die ganze Welt umarmen, das Gefühl ist einfach unbeschreiblich", jubelte Ogier, der vor tausenden feiernden Franzosen zuerst liebevoll seinen Polo R WRC küsste und sich im Anschluss auf dem Dach des Wagens feiern ließ. Beifahrer Julien Ingrassia konnte sein Glück ebenfalls kaum fassen: "Wenn mir am Anfang der Saison jemand gesagt hätte, dass Séb und ich so früh vor Saisonende Weltmeister sind - den hätte ich sofort für verrückt erklärt."

Loeb unrühmlicher Abgang: Es sollte das große Ende einer großartigen Karriere werden. Sebastien Loeb bestritt seine 168 und letzte Rallye in der WRC, deren letzte Prüfung genau in seiner Heimatstadt Haguenau führte. "Meine WRC-Karriere in meinen Heimatort mit meiner Familie und all meinen Freunden zu beenden, wird mich emotional bewegen. Ich denke, das ist wirklich symbolträchtig", freute sich der Rekordchampion noch vor der Rallye.

So sollte Loebs Karriere nicht enden, Foto: Sutton
So sollte Loebs Karriere nicht enden, Foto: Sutton

Tatsächlich sollte es aber ganz anders kommen. Er kämpfte um den Sieg, wie in alten Zeiten. Nur fünf Sekunden fehlten auf die Spitze, doch dann das Missgeschick. Am Sonntag war der Citroen von Loeb gerade einen Kilometer unterwegs, als das Missgeschick passierte. "Wir waren nicht weit von der Linie entfernt", erklärte Loeb. "Ich denke, ich ging mit etwas zu viel Speed in eine Rechtskurve. Als ich bremste, verloren wir das Heck und rutschten in den Graben, bevor wir uns überschlugen." Das traurige Ende einer großen Karriere, die auch mit einem Sieg grandios hätte enden können. "Ich bin mit dem Ziel gestartet, Druck zu machen und die Rallye zu gewinnen", war der neunfache Weltmeister enttäuscht. "Meine vorrangige Erinnerung wird aber immer das großartige Duell bleiben, das wir mit Dani, Jari-Matti und Sebastien hatten."

Neuvilles verpasste Chance: Es hätte die Rallye von Thierry Neuville werden können. Schon in Deutschland kämpfte der Belgier bis zum letzten Meter um den Sieg und scheiterte. Der Ford-Pilot war der Reifenkönig des zweiten Tages in Frankreich. Am Freitagvormittag setzten Citroen und Volkswagen auf fünf harte Reifen, während er eine Mischung aus drei harten und drei weichen Pneus an Bord hatte. Der Plan ging auf: Es regnete und niemand war auf der feuchten Strecke schneller. Am Nachmittag verkehrte Welt. Bis auf Ford setzten nun alle Teams auf die bewährte Mischung aus weich und hart, doch der Regen blieb aus. Neuville zog mit seinen fünf harten Reifen dem Feld davon.

Doch dann der Schock: Auf WP 15 kam er leicht von der Strecke ab, handelte sich einen Reifenschaden ein und verlor eineinhalb Minuten. "Natürlich bin ich enttäuscht, denn ich hatte die Chance auf meinen ersten Sieg", so Neuville. "Es ist natürlich schade, aber beide Sebs' waren hier und wir haben sie geschlagen, damit muss ich glücklich sein."

Latvalas Befreiungsschlag: Der Finne war mit einer klaren Zielsetzung nach Frankreich gereist: Keine unnötigen Risiken und Punkte für die Herstellerwertung. Genau das hat Latvala in Frankreich befolgt. Ihm gelang zwar nur eine Bestzeit, aber seit einer halben Ewigkeit die erste Rallye ohne einen 'big moment.' "Ich bin so glücklich und erleichtert", erklärte Latvala nach der Rallye. "Das war die erste Rallye seit langem, bei der ich ohne einen einzigen Fehler durchgekommen bin"

Jari-Matti Latvala mit einem Befreiungsschlag, Foto: Sutton
Jari-Matti Latvala mit einem Befreiungsschlag, Foto: Sutton

Ehrlich gestand der Finne, wie groß der mittlerweile auf ihm lastende Druck war. Seit seinem Sieg in Griechenland unterliefen Latvala Fehler über Fehler. Auf Sardinien erwischte er einen Stein und zerstörte sich den Reifen, in Finnland berührte er eine Baumwurzel und brach sich die Aufhängung, in Deutschland lag er als letzte verbliebene Speerspitze von VW in Führung, bis er erneut die Aufhängung beschädigte und spektakulär zwischen mehreren Bäumen verschwand. Die Liste der Missgeschicke ist lang, doch in Frankreich gelangen ihm 15 wichtige Punkte und vielleicht der nötige Befreiungsschlag - schließlich stehen noch zwei Rallyes in diesem Jahr aus.

Ausgleich im Giganten-Duell: Das Aufeinandertreffen der Sebastiens war das Highlight der Rallye Frankreich. Die beiden sind seit ihrer gemeinsamen Zeit bei Citroen keine Freunde mehr, haben aber eine Ebene der Akzeptanz gefunden. In Monte Carlo hatte noch Loeb die Oberhand, in Schweden schlug Ogier zurück. Nach der Rallye Mexiko stand es 2:1 für den Rekordchampion und Ogier wusste: Wenn er in Frankreich nicht vor seinem Widersacher bleibt, klebt für immer das Nummer-Zwei-Schild auf seiner Stirn.

Das Duell der Titanen endete auf dem Dach, Foto: Sutton
Das Duell der Titanen endete auf dem Dach, Foto: Sutton

Das Duell der beiden entwickelte sich zunächst aber gehörig anders als erwartet - nicht an der Spitze, sondern erbittert um Rang vier kämpfend. Der eine setzte die Bestzeit, der andere schlug zurück. Am Samstagabend hätte es nicht spannender sein können. Nur durch 3.5 Sekunden waren die beiden Rivalen getrennt und beide konnten die Rallye Frankreich noch gewinnen. Das Aus von Loeb auf der ersten Prüfung am Sonntag zerstörte zwar das Duell, aber Ogier kann zumindest sagen, dass er vor Loeb Ausrutscher vorne war. Damit steht es am Ende 2:2.