Sebastien Ogier war am Donnerstagabend in Frankreich Weltmeister, ohne auch nur einen Meter gefahren zu sein. Damit ist er der erste Titelträger der Geschichte, der an einem Donnerstagabend die Meisterschaft feierte. Möglich gemacht hat es Thierry Neuville. Der Belgier hätte die Power Stage gewinnen müssen, um seine Titelchancen rechnerisch noch offen zu halten - und er machte es spannend! Nur 0,7 Sekunden lag er nach 4,55 Kilometern der Power Stage hinter Sieger Daniel Sordo. 0,7 Sekunden, die Ogier den Titel brachten.

"Ich bin einfach überglücklich! Ich könnte die ganze Welt umarmen, das Gefühl ist einfach unbeschreiblich", jubelte der neue Weltmeister im Ziel. Dabei hatte er seinen Run noch vor sich, als die erlösende Zeit von Neuville auf der Tafel erschien. Kein einfaches Unterfangen, sich dann noch auf die Prüfung zu konzentrieren. Dennoch sahnte der VW-Pilot mit 0,8 Sekunden Rückstand auf Sordo sogar noch einen Punkt ab.

Ein perfekter Abend für Ogier und das in seiner Heimat vor tausenden Jubelnden Fans. "Den Weltmeistertitel ausgerechnet in Frankreich zu gewinnen, ist ein Traum, der in Erfüllung geht", konnte der Franzose sein Glück kaum in Worte fassen. Doch der Druck war spürbar, daher versuchte der Weltmeister vor dem Start der Rallye die Gedanken an den Titel so gut wie möglich zu verdrängen, um keine Fehler zu machen. "Jetzt ist die Erleichterung riesig."

Für den 29-Jährigen erscheint sein Titel immer noch nicht real, hatte er doch als kleiner Junge selbst mit seinem Vater die Rallye-Fahrer bestaunt und seinem Idol Ari Vatanen zugejubelt. "Und jetzt bin ich mit Julien selbst Rallye-Weltmeister. Verrückt", lachte Ogier, dessen Dank Volkswagen für eine grandiose Saison galt. "Eins ist sicher - wir werden es noch mächtig krachen lassen!"

Beifahrer Julien Ingrassia schrie und jubelte beinahe mehr als Ogier selbst, schließlich war die Saison für den Franzosen nicht einfach. Nach der Rallye Finnland zog sich Ingrassia bei einem Fahrradunfall eine Schulterverletzung zu und quälte sich in Deutschland ins Auto, um Ogier zu unterstützen. "Vielleicht der schönste Tag in meinem Leben, in meiner Karriere bestimmt. Wenn mir am Anfang der Saison jemand gesagt hätte, dass Seb und ich so früh vor Saisonende Weltmeister sind – den hätte ich sofort für verrückt erklärt", lachte Ingrassia.

Großes Lob gab es von Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito, dem nach dem WM-Gewinn zunächst die Worte fehlten. "Sebastien und Julien haben seit fast zwei Jahren sehr hart für diesen Erfolg gearbeitet, im vergangenen Jahr zurückgesteckt und bei den Rallyes in dieser Saison fantastische Leistungen gezeigt. Sie sind hochverdient die neuen Rallye-Weltmeister", jubelte Capito. Dabei unterstrich er nochmals, dass es VW gelungen ist, in der ersten Saison in der WRC ein siegfähiges Auto zu bauen und gegen den Erfahrungsschatz der Konkurrenten zu bestehen.