Für Sebastien Ogier war der zweite Tag der Rallye Australien nahezu perfekt. Der VW-Pilot gewann sieben von acht Wertungsprüfungen und liegt 20 Sekunden vor Mikko Hirvonen an der Spitze des Tableaus. Nur auf der zweiten Durchfahrt der Zuschauerprüfung in der Nähe des Service Parks in Coffs Harbour musste sich Ogier seinem Teamkollegen Jari-Matti Latvala geschlagen geben. Mit Andreas Mikkelsen, der die Auftaktprüfung gewann, eroberten bislang drei verschiedene Piloten eine Bestzeit - alle drei in einem Polo R WRC aus dem Hause VW.

Ogier machte für seine starken Zeiten mehr seine Startposition als die Tatsache aus, dass er voll pushte. Erst am Nachmittag bei der zweiten Durchfahrt der Prüfungen trat er selbstbewusster aufs Gaspedal. "Der Tag war perfekt. Ich bin ziemlich glücklich, wir hatten einen guten Start. Es war allerdings noch nicht der längste Tag der Rallye, es gibt noch viel zu tun", meinte der WM-Führende.

Große und kleine Steine

Hirvonen schob sich bereits nach der ersten Prüfung des Tages auf Rang zwei nach vorne, musste diesen jedoch vorübergehend Citroen-Kollege Kris Meeke überlassen. "Ich bin mit meiner Pace wirklich zufrieden. Es war eine saubere und gute Fahrt. Ich muss einfach nur hoffen, dass das genug ist", sagte der Finne. "Ich hoffe, dass Ogier mir nicht zu viel Zeit abnimmt, damit ich weiter kämpfen kann."

Auf Rang drei schob sich am Ende des Tages Thierry Neuville, obwohl sein Tag alles andere als reibungslos verlief. Am Vormittag beklagte der Belgier mangelnde Traktion und stellte fest, dass sein Aufschrieb an einigen Stellen für die vorherrschenden Bedingungen viel zu schnell war. Zudem behinderte Staub auf der Windschutzscheibe seine Sicht. "Ich kann es im Moment gar nicht genießen. Ich habe weder einen Rhythmus noch Selbstvertrauen. Ich bin zum ersten Mal hier und es ist ganz anders, als ich es erwartet hatte. Ich bin etwas verloren", klagte er vor dem Mittagsservice.

Am Nachmittag kam der Belgier deutlich besser zurecht, hatte auf der achten Prüfung jedoch eine Schrecksekunde, als er zwei Steine auf der Straße entdeckte. "Ich konnte dem großen ausweichen, bin aber mittig über den kleineren gefahren. Ich hatte Glück, dass ich nicht den größeren getroffen habe", berichtete er.

Lenkrad aus der Hand gerissen

Kris Meeke, der nur 0,5 Sekunden hinter Neuville liegt, musste feststellen, dass seine Bestzeit im Qualifying und die damit beste Startposition nicht so viel wert war wie erhofft. Denn die Fahrbahn wurde von den vorausfahrenden Boliden nicht so stark gesäubert wie erwartet. Zudem wurden nach und nach Steine auf der Fahrlinie freigelegt. "Wir haben einen massiven Stein getroffen, der in der Mitte der Straße freigelegt wurde, und der Einschlag hat mir das Lenkrad aus den Händen gerissen. Zum Glück ist es ein starkes Auto und ich bin noch dabei", schilderte Meeke nach der fünften Wertungsprüfung. "Ich bin hier, um die Rallye zu beenden, nicht sie zu gewinnen."

Kris Meeke war kurzzeitig nicht mehr Herr seines Fahrzeugs., Foto: Sutton
Kris Meeke war kurzzeitig nicht mehr Herr seines Fahrzeugs., Foto: Sutton

Jari-Matti Latvala fand sich am Ende von Tag zwei in Australien auf Rang fünf wieder, was er vor allem auf sein mäßiges Qualifying schob. "Wenn man diese Rallye gewinnen will, dann muss man im Qualifying gut sein - daher steht das für uns nicht mehr zur Debatte." Zudem drehte er sich auf der ersten Prüfung am Morgen. "Es war mein erster voller Dreher im Polo", meinte er.

Mads Östberg, der wie Neuville erstmals in Australien startet, kämpfte mit seinem Aufschrieb und fand keinen Rhythmus. "Ich pushe sehr hart, es war eine perfekte Stage. Ich verstehe überhaupt nichts", wunderte er sich über den Zeitverlust. Auf Newry II folgte dann beinahe das Aus für den jungen Norweger. Er traf in einer Rechtskurve einen Stein mit der Fahrertür, die daraufhin aufsprang. "Es ist gut, dass ich ihn seitlich getroffen habe, wenn es frontal gewesen wäre, wäre es das jetzt für uns gewesen." So übernachtet er mit Rang sechs und gerade einmal 3,5 Sekunden Rückstand auf Latvala.

Mikkelsen ahnungslos

Andreas Mikkelsen war seine erste Führung in einer WRC-Rallye schnell los, da ihn die Bedingungen am Morgen überraschten. "Es war sehr, sehr rutschig. Das habe ich nicht erwartet", gestand er. Nachdem er auf WP4 einen Stein getroffen hatte, war er auf WP5 in einer Kurve zu schnell und musste in den Notausgang. "Es war staubig und wir mussten anhalten und 20 Sekunden warten, ehe wir sehen konnten, wo wir uns befanden. Ich hatte keine Ahnung", berichtete er. Das sollte es an Ausrutschern jedoch nicht gewesen sein, denn auf Newry II traf Mikkelsen eine Böschung. Sein Glück war, dass sein Auto keine allzu großen Schäden davontrug und er als Siebter der Gesamtwertung Chancen auf gute Punkte hat.

Evgeny Novikov ist Mikkelsen allerdings auf den Fersen, obwohl er zunächst auf das falsche Setup setzte. Der Russe hatte sich am Finnland-Setup orientiert, was sich jedoch als zu steif erwies. Im Mittagsservice konnte das Problem behoben werden, Novikov verlor dennoch Zeit, was er sich nicht erklären konnte. "Die Prüfung war in Ordnung und wir waren nah an den Zwischenzeiten von Jari-Matti, bis wir auf dem letzten Abschnitt drei Sekunden verloren haben. Ich weiß nicht, warum. Es ist sehr seltsam", klagte er nach Bellingen II.

Lokalmatador Nathan Quinn pilotierte seinen Mini John Cooper Works WRC auf Rang neun des Tableaus, er hat allerdings bereits fast drei Minuten Rückstand auf Novikov. Die Top-10 vervollständigt Khalid Al Qassimi. In der WRC2 hat Yurii Protasov die Führung übernommen, während Hayden Paddon mit Elektronikproblemen aufgeben musste und auf einen Neustart unter Rally2-Regeln hofft.

Die Top-10 nach Tag 2

1. S. Ogier (Volkswagen) 58:46.6
2. M. Hirvonen (Citroen) 59:06.6 +20.0
3. T. Neuville (Ford) 59:24.7 +38.1
4. K. Meeke (Citroen) 59:25.2 +38.6
5. J. Latvala (Volkswagen) 59:44.8 +58.2
6. M. Östberg (Ford) 59:48.3 +1:01.7
7. A. Mikkelsen (Volkswagen) 59:50.4 +1:03.8
8. E. Novikov (Ford) 59:55.8 +1:09.2
9. N. Quinn (Mini) 1:02:49.2 +4:02.6
10. K. Al Qassimi (Citroen) 1:03:28.0 +4:41.4