Die Saisonhalbzeit ist erreicht und du bist der beste Pilot aus dem Ford-Lager. Hättest du damit gerechnet?
Thierry Neuville: Das hätte ich niemals erwartet. Wenn man letztes Jahr gesehen hat, wie stark Mads Östberg war und wie gut er das Auto kennt, hätte ich nie gedacht, dass ich in meinem ersten Jahr mit dem Auto so gut zurechtkomme. Allerdings muss man auch bedenken, dass Mads beispielsweise in Mexiko technische Probleme hatte und durch seinen Ausfall viele Punkte verloren hat.

Du warst viele Jahre Citroen-Pilot. Wo siehst du die Unterschiede bezogen auf die Arbeitsweise und das Auto?
Thierry Neuville: Ich fühle mich bei M-Sport sehr wohl. Es ist ein großer Familienbetrieb und das merke ich deutlich. Citroen ist ein großer Hersteller und das fühlt sich anders an. Die Atmosphäre bei M-Sport gibt einem viel Vertrauen und lässt einen entspannen. Die Arbeitsweise ist aber bei beiden Teams sehr professionell und auf hohem Niveau. Bezogen auf das Auto, komme ich mit dem Fiesta sogar besser zurecht als mit dem Citroen DS3. Er ist einfacher zu fahren, daher komme ich auch mit weniger Erfahrung besser zurecht. Selbst wenn es brenzlig wird, kann ich den Fiesta noch leichter abfangen, mit dem Citroen war es zu diesem Zeitpunkt meistens schon vorbei.

Wie würdest du deine erste Saisonhälfte zusammenfassen?
Thierry Neuville: Das Fazit fällt durchaus positiv aus. Bisher gab es nur einen großen Fehler in Portugal und das damit selbstverschuldete Aus. Monte Carlo zähle ich nicht dazu, denn dort hatten wir einen technischen Defekt. Wenn wir das Ziel erreichten, lagen wir immer innerhalb der Top-5 und waren drei Mal auf dem Podest. Die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr ist deutlich zu erkennen, denn 2012 standen wir kein einziges Mal auf dem Treppchen. Es zeigt auch, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben und die Erfahrung transportieren konnten.

Thierry Neuville liegt auf dem dritten Rang der Fahrer-WM, Foto: Ford
Thierry Neuville liegt auf dem dritten Rang der Fahrer-WM, Foto: Ford

Was fehlt dir noch, um zukünftig ein Siegfahrer zu sein?
Thierry Neuville: Wir waren in diesem Jahr mehrfach auf dem falschen Setup unterwegs, was mir erst gegen Ende der Rallye aufgefallen ist. Mir fiel auf, dass noch mehr möglich sein könnte, und erst daraufhin haben wir Änderungen vorgenommen. Dieses Gefühl kommt erst mit Erfahrung über die Jahre und durch bestrittene Rallyes. Eine Wertungsprüfung kann bei der ersten Durchfahrt glatt sein, beim zweiten Durchgang wird sie aber rau. Das weiß man nicht, wenn man die Prüfung noch nie bestritten hat. Speziell in diesem Punkt bemerke ich meine Erfahrung aus dem Vorjahr. Ab und zu lassen wir uns noch zum falschen Setup verführen, aber der Aufwärtstrend ist spürbar. Mit Ausnahme von Portugal haben wir die gesamte Saison noch nie bis zum Äußersten attackiert, deshalb bin ich überzeugt, dass noch bessere Zeiten möglich sind. Volle Attacke bedeutet aber auch Fehler, was ich momentan vermeiden möchte.

Lesen Sie am Sonntag, welche Fähigkeit sich Thierry Neuville gerne von Rekordweltmeister Sebastien Loeb kopieren würde.