Die etwas andere Barriere: Alles schien klar, alles geritzt. Nur noch ein paar Kilometer und dann ist es geschafft: Thierry Neuville fährt zum ersten Mal in seiner Karriere auf den zweiten Rang. Doch dann, das Unvorhersehbare. Eine Kuh stellt sich dem Ford-Piloten in den Weg - ein Schockmoment.

"Das war wild, aber ich habe die Ruhe bewahrt, langsamer gemacht und bin einfach außen herum gefahren", lachte Neuville. Damit war er aber nicht allein. Am Morgen sagte bereits eine andere Kuh dem WM-Führenden Ogier guten Tag. "Sie wollte über die Straße gehen, entschied sich aber glücklicherweise nochmal anders", lachte der Franzose.

VW zeigt der Konkurrenz den Weg: Der Sieg in Italien ist für Volkswagen ein besonderer. Rund zwei Jahre ist es her, dass die Mannschaft aus Wolfsburg auf Sardinien verkündete, ab 2013 Teil der Weltmeisterschaft zu sein. Podestplätze waren anvisiert, vielleicht im Jahr 2014 der erste Sieg und eine Saison später der Kampf um die WM - doch es kam anderes.

Mit Sardinien markiert VW bereits den fünften Saisonsieg - aus sieben Rallyes. Auch in Sachen Speed ist der Polo R WRC kaum zu toppen. 68 WP-Bestzeiten gehen auf das Konto des VW-Renners. Damit beansprucht das Trio aus Ogier, Latvala und Mikkelsen 57 Prozent aller Bestzeiten der Saison für sich - allen voran natürlich der WM-Führende Ogier, der 48 Mal der Schnellste war.

Mads Östberg kommt nicht richtig in Fahrt, Foto: Sutton
Mads Östberg kommt nicht richtig in Fahrt, Foto: Sutton

Gut gedacht, schlecht gemacht: Es will und will für Mads Östberg einfach nicht klappen. Der Ford-Mann kämpft mit der Technik, seinem Selbstbewusstsein und nicht zuletzt mit den Strecken dieser Welt. Aber auf Sardinien sollte alles anders werden, denn ein neues Konzept war in der Hinterhand. Nicht mehr nachdenken, sondern einfach Vollgas geben. "Für mich ist es der richtige Ansatz. Immer, wenn Zwischenfälle passierten, war es, wenn wir es ruhiger angehen ließen. Wenn wir Prüfungen mit Vollgas fahren, gibt es nie ein Problem, daher ist das meine neue Theorie", erklärte Östberg bei Motorsport-Magazin.com.

Das Problem einer Theorie ist nur, dass sie in der Praxis auch anwendbar sein muss. Wenn Sardinien als erster Versuch dienen sollte, kann man nur sagen: durchgefallen. Auf WP acht war alle Podest-Hoffnung ausgerollt - zusammen mit seinem Fiesta. Daher gilt: Ansatz interessant, aber bis Finnland vielleicht noch einmal die genauen Details erarbeiten.

Dann lieber kein Geschenk: Kerzen, Kuchen, und eine Party. Das kommt den Menschen als Erstes in den Sinn, wenn das Wort Geburtstag fällt. Bei Andreas Mikkelsen war das ein klein wenig anderes - aber nur ein wenig. Einen Kuchen gab es zwar, die Party fiel aber zunächst aus. Der Norweger hatte vorher noch etwas zu erledigen - eine Rallye zu Ende fahren.

"Die beste Art, um seinen Geburtstag zu feiern", twitterte der Norweger mit einem kleinen Geburtstagsgruß, den seine Mechaniker in Englisch und norwegisch auf sein Lenkrad geklebt hatten. Das beste Geschenk hätte er sich mit Position vier ohnehin selbst machen können. Nur drei Prüfungen vor dem Ende der Rallye aber dann das zweifelhafte Geschenk seines Polo: eine gebrochene Radaufhängung nach einem Ausrutscher und das Ende der Rallye.

Robert Kubica gewinnt und gewinnt, Foto: Sutton
Robert Kubica gewinnt und gewinnt, Foto: Sutton

Kubica, und immer wieder Kubica: Immer wieder muss man den Polen nennen, einfach nur, weil seine Leistung in der WRC2 so beeindruckend ist. 20 Jahre Rundstrecke kollidieren mit Tonnen losen Sandes, Schotter oder anderen Unwägbarkeiten. Und was macht der Pole: nichts. Er fährt einfach - und das verdammt schnell. Auf Sardinien holte er 14 von 16 Bestzeiten und arbeitete am Samstagvormittag - als er es langsamer angehen ließ - sogar noch nebenbei an seinem Aufschrieb.

Wie Kubica immer wieder betont, fehlt ihm noch die Erfahrung. "In der WRC würde ich wahrscheinlich nur hinterherfahren", betonte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Was mögen sich aber wohl seine Konkurrenten der WRC2 denken, die teilweise jahrelang diesen Sport ausüben und dennoch von einem Neueinsteiger geschlagen werden.