Loeb beweist es allen: Natürlich hatte Sebastien Loeb im Vorfeld der Rallye gesagt, es ginge ihm nur um Spaß, er stünde nicht unter Druck und schaue sich die Dinge einfach an. Doch wer glaubte das wirklich? Ein neunfacher Weltmeister, der sieben Mal in Folge die Rallye Argentinien gewonnen hat, fährt nicht einfach zum Spaß mit - er will gewinnen.

Sebastien Loeb brachte nichts aus der Ruhe, Foto: Sutton
Sebastien Loeb brachte nichts aus der Ruhe, Foto: Sutton

Einfach ist aber anderes. Im Vergleich zu den anderen Piloten hatte Loeb keine Testmöglichkeit vor der Rallye und musste das Setup von Mikko Hirvonen übernehmen - zunächst mit mäßigem Erfolg. Die Zeiten kamen nicht und sein Ingenieur riet dem Champion, den Fahrstil des Teamkollegen zu übernehmen und aggressiver zu fahren. "Das bin ich nicht", war Loeb in Sorge. "Als ich es aber versuchte, passten die Zeiten." Einfach seinen Fahrstil ändern und nach zwei Rallyes Pause sofort die dominante VW-Mannschaft schlagen - einfach weltmeisterlich.

Ogier unter Druck: Sebastien Ogier gewinnt 2013 scheinbar einfach alles - außer Loeb ist dabei. Das ewige Duell der beiden lässt den 29-Jährigen anscheinend nicht kalt. Ob im direkten Duell in Schweden (Ogier patzte im Super Special), im Qualifying oder auch am Freitagnachmittag in Argentinien - wenn Ogier weiß, dass er Loeb im Nacken hat, unterlaufen dem sonst so perfekten Franzosen immer wieder kleine Fehler.

Sebastien Ogier haderte mit seiner Handbremse, Foto: Volkswagen Motorsport
Sebastien Ogier haderte mit seiner Handbremse, Foto: Volkswagen Motorsport

Besonders bitter für Ogier: Im 'Duell der Giganten' steht es nun 2:1 für Loeb. Damit wird deutlich, dass alle Dominanz über die Saison nichts bedeuten würde, wäre Loeb noch am Start. Speziell auf Schotter hätte der 29-Jährige seinen zehn Jahre älteren Konkurrenten in die Schranken weißen müssen, um die Wachablösung deutlich zu machen. Nun wird ewig der Beigeschmack haften bleiben, dass Ogier nur dann gewinnt, wenn Loeb nicht dabei ist.

Hirvonen zwischen Pech und mangelndem Speed: Hoffnung ist ein dünnes Band, das mit jedem gefahrenen Kilometer der Saison ein Stückchen mehr abreißt. Mikko Hirvonen war - vor allem während der Rallye Argentinien - ein Pechvogel. Reifenschaden jagt Reifenschaden und zu allem Überfluss streikt auch noch die Elektrik. Allerdings zeigt der realistische Blick auf die Zeiten, dass der Finne auch ohne diese Schwierigkeiten in der Endabrechnung wohl weder Loeb noch Ogier hätte halten können.

Mikko Hirvonen musste sich Sebastien Loeb deutlich geschlagen geben, Foto: Citroen
Mikko Hirvonen musste sich Sebastien Loeb deutlich geschlagen geben, Foto: Citroen

Die größte Häme für den Finnen dürfte aber sein, dass er seinen zweiten Platz in der WM erneut an Loeb verloren hat - obwohl dieser 2013 nur drei Rallyes bestritt. Im Duell ehemalige Nummer eins gegen aktuelle steht es 68:57. Ein weiterer Nackenschlag dürfte der Blick in Richtung Ogier sein. Bereits 65 Punkte - und damit knapp drei Siege bei drei Ausfällen des Franzosen - trennen Hirvonen von seinem so ersehnten ersten Weltmeistertitel.

Östberg erbt das Latvala-Syndrom: In den letzten Jahren war es immer und immer wieder das leidige Thema bei Ford. Jari-Matti Latvala war meist schneller als Mikko Hirvonen, dennoch reichte es nie zum Titel, weil Latvala in regelmäßigen Abständen den Fiesta demolierte. Nun sind beide Finnen weg und ein Norweger da - das Problem bleibt aber das gleiche. Mads Östberg zählt zu den schnellsten Piloten der WRC, eine Rallye gewinnen konnte er 2013 aber noch nicht.

Mads Östberg muss sich Gedanken machen, Foto: Ford
Mads Östberg muss sich Gedanken machen, Foto: Ford

Während der ersten Läufe haderte der Ford-Mann noch mit der Technik, nun mit sich selbst. In Portugal überschlug sich Östberg, weil er den Aufschrieb falsch verstanden hatte, in Argentinien war es ein Felsen, der dem Norweger den Weg versperrte. Am Ende reichte es in Südamerika zwar zu einem achtbaren siebten Rang und einer Bestzeit, der WM-Zug dürfte mit lediglich 38 Punkten nach mehr als einem Drittel der Saison aber ohne ihn abgefahren sein. Für Östberg geht es nun darum, das Tal der Fehler zu überwinden und schnell wieder zu alter Stärke zu finden, um nicht wie Latvala immer schnell auf der Piste, aber auch ebenso schnell von der Piste zu sein.

Auch Sebastien Ogier hatte seine liebe Müh und Not mit den Reifen, Foto: Sutton
Auch Sebastien Ogier hatte seine liebe Müh und Not mit den Reifen, Foto: Sutton

Reifen, Reifen, Reifen: Argentinien ist berühmt berüchtigt für seinen teils rauen und von Steinen übersäten Untergrund. Bei der diesjährigen Auflage machte die Rallye ihrem Ruf erneut alle Ehre. Hirvonen, Latvala, Ogier - um nur die prominentesten Beispiele zu nennen - verloren alle eine Menge Zeit durch Reifenschäden. Besonders bitter war es für WM-Leader Ogier. Nach seinem Fehler am Samstagnachmittag und dem damit verbundenen Verlust der Führung setzte er alles daran, Loeb wieder abzufangen.

Die Zeichen standen auf grün, bis die letzte Zwischenzeit auf einmal rot aufflackerte. Ogier kämpfte sich durch den finalen Teil der Prüfung und wechselte auf der Verbindungsetappe den beschädigten Reifen. Damit tauchte aber schon die nächste Sorge auf: Nun hatte der Franzose keinen einzigen Ersatzreifen mehr an Bord - ein weiterer Reifenschaden würde also das Aus bedeuten. Damit blieb Ogier nur eine Wahl: ruhig, kontrolliert und ohne Risiko den Polo R WRC ins Ziel bringen und damit den Sieg aufgeben.

Latvala kann wieder lachen, Foto: Volkswagen Motorsport
Latvala kann wieder lachen, Foto: Volkswagen Motorsport

Latvala hat sich gefangen: Eine Rallye ohne Fehler sollte sich Jari-Matti Latvala vielleicht rot im Kalender anstreichen, würden viele seiner Kritiker sicher sagen. Es sieht so aus, als hätte der schnelle Finne endlich eine Verbindung zu seinem Polo R WRC gefunden. Einzig die Handbremse machte Latvala einen Strich durch die Rechnung. Wie bei Teamkollege Ogier quittierte sie den Dienst und der Finne musste den Kampf ohne sie aufnehmen.

Im weiteren Verlauf der Rallye überzeugte der VW-Pilot allerdings mit Bestzeit nach Bestzeit. Wie Ogier war Latvala fünf Mal der schnellste Pilot - seit WP10 sogar ungeschlagen. Damit gingen auch die wichtigen drei Punkte in der Power Stage auf sein Konto - vielleicht ein positiver Schub für die kommenden Aufgaben in Griechenland.