Für Jari-Matti Latvala stand die Saison 2012 unter dem Zeichen Weltmeisterschaft. Nach dem Weggang von Mikko Hirvonen war er zur klaren Nummer eins bei Ford erklärt worden. Sein gutes Ende der Saison 2011 machte viel Hoffnung - die Herangehensweise war klar: "Einfach um die Fahrer-Weltmeisterschaft kämpfen", verriet der Finne hinsichtlich seiner Zielsetzung im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Ich bin zuversichtlich, dass ich nun in der Lage bin, auf jeder Oberfläche um Rallyesiege zu kämpfen."

Gleich in Monte Carlo holte ihn die harte Realität wieder ein. Auf der zweiten Wertungsprüfung hatte er Sebastien Loeb noch sensationelle 52,7 Sekunden abgenommen, bei der zweiten Durchfahrt lenkte ihn aber eine Eisplatte ab, er verlor die Kontrolle über seinen Fiesta, kam von der Strecke ab und die Rallye war zu Ende. So sollte es beinahe das gesamte Jahr weitergehen, denn der Finne war stets schnell, konnte das aber in den wenigsten Fällen auch ins Ziel bringen. Schuld war meist sein unbändiger Siegeswille, der ihm - wissentlich - zum Verhängnis wurde. "Ich mache zu viel Druck und komme von der Strecke ab. Ich hätte daraus lernen sollen, aber es sieht so aus, als wäre ich ein langsamer Lerner - ich hoffe, das kommt noch..."

Herausragende Rallye

Für Latvala gab es 2012 zwei verschiedene Highlights. Das erste setzte der Finne gleich bei der zweiten Saisonrallye in Schweden. Am Ort seines ersten WRC-Sieges meldete sich der 27-Jährige mit einem Sieg in den WM-Kampf zurück und war danach überglücklich. "Zurückzukommen und ein zweites Mal zu gewinnen, ist etwas sehr Besonderes", bezog sich Latvala auf seinen Debütsieg und dachte gleichzeitig auch an seine WM-Chancen. "Es fühlt sich an, als wäre eine große Last von meinen Schultern genommen worden."

In Frankreich gelang Jari-Matti Latvala sein bestes Ergebnis auf Asphalt, Foto: Sutton
In Frankreich gelang Jari-Matti Latvala sein bestes Ergebnis auf Asphalt, Foto: Sutton

Sein zweiter Triumpf war kein Sieg im eigentlichen Sinn, aber ein Sieg über die Gegebenheiten. Seit Jahren kämpft der Finne um seinen ersten Erfolg bei einer Asphalt-Rallye. Dieser ist zwar auch 2012 nicht geglückt, doch mit Rang zwei in Frankreich gelang ihm sein bisher bestes Ergebnis auf festem Untergrund. Wie bereits in Deutschland musste er sich zwar Loeb geschlagen geben, zum Sieg fehlten dem Ford-Mann aber nur 15,5 Sekunden. "Das war meine beste fahrerische Leistung, die ich je auf Asphalt gezeigt habe", war er im Nachhinein glücklich.

Zukunft

Latvala hat sich für die kommende Saison zu einem neuen Abenteuer entschieden. Nach dem werksseitigen Ausstieg von Ford aus der WRC war es abzusehen, dass der Finne den lange vermuteten Wechsel zu Volkswagen wahr machen würde. Nun wird er an der Seite von Sebastien Ogier für den Wolfsburger Konzern an den Start gehen und versuchen, den WM-Titel nach Deutschland zu holen.

Die ersten Testfahrten verliefen aber nicht besonders glücklich. Latvala, der den Ruf als Crashpilot inne hat, kollidierte in Mexiko mit einem zivilen Fahrzeug. Glücklicherweise wurden die Insassen nur leicht verletzt und die Testfahrten konnten weitergehen. Nun ist für Latvala vor allem wichtig, den Polo R WRC schnell zu entwickeln. Dennoch will er sich nicht unter Druck setzen lassen, sofort um den Sieg kämpfen zu müssen.