Petter Solberg startete auch 2011 wieder mit seinem Privatteam in einem Citroen DS3 WRC. Nachdem er die vergangene Saison auf dem dritten Gesamtplatz beenden konnte, stand das Ziel für das kommende Jahr fest: Siege feiern und Weltmeister werden. Am Ende blieb der Norweger allerdings ohne Sieg und kam durch verschiedenste Probleme nicht über den fünften Gesamtrang hinaus.

Kurioser Auftakt

Die Saison begann für den Weltmeister von 2003 aber schon mit einem sehr skurrilen Start. Bis zum Sonntagmittag auf Podestkurs gelegen, schauten viele Zuschauer mit großen Augen, als nachmittags sein Co-Pilot Chris Patterson am Steuer des Citroen Platz nahm. Während der Fahrt in der Powerstage verlor das Duo Sekunde um Sekunde. Doch was war geschehen?

Petter Solberg versuchte seinen fehlenden Führerschein sportlich zu nehmen, Foto: Sutton
Petter Solberg versuchte seinen fehlenden Führerschein sportlich zu nehmen, Foto: Sutton

Am ersten Tag der Rallye war Solberg etwas zu spät aus dem Mittagsservice aufgebrochen und dadurch knapp an der Zeit. Aus diesem Grund heizte er mit 112 km/h anstatt der erlaubten 80 km/h auf den schwedischen Straßen durch den Schnee. "Ich wollte natürlich rechtzeitig am Start der fünften Wertungsprüfung sein und bin zu schnell gefahren", rechtfertige sich Solberg. Unglücklicherweise wurde genau dort ein Blitzer aufgestellt und der Norweger lachte in die Kamera. "Ich hatte, wie jeder andere auch, das Recht, bis 48 Stunden nachdem mir der Führerschein entzogen wurde, ein Auto zu fahren", rechtfertigte sich der 36-Jährige.

Diese Frist lief genau Sonntagmittag um 14:00 Uhr aus. Dennoch erreichte der Citroen-Pilot am Ende noch den versöhnlichen fünften Rang und brach mit viel Selbstvertrauen nach Mexiko auf. Hier lag er nach einem sehr guten Start und dem Sieg im ersten Superspecial in Führung. Zwar konnten die Werkscitroen ihn bereits am zweiten Tag wieder überholen, dennoch nahm er Anlauf auf Platz drei.

Hoffnungen zerstört

Ein Elektronikdefekt zerstörte aber alle seine Hoffnungen auf den Sieg. "Es ist so frustrierend. Wir haben so viele Anstrengungen für nichts investiert", zeigte sich Solberg zerknirscht. Schon nach diesem Problem war für den Norweger aber eines klar: "Wir haben so viele Punkte hergeschenkt, daher kann ich nicht an die Weltmeisterschaft denken."

Petter Solberg hatte in Jordanien Glück, nicht in die Tiefe gerollt zu sein, Foto: Sutton
Petter Solberg hatte in Jordanien Glück, nicht in die Tiefe gerollt zu sein, Foto: Sutton

In Portugal, wo die Rallye-WM als nächstes Station machte, sollte es für Solberg ähnlich schlecht verlaufen. Denn bereits am Eröffnungstag holte er sich vier Reifenschäden, wovon ihn der letzte sogar zwang in der Stage stehenzubleiben. "Ich war so traurig über den ersten Tag, es war unglaublich, aber ich gebe nie auf", erklärte der Norweger kämpferisch. Trotz insgesamt sechs Bestzeiten, hatte er durch die Probleme am Ende als Sechster mit dem Ausgang der Rallye nichts zu tun.

Dafür sollte es in Jordanien besser laufen, doch genau das Gegenteil geschah. Im Shakedown noch vorne, setzte Solberg gute Zeiten und kämpfte sich bis zur Mitte des finalen Tags auf Platz vier liegend an die Spitze heran. Dann allerdings verlor er die Kontrolle über seinen Citroen und rutsche einen Fels hinunter. "Ich hatte auf das Podium gehofft", schilderte der Weltmeister von 2003, der dennoch dankbar war. "Es war einfach so enttäuschend, aber auch glücklich, dass wir nicht hinuntergerollt sind."

Ausschlag nach oben

Auf Sardinien sollte es dann endlich so weit sein, denn der Norweger stand 2011 das erste Mal auf dem Podest. Dennoch war er auch in Italien nur bedingt zufrieden. "Ich hätte dieses Event gewinnen können, aber ich hatte einige kleine Probleme, die mich einem Menge Zeit kosteten", schilderte Solberg, der der Meinung war, hinter Sebastien Loeb der schnellste Pilot der Rallye gewesen zu sein.

Danach folgte ein vierter Platz in Argentinien, der von seiner 400. Bestzeit gekrönt wurde. In Griechenland sollte nun die Stunde des 36-Jährigen schlagen. Sowohl der Freitag als auch der Samstag gingen an Solberg, aber am Ende gewann Sebastien Ogier. "Ich weiß nicht warum. Ich habe so viel Druck gemacht, wie ich konnte", äußerte sich ein enttäuschter Viertplatzierter, der dennoch nicht an sich zweifelte. "Wir konnten nicht mehr machen - das ist unmöglich. Privatteam ist Privatteam - es ist schwierig."

Endlich auf Geschwindigkeit

Bis zur Rallye in Australien erlebte der Norweger in Finnland und Deutschland erneut Rückschlage und beendete beide Auftritte auf der fünften Position. Dann aber folgte Down Under, wo er auch von den Ausfällen von Loeb und Ogier profitierte. Er sicherte sich hinter den Ford-Werkspiloten den dritten Rang, was ihn aber nicht vorrangig beschäftige. "Ernsthaft, ich interessiere mich nicht so sehr für das Ergebnis, es ist mehr die Pace, die richtig war - das Auto war wieder auf Geschwindigkeit", strahlte der Norweger.

In Australien sicherte sich Petter Solberg das zweite Podest der Saison, Foto: Sutton
In Australien sicherte sich Petter Solberg das zweite Podest der Saison, Foto: Sutton

Dieses Podest war aber auch aus einem anderen Grund von großer Bedeutung. Denn die gesamte Saison hing das Damoklesschwert der Finanzierung über Solberg. Immer wieder musste er sich die Frage stellen, ob er an allen Läufen teilnehmen, Testfahrten bestreiten oder nötige Reparaturen an seinem DS3 WRC vornehmen konnte. Deshalb sprach er nach Australien von einer besonderen Motivation für das gesamte Team. Der letzten, denn es sollten keine weiteren Punkte mehr folgen.

Disqualifkation nach Podest

In Frankreich sollte es genauso weitergehen. "2010 bin ich Dritter geworden und ich hoffe, dass ich dieses Jahr mindestens genauso gut bin", zeigte sich Solberg hoffnungsvoll. Tatsächlich reichte es zum erwünschten Ergebnis, doch der Norweger wurde nachträglich disqualifiziert, weil sein Wagen vier Kilogramm zu leicht war.

In Spanien, wo alle Sponsoren und Gönner des Weltmeisters von 2003 angereist waren, endete die Rallye bereits nach der ersten Prüfung. "Es war so unglaublich staubig", zeigte der Norweger auf, nachdem er seinen Wagen in einer Wasserdrainage schwer beschädigt hatte. "Ich habe etwas wie das noch nie erlebt." Auch das Finale in Wales endete für den Citroen-Piloten frühzeitig, nachdem seine Benzinleitung riss und der Motorraum brannte. Ein rauchiges Ende für eine durchwachsene Saison.