Die Rallye-Saison geht auf die Zielgerade und zwei Piloten kämpfen bei der letzten Veranstaltung in Wales noch um die Krone der WRC. Ford-Pilot Mikko Hirvonen hat nach zwölf Läufen auf Schotter, Schnee und Asphalt acht Punkte Rückstand auf den siebenfachen Weltmeister Sebastien Loeb, der mit 222 Punkten die Tabelle anführt.

Die WRC fährt dem Saisonende entgegen, Foto: Andre Lavadinho
Die WRC fährt dem Saisonende entgegen, Foto: Andre Lavadinho

Nun begibt sich das Feld wieder auf Schotter und trägt, wie schon einige Male zuvor, den finalen Kampf um den Titel im britischen Wales aus. Motorsport-Magazin.com hat die gesamte Saison und speziell die noch ausstehende Rallye Revue passieren lassen und sich Gedanken darüber gemacht, wie groß die Chancen von Hirvonen sind, den Star der WRC nach sieben Jahren zu stürzen.

Siegquote über die Saison

Seit Jahren versucht Ford-Werkspilot Mikko Hirvonen sich den Fahrertitel in der WRC zu sichern. Mal näher dran, mal weiter entfernt, muss er am Ende immer seinem Citroen-Rivalen Sebastien Loeb gratulieren. Doch 2011 sollte sich alles ändern und Hirvonen wollte nicht der ewige Zweite sein, wenngleich er Menschen versteht, die ihn so nennen. "Ich muss zugeben, dass es so ist, da immer Sebastien gewinnt. Daher kann ich das keinem übel nehmen", erklärte der Finne im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Ich muss einfach da rausgehen und es ändern."

Diese Kampfansage wurde sofort mit einem Sieg in der ersten Rallye in Schweden in die Tat umgesetzt. Danach allerdings konnte Hirvonen nicht mehr an diese Leistung anknüpfen und musste seinem Rivalen Loeb zusehen, wie er einen Sieg um den anderen einfuhr. "

Erst in Australien, als Loeb bereits nach der dritten Stage durch einen Überschlag aus dem Rennen war, konnte Hirvonen wieder gewinnen. Allerdings auch hier nicht aus eigener Kraft – sein Teamkollege Jari-Matti Latvala, der die ganze Rallye dominierte, machte am letzten Tag langsam und ließ seinen Freund passieren. An der Bilanz nach 12 Rallyes ändert das aber nicht viel, denn Hirvonen blieb bei diesen zwei Triumphen, während sein Kontrahent fünf Mal feiern konnte.

Siegquote 2011
Mikko Hirvonen: 16,7 Prozent der möglichen Siege
Sebastien Loeb: 41,7 Prozent der möglichen Siege

Siegquote auf Schotter

Zu diesen Zahlen gehören aber auch der Schweden-Sieg des Ford-Piloten auf Schnee, sowie Loebs Sieg bei der (größtenteils) Asphalt-Rallye in Spanien. In Wales werden die Piloten aber Hirvonens Lieblingsuntergrund Schotter vorfinden. Betrachtet man aber erneut die Zahlen, sprechen diese nicht für den Finnen. Denn während er lediglich in Australien auf Schotter siegte, gelang Loeb - einem Asphalt-Spezialisten - dieses Kunststück vier Mal in Mexiko, Sardinien, Argentinien und Finnland.

Hirvonen seinerseits war allerdings, mit Ausnahme seiner Heimrallye in Finnland, bei jedem Loeb-Sieg auf Schotter an dessen Seite und sicherte sich den zweiten Platz. Dabei waren die Abstände teilweise denkbar knapp. So trennten die beiden auf Sardinien nach 339,70 km lediglich 11,2 Sekunden, was sich in Argentinien noch zuspitzte. Denn nach 378,15 gewerteten Kilometern trennten die beiden WM-Aspiranten lediglich 2,4 Sekunden.

Auch das ist ein Punkt der dem WM-Zweiten von 2009 Mut macht. "Sicherlich sind wir frustriert, denn wir haben vier Rallyes nur durch zehn Sekunden oder weniger verloren", erklärte er auch in Bezug auf seinen Teamkollegen. "Dementsprechend sind wir nicht weit weg. Aber es gibt immer eine Kleinigkeit, mit der sie besser klarkommen. Wir sind ein bisschen unglücklich darüber, aber sie lassen auch nicht nach."

Siegquote auf Schotter
Mikko Hirvonen: 12,5 Prozent
Sebastien Loeb: 50 Prozent

Podestplätze auf Schotter (ohne Siege)
Mikko Hirvonen: 4 (2 = 3 Mal; 3 = 1 Mal)
Sebastien Loeb: 3 (2 = 2 Mal; 3 = 1 Mal)

Siegquote in Großbritannien

Sebastien Loeb konnte die drei letzten Rallyes in Wales für sich entscheiden, Foto: Sutton
Sebastien Loeb konnte die drei letzten Rallyes in Wales für sich entscheiden, Foto: Sutton

Viel wichtiger als das Abschneiden über die Saison, ist aber nun, wer in Wales die Nase vorne hat. Hirvonen spricht immer wieder von einer Strecke, die ihm sehr gut liegt und auf der er es sich sehr gut vorstellen kann, auch zu gewinnen. Dies gelang ihm bereits 2007, als er die schnellste Zeit setzten und sich zum Sieger krönen konnte. Stirnrunzeln könnte sich bei Ford allerdings auftun, blickt man auf die Ergebnisse der letzten drei Jahre, die ausschließlich Sebastien Loeb an der Spitzenposition zeigen.

Hirvonen konnte nach seinem Sieg einen achten und einen vierten Platz einfahren. Lediglich 2009 duellierte er sich auf Augenhöhe mit dem Franzosen, bis er am Vormittag des letzten Tages seine Motorhaube nach einem Sprung verlor, diese sich an der Windschutzscheibe verkeilte und er aussteigen musste. Mit einer Minute Zeitverlust hieß der Sieger am Ende Sebastien Loeb.

Erfolge in Wales
Mikko Hirvonen: Ein Sieg, ein zweiter/vierter Platz bei sieben Auftritten
Sebastien Loeb: Drei Siege, jeweils zwei zweite/dritte Plätze bei sieben Auftritten

Punkteausbeute in Großbritannien

Ähnlich wie mit den Siegen verhält es sich auch in Bezug auf die Punkte, die die beiden Kontrahenten in den vergangenen Jahren einfahren konnten. So erzielte Citroen-Pilot Loeb bei seinen sieben Teilnahmen 73 Punkte, während Hirvonen von den 85 möglichen lediglich 33 auf seinem Konto verbuchen konnte.

Punkteausbeute in Großbritannien
Mikko Hirvonen: 38,9 Prozent
Sebastien Loeb: 85,9 Prozent

Bestzeiten und Powerstage-Siege

Um eine Rallye zu gewinnen, was Hirvonen in Wales in jedem Fall tun muss, um die acht Punkte auf Loeb aufzuholen, gehören selbstverständlich Bestzeiten auf den einzelnen Wertungsprüfungen. Doch wie in allen anderen Vergleichen liegt der Ford-Pilot auch hier deutlich gegenüber seinem Rivalen Loeb zurück. So konnte dieser insgesamt 58 Mal einen Stage-Sieg für sich verbuchen, was Hirvonen nur 33 Mal gelang.

Mikko Hirvonen feierte 2007 seinen ersten und einzigen Sieg in Wales, Foto: Sutton
Mikko Hirvonen feierte 2007 seinen ersten und einzigen Sieg in Wales, Foto: Sutton

Sollte der Finne die Rallye Wales tatsächlich nach 2007 zum zweiten Mal für sich entscheiden, ist damit aber noch nichts gewonnen. Denn falls sich der siebenfache Weltmeister die zweite Position sichert, macht Hirvonen nur sieben Punkte auf Loeb gut, notwendig sind aber neun - bei Punktgleichheit zählen die Siege, von welchen Loeb dann im Zweifelsfalle zwei mehr auf seinem Konto hätte.

Daher muss der Ford-Pilot sich neben dem allgemeinen, auch den Sieg in der Powerstage holen - und gleichzeitig hoffen, dass Loeb nicht Zweiter in dieser Prüfung wird. Denn bei einem Hirvonen-Sieg bei der Rallye Wales und einem Sieg in der Powerstage könnte er 28 Punkte abräumen. Läge Loeb allerdings immer an zweiter Stelle, wären seine Ausbeute 20 Punkte. Dementsprechend läge Punktgleichheit vor und der Citroen-Pilot wäre Weltmeister.

Bestzeiten in den insgesamt 244 Wertungsprüfungen
Mikko Hirvonen: 33 in 244 Prüfungen (entspricht 13,5 Prozent)
Sebastien Loeb: 58 in 244 Wertungsprüfungen (entspricht 23,8 Prozent)

Siege in der Powerstage:
Mikko Hirvonen: 3 in 12 Powerstages (entspricht 25 Prozent)
Sebastien Loeb: 4 in 12 Powerstages (entspricht 33,4 Prozent)

Betrachtet man diese Zahlen, tut sich ein klares Bild hervor: Sebastien Loeb geht als absoluter Favorit in den finalen Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft. Wer also Geld auf den achten Titel des Citroen-Piloten setzen möchte, wird vermutlich im Ernstfall keinen hohen Gewinn sehen. Dennoch hat das wahre Leben seine eigenen Gesetze, die oftmals nichts mit Mathematik und Logik zu tun haben. So hätten in Deutschland und Frankreich die Statistiken für Loeb kaum besser sein können, doch am Ende ging sein Teamkollege Sebastien Ogier als Sieger vom Platz.

Auch Citroen-Teamchef Olivier Quesnel möchte die Konkurrenz in keinem Fall unterschätzen. "Mikko, da können Sie sich sicher sein, wird in Wales wirklich schnell sein", so Quesnel. Daher ist bei aller Rechnerei am Ende wohl die Devise: Daumendrücken für den eigenen Favoriten!