Paukenschlag zu Beginn

Der zweite Tag der Rallye Großbritannien begann mit einem Paukenschlag. 500 Meter vor Ende der ersten Etappe fuhr Sébastien Ogier zu schnell in eine Kurve und überschlug sich seitwärts. Zwar blieben er und sein Beifahrer Julien Ingrassia unverletzt, an eine Weiterfahrt war aber nicht mehr zudenken. Nach aktuellem Stand wird er die Rallye auch morgen nicht wieder aufnehmen können, da die Beschädigungen am Auto zu schwer sind.

Petter Solberg lieferte sich ein enges Duell mit Loeb., Foto: Sutton
Petter Solberg lieferte sich ein enges Duell mit Loeb., Foto: Sutton

Loeb und Solberg am absoluten Limit

So reduzierte sich der Dreikampf an der Spitze schnell auf das Duell zwischen Sébastien Loeb und Petter Solberg, die sich über den ganzen Tag ein ausgesprochen enges Duell liefern sollten. Der Morgen gehörte zunächst Solberg. Mit Bestzeiten auf den ersten beiden Etappen ging er an Loeb vorbei, der seinerseits Zeit verlor, als er auf der zweiten Etappe eine Abzweigung verpasste und den Motor abwürgte. Doch auf dem elf Kilometer langen Asphaltabschnitt schlug der Rekordweltmeister zurück und verwandelte seine zwischenzeitlichen 3,2 Sekunden Rückstand wieder in 5,3 Sekunden Vorsprung. Dabei profitierte er dieses Mal von seiner führenden Startposition, die ihm eine saubere Straße bescherte, während Solberg als zweites Fahrzeug bereits an einigen Stellen mit dem aufgewirbelten Matsch – des die Kurven großzügig schneidenden Loebs – zu kämpfen hatte.

Auf der nächsten Etappe war es dann aber wieder der Norweger, der die Bestzeit erzielte, während sich Loeb einen seiner seltenen Dreher leistete. Dennoch reichte es für den Franzosen, um 2,5 Sekunden Vorsprung zu behaupten. Damit stand es im Mittagsservice nach Bestzeiten 3:1 für Solberg, in blanken Zahlen aber 0,7 Sekunden zu Gunsten von Loeb.

Mikko Hirvonen kam heute besser zurecht., Foto: Sutton
Mikko Hirvonen kam heute besser zurecht., Foto: Sutton

Der Nachmittag brachte eine Umkehr des Vormittags. Während Sébastien Loeb die ersten beiden Etappen mit einer Bestzeit beendete, war es nun Petter Solberg der eine Abzweigung verpasste. Nach einer weiteren Loeb-Bestzeit stand dann die zweite Austragung der Etappe mit dem 11-Kilometer langen Asphaltabschnitt an, auf dem Solberg am morgen so viel Zeit eingebüßt hatte. Doch dieses Mal kam Solberg deutlich besser zurecht. Dann allerdings ausgerechnet am Ende des Apshalt- und am Übergang zum Schotterabschnitt leistete sich Petter Solberg einen Dreher. So baute Loeb seinen Vorsprung mit der dritten Bestzeit in Folge auf 6,7 Sekunden aus. Die letzte Prüfung vor dem finalen Super Special gehörte wie schon am Vormittag aber wieder Solberg, der damit erneut bis auf 4,6 Sekunden an den Franzosen herranrückte. Nachdem Loeb das finale Super Special um 0,2 Sekunden für sich entscheiden konnte, betrug sein Vorsprung schlussendlich 4,8 Sekunden.

Am Ende des Tages ergab sich damit im Duell an der Spitze damit ein ungewöhnlich ausgeglichenes Bild. Während – das Super Special ausgeklammert - nach Bestzeiten ein 4:4 blieb, stand es nach Drehern und verpassten Abzweigungen ebenfalls jeweils 1:1 zwischen Loeb und Solberg. Wie schnell beide Piloten dabei heute insgesamt unterwegs waren, zeigte auch ein Blick auf die Zeitenlisten, wo sie trotz ihrer Zwischenfälle nie aus den Top3 herausfielen.

Jari-Matti Latvala startete eine Aufholjagd., Foto: Sutton
Jari-Matti Latvala startete eine Aufholjagd., Foto: Sutton

Latvala macht Position gut

Mikko Hirvonen kam heute deutlich besser als gestern zurecht. Dennoch war der Finne insgesamt noch nicht ganz zufrieden mit seiner Leistung, die ihm insbesondere am Morgen zu unkonstant war. Den spektakulärsten Moment hatte er allerdings auf der vierten Tagesprüfung zu überstehen, als er einigen plötzlich auf der Straße auftauchenden Schafen ausweichen musste. Am Ende lag er 1:23,2 Minuten hinter Solberg auf Rang drei.

Jari-Matti Latvala zeigte sich nach seinem gestrigen Reifenschaden derweil festentschlossen, wieder Boden gutzumachen. Auf der letzten Vormittagsetappe profitierte er von einem Ausritt Daniel Sordos, dessen Beifahrer ihn eine falsche Notiz vorgelesen hatte. Obwohl auch Latvala am Morgen insgesamt etwas zu aggressiv unterwegs und einige Male leicht neben der Strecke zu finden war, rückte er bis zum Mittagsservice bis auf 11,2 Sekunden an Hirvonen heran. Am Nachmittag waren beide Ford-Piloten dann aber ähnlich schnell unterwegs, so dass Latvala den Tag 8,6 Sekunden hinter seinem Teamkollegen, aber 15,4 Sekunden vor Daniel Sordo beendete.

Henning Solberg fährt weiter auf Punktekurs., Foto: Sutton
Henning Solberg fährt weiter auf Punktekurs., Foto: Sutton

Henning Solberg weiter Best of the Rest

Mit etwas mehr als fünf Minuten Rückstand auf die Spitze führt Henning Solberg währenddessen weiter das Verfolgerfeld an. Matthew Wilson begann den Tag erneut mit einem Schreckmoment, als er auf der ersten Etappe nur knapp einem Abflug entging. Schlussendlich erreichte er das Tagesziel knapp 1:50 Minuten Sekunden hinter Solberg.

Mads Östberg konnte bis in den Nachmittag hinein noch das Tempo von Wilson halten, verlor auf der vierten Nachmittagsetappe dann aber viel Zeit. Das nutze Kimi Räikkönen, um sich trotz zwischenzeitlicher Probleme mit einer vorderen Feder auf Rang acht zu verbessern. Sollte der Finne diese Position auch morgen verteidigen, hätte er damit auch seinen zehnten Platz im Gesamtklassement abgesichert. Andreas Mikkelsen, der gleichzeitig die SWRC anführt, würde nach derzeitigem Stand den letzten WM-Punkt erhalten.

Ken Blocks Hoffnungen auf die zweite Punktankunft in Folge kamen am Nachmittag hingegen zu einem plötzlichen Ende. Der US-Amerikaner, der im Mittagsservice noch auf Rang zehn gelegen hatte, bekam technische Probleme und fiel aussichtslos zurück. Erste Vermutungen ließen auf eine defekte Antriebswelle schließen.

Sébastien Ogier kann nach seinem Ausfall nur noch Abwarten., Foto: Sutton
Sébastien Ogier kann nach seinem Ausfall nur noch Abwarten., Foto: Sutton

Vizeweltmeisterschaft völlig offen

Der Ausgang der Rallye Großbritannien ist damit auch nach dem zweiten Tag völlig offen. Die 4,8 Sekunden Rückstand scheinen für den bereits viermal in Großbritannien erfolgreichen Solberg auf jeden Fall noch aufholbar, doch auch Loeb zeigte heute bereits deutlich, dass er bis ins Ziel alles geben wird, um seinen dritten Erfolg in Folge in Großbritannien zu feiern.

Besondere Spannung erhält der Ausgang der Rallye dabei natürlich auch noch aus der nach Ogiers Ausfall nun wieder völlig offenen Vizeweltmeisterschaft. So wäre nach derzeitigem Stand Petter Solberg einen Punkt vor Jari-Matti Latvala und zwei Punkte vor Sébastien Ogier Vizeweltmeister. Sollte Latvala allerdings noch an Hirvonen vorbei gehen, würde Solberg der zweite Platz nicht mehr reichen und er müsste selbst siegen, um die Vizeweltmeisterschaft zu erringen. Wie dieses Duell auch ausgehen mag, die Fans dürfen sich auf jeden Fall auf einen tollen Sonntag bei der Rallye Großbritannien freuen. Bei noch ausstehenden vier Etappen und 76,14 Kilometern könnte die endgültige Entscheidung dabei sogar erst auf dem finalen 8,1 Kilometer langen Sprint fallen.