Die Rallye Großbritannien gilt als eine der schwierigsten Veranstaltungen im gesamten Kalender. Gerade die Wetterbedingungen stellten die Piloten hier in den vergangenen Jahren mit vereisten Etappen oder dichtem Nebel immer wieder vor große Herausforderungen. Doch auch das Layout mit einem Wechsel aus technischen und dann wieder sehr schnellen Abschnitten verlangt einen guten Rhythmus. Doch wie heißen die Favoriten für die diesjährige Austragung?

Ogier muss seine zweite Position verteidigen., Foto: Andre Lavadinho
Ogier muss seine zweite Position verteidigen., Foto: Andre Lavadinho

Sébastien Loeb:

Der Rekordweltmeister konnte die Rallye in den vergangenen beiden Jahren gewinnen. Gerade sein Erfolg im letzten Jahr fiel dabei eindrucksvoll aus, als er noch mit einem Punkt Rückstand auf Mikko Hirvonen in das Wochenende gegangen, dann allerdings unter ausgesprochen schwierigen Bedingungen einmal mehr ohne den kleinsten Fehler geblieben war. Auch seine Routine in der Erstellung des Aufschriebs und seine extrem kontrollierte Fahrweise dürftem ihm in Großbritannien wieder voll zu Gute kommen. Vor seinem Erfolg 2008 gehörte die Rallye Großbritannien allerdings zu jenen Veranstaltungen, bei denen sich Loeb tendenziell eher etwas schwerer tat, so war er bei fünf Anläufen nicht über Rang zwei hinausgekommen, was freilich kaum mehr als ein Schönheitsfehler auf sehr hohem Niveau bleibt.

Sébastien Ogier:

Der Franzose feierte vor zwei Jahren sein WRC-Debüt in Großbritannien. Obwohl es nach einem Unfall am zweiten Tag schlussendlich nur zu Rang 26 reichte, hinterließ er mit einer Bestzeit auf der ersten Etappe gleich einen starken Eindruck. Im vergangen Jahr reichte es nach einem Ausfall aber erneut nicht zu einem guten Ergebnis. Von ihrem Layout sollte die Rallye Ogier aber entgegen kommen. Nachdem der 26-Jährige schon in Portugal und Japan gewinnen konnte und auch in Finnland mit Rang zwei seine starke Form auf mittlerweile jeder Art von Schotterbelägen untermauerte, muss ihm auf jeden Fall die nötige Geschwindigkeit für einen weiteren Erfolg zugetraut werden. Ein leichtes Fragezeichen steht hingegen hinter der Konstanz. So riskierte er schon zuletzt in Spanien im Kampf um den Sieg gegen Loeb zuviel. Auch die Vorstellung, die zwischenzeitlich fast schon sicher geglaubte Vizeweltmeisterschaft noch zu verspielen, wird den Druck auf ihn nicht verringern.

Der größte Druck lastet auf Latvala., Foto: Sutton
Der größte Druck lastet auf Latvala., Foto: Sutton

Jari-Matti Latvala:

Noch einmal ungleich höher ist der Druck allerdings für Latvala. Als er als klare Nummer zwei hinter Hirvonen am Saisonfang WM-Rang drei als Saisonziel formulierte, klang das nach der verkorksten Vorsaison mehr als optimistisch. Doch nach zwei Siegen und vieler weiterer konstanter Ergebnisse liegt es jetzt tatsächlich an Latvala, eine nicht immer zufriedenstellende Saison für Ford zu einem guten Ende zu führen. Der Vizetitel wäre dabei mehr als nur eine Schadensbegrenzung. Kaum auszudenken wäre aus Ford-Sicht hingegen ein Ausfall Latvalas, was dann möglicherweise einen Vierfachtriumpf für Citroen in der WM bedeuten würde. Im letzten Jahr bremsten den Finnen technische Probleme, so blieb Rang 2 im Jahr 2008 bislang Latvalas einzige Podestplatzierung bei der Rallye Großbritannien.

Petter Solberg:

Rang zwei bis fünf in der WM, wie für Latvala ist auch für Petter Solberg am letzten Wochenende noch alles möglich. Während die Vizeweltmeisterschaft gegen die Werksautos dabei wohl ein kaum hoch genug einzuschätzender Erfolg wäre, wäre ein weiterer fünfter Platz – nachdem er schon die letzte Saison auf dieser Position beendet hatte – sicher eine große Enttäuschung. Die Erinnerungen an Großbritannien sind derweil ausgesprochen gut, so war er hier in den Jahren 2002 bis 2005 gleich viermal in Folge erfolgreich. In den letzten drei Jahren reichte es allerdings jeweils nur zum vierten Rang.

Der Vizetitel für Solberg wäre eine Sensation, Foto: Sutton
Der Vizetitel für Solberg wäre eine Sensation, Foto: Sutton

Daniel Sordo:

Bei seiner Heimrallye in Spanien konnte Daniel Sordo zuletzt nicht wie erhofft seinen ersten WRC-Sieg einfahren. Zu langsam war er am Freitag auf den Schotterabschnitten. Überhaupt schien dem Spanier in diesem Jahr auf Schotter insgesamt wieder etwas mehr Zeit auf die Spitze zu fehlen als noch im Vorjahr. So waren es nach dem schwierigen Saisonstart vor allem die gewohnt starken Leistungen auf Asphalt, die Sordo nun noch im Rennen um Rang drei bis fünf sehen. Gerade die Rallye Großbritannien schien Sordo in den letzten Jahren aber durchaus zu liegen, so konnte er 2008 und 2009 mit Rang drei zumindest zwei Podestplätze für sich verbuchen.

Mikko Hirvonen:

Eine enttäuschende Saison neigt sich für Mikko Hirvonen zur Neige. Rang sechs in der Fahrerwertung ist bereits zementiert, nachdem der Finne nach einigen schwächeren Leistungen zuletzt auch mit technischen Problemen zu kämpfen hatte. Die Rallye Großbritannien ist jetzt so etwas wie die Chance, die Saison nach dem Sieg zum Saisonauftakt in Schweden doch noch mit einem Hoch abzuschließen. Im letzten Jahr war Hirvonen jedenfalls der Einzige, der Loeb hier zumindest noch halbwegs folgen konnte.

Kann Hirvonen noch einmal für eine Überraschung sorgen?, Foto: Sutton
Kann Hirvonen noch einmal für eine Überraschung sorgen?, Foto: Sutton

Prognose:

Viel wird davon abhängen, wie Sébastien Loeb die Rallye angeht. Als es im letzten Jahr darauf ankam, war die Rallye Großbritannien einer jener Orte, bei dem Loeb eindrucksvoll seine Ausnahmeklasse bewies. In diesem Jahr hat er zudem den Vorteil, dass es für ihn um nichts mehr geht. Gleichzeitig könnte dieses Ausgangslage aber auch dazu führen, dass er – sollten sich die Bedingungen äußerst knifflig präsentieren – möglicherweise doch etwas zurücksteckt.

Im Duell der Verfolger dürften die Nerven hingegen eine entscheidende Rolle spielen. Der Druck auf Latvala ist enorm, doch auch Ogier steht den Vizetitel direkt vor Augen vor einer schwierigen Rallye, zumal die ganze WRC-Welt zurück auf Schotter auch erneut mit großem Interesse das Teamduell gegen Loeb verfolgen wird. So könnte Petter Solberg mit seiner Erfahrung in Großbritannien durchaus zum lachenden Dritten werden.

Daniel Sordo scheint nach den bisherigen Eindrücken in dieser Saison hingegen eher keine Spitzenposition zuzutrauen, auch wenn er unter schwierigen Bedingungen seine Konstanz ausspielen könnte. Ein großes Fragezeichen steht auch hinter Mikko Hirvonen. Auf dem Papier ist er sicher in den Kreis der Favoriten zu zählen, doch schon oft konnte er diese Ausgangslage in dieser Saison nicht nutzen.

Der motorsport-magazin.com Podest-Tipp.

1. Sébastien Loeb
2. Jari-Matti Latvala
3. Petter Solberg