Es herrscht ein gewisser Stillstand in der LMP1-Szene. Denn die Gespräche mit Peugeot als interessiertem dritten Hersteller ziehen sich in die Länge. Gleichzeitig aber schließt sich auch langsam, aber sicher das Zeitfenster für ein neues LMP1-Regelwerk, das dann ab der WEC-Saison 2020 in Kraft treten könnte. Vorher werden Porsche und Toyota wohl alleine die LMP1-Fahnen hochhalten (müssen).

LMP1-Regeln und -Hersteller: Alles ist auf 2020 ausgerichtet

"Wir reden momentan darüber, was wir 2020 tun, denn das ist das Fenster für neue Hersteller und für das wir auch eine Weiterentwicklung des Regelwerks besprechen können", erklärt ACO-Sportdirektor Vincent Beaumesnil gegenüber Sportscar365. Das anvisierte Jahr 2020 macht insofern Sinn, als dass die aktuellen LMP1-Regeln ja im November für zwei weitere Jahre eingefroren wurden und damit bis Ende 2019 Gültigkeit haben.

Somit haben sich die Regelhüter von der FIA und von Le-Mans-Ausrichter ACO etwas Zeit verschafft. Zeit, um mit den aktuellen Herstellern sowie Peugeot die neuen Rahmenbedingungen diskutieren zu können. Aber auch Zeit, um den Peugeot-Vorstand zu einer Entscheidung zu bewegen. "Zwischen den ersten Diskussionen, der Entscheidung und dem fertigen Rennauto verstreicht jede Menge Zeit", weiß Beaumesnil.

Interessenskonflikt Peugeot vs. Porsche/Toyota

Der Ball liegt also bei Peugeot, doch die kamen zuletzt mit überraschenden Forderungen daher. Die Franzosen zielen auf eine Reduzierung des Hybridantriebs ab oder sind zumindest darauf erpicht, auch mit einer geringeren Menge an Hybridleistung siegfähig zu sein. Das würde jedoch eine Neu-Formatierung der Equivalence of Technology (EoT) nach sich ziehen. Andererseits könnte man durch einen technologischen Schritt zurück die aktuellen Hersteller Porsche und Toyota verprellen.

"Wir haben die Bestätigung für ein LMP1-Programm bis 2019. Wenn dann 2020 ganz andere Regeln kommen, könnte das zwar interessant sein. Aber falls es in eine ähnliche Richtung wie jetzt geht, könnte es sogar sehr interessant sein", ließ zuletzt Toyotas Team-Direktor Rob Leupen anklingen. Porsche-Teamchef Andreas Seidl stellte klar: "Wichtig ist, bei der Technologie die richtige Balance zu haben, denn das ist der Grund, warum wir überhaupt da sind."

Diese Ausgangslage birgt Konfliktpotenzial - und genau dieses Konfliktpotenzial gilt es auszuräumen, will man die neuen Rahmenbedingungen für 2020 möglichst bald auf Schiene bringen. Vor allem, da die Hersteller ab Sommer 2018 mit der Planung und Entwicklung der neuen LMP1-Generation für 2020 beginnen müssten. "Es ist nie leicht, die Regeln aufzustellen. Ich denke, wir sollten die Arbeitsgruppe einfach ihren Job machen lassen. Wir sind momentan wirklich mittendrin", beschwichtigt Beaumesnil.

Fortschritte im Bereich Kostenreduktion

Weiter ist man da schon in puncto Kostenreduktion. Auch das ist ein Kernpunkt, mit dem ein Wiedereinstieg von Peugeot steht und fällt. Wie nun bekannt wurde, schlossen Porsche und Toyota untereinander ein Gentelmens' Agreement. Laut diesem Agreement entwickeln beide Hersteller ihr Monocoque nicht mehr weiter, solange man nach den aktuellen Regeln fährt. Somit fällt ein Bauteil des Wagens weg, dessen Entwicklung einen nicht gerade kleinen Teil des Budgets verschlang.

"Ich glaube nicht, dass der Wettbewerb oder die technische Weiterentwicklung darunter leiden. Das war eine vernünftige Entscheidung", so Porsche-Teamchef Seidl zum Agreement. Weitere derartige Vereinbarungen könnten auch vonnöten werden, wenn es darum geht, zusammen mit Peugeot ein neues LMP1-Regelwerk voranzubringen und die Franzosen letztlich zum Einstieg zu bewegen. Bis zum Sommer brauchen die verschiedenen Parteien Klarheit. Die Zeit läuft.