Im Leben muss man auch mal Prioritäten setzen. Das dachte sich auch Sebastien Buemi. Wie der Schweizer nun verrät, lässt er den WEC-Prolog am ersten April-Wochenende im Autodromo Nazionale di Monza sausen - zugunsten des ePrix in Mexiko City, der zur gleichen Zeit stattfinden wird. Statt in den LMP1-Toyota steigt Buemi also in den Formel-E-Boliden, um dort seine Titelchancen nicht zu gefährden.

"Toyota wird mich nicht aufhalten, sofern es eine Lösung gibt. Das ist ein normaler Test und nichts, wo ich unbedingt dabei sein muss", spielt Buemi gegenüber Autosport die Bedeutung des Prologs herunter. Unmittelbar nach dem Toyota-Launch am 31. März steigt Buemi in den Flieger nach Mexiko. Eine optimale Vorbereitung sieht zwar anders aus, doch schon in der vergangenen Saison ging das für Buemi gut, wie er sich erinnert: "In Argentinien und Mexiko bin ich erst in allerletzter Minute angekommen und trotzdem auf das Podium gefahren. Es ist also nichts unmöglich."

Titelkampf in der Formel E wichtiger als WEC-Prolog

Sebastien Buemi setzt sich lieber in den Formel-E-Boliden, Foto: Sutton
Sebastien Buemi setzt sich lieber in den Formel-E-Boliden, Foto: Sutton

Aktuell dominieren Sebastien Buemi und sein Team e.dams Renault die Formel E. Bereits in der Premierensaison der Elektro-Rennserie 2014/15 stand der ehemalige Red-Bull-Junior kurz vor dem Titelgewinn, musste nach einem Herzschlag-Finale im Londoner Battersea Park dann aber seinem Konkurrenten Nelson Piquet jr. um einen Zähler den Vortritt lassen. Den verpassten Titelgewinn holte Buemi ein Jahr später schließlich nach.

Damals setzte er sich in einem nicht minder dramatischen Finale gegen Lucas Di Grassi nur hauchdünn mit zwei Punkten Vorsprung durch. In der aktuellen Saison dominierte Buemi bislang. Die ersten beiden Rennen der Saison 2016/2017 in Hong Kong und Marrakesch gewann er. Die Titelverteidigung winkt - und deshalb legt Buemi sein Augenmerk auch voll darauf. Die WEC-Saison 2017 beginnt ohnehin erst zwei Wochen später mit dem 6-Stunden-Rennen auf dem Silverstone Circuit.

Buemi mit Kritik an der FIA

Der Schritt von Buemi pro Formel E und gegen die wichtigen WEC-Testfahrten zeigt aber ein weiteres Problem auf, mit dem die FIA-Weltmeisterschaften in jüngsten Jahren verstärkt zu kämpfen hatten: Terminkollisionen. Unvergessen die hohen Wellen, die die Diskussion um den Clash zwischen den 24 Stunden von Le Mans und dem europäischen Formel-1-GP in Baku im vergangenen Jahr schlug. In diesem Jahr kollidieren der WEC-Lauf auf dem Nürburgring und der Formel-E-Doubleheader in New York miteinander.

Das betrifft nicht nur Buemi, sondern auch einige seiner WEC-Kollegen wie etwa Piquet jr. und Nicolas Prost. Beide starten 2017 für Rebellion in der LMP2-Klasse der Langstrecken-WM. Ein Umstand, der beim Schweizer auf völliges Unverständnis trifft: "Ehrlich gesagt kann ich nur schwer verstehen, warum wir es nicht hinkriegen, Kollisionen zu verhindern. Wir haben insgesamt 20 Rennwochenenden, die man auf 48 oder 49 Wochenenden verteilen kann."

Toyota- und WEC-Starter werden mit Spannung erwartet

Am 2. Februar gibt Toyota bekannt, wer 2017 in seinen LMP1-Wagen sitzen wird, Foto: Toyota
Am 2. Februar gibt Toyota bekannt, wer 2017 in seinen LMP1-Wagen sitzen wird, Foto: Toyota

Von diesem Problem betroffen ist auch Buemis Toyota-Teamkollege Stéphane Sarrazin. Der Franzose geht für das Venturi-Team in der Formel E an den Start und müsste zusammen mit Buemi Last-Minute vom Launch des neuen TS050 Hybrid nach Mexiko fliegen. Die Toyota-Zukunft Sarrazins wackelt jedoch, dem Vernehmen nach soll er in einen dritten Toyota zurückversetzt werden, der nur in Silverstone, Spa und Le Mans starten soll. Stattdessen soll WTCC-Champion Jose Maria Lopez in Toyotas Aufgebot aufrücken.

Die endgültige Gewissheit darüber haben wir am 2. Februar, wenn Toyota sein Fahrer-Lineup in Tokio präsentieren wird. Sollte es dazu kommen, wäre auch Lopez vom gleichen Dilemma wie Buemi und Sarrazin betroffen. Am gleichen Tag geben die WEC-Verantwortlichen übrigens auch die Fahrer und Teams für die WEC-Saison 2017 und für das 24-Stunden-Rennen in Le Mans bekannt.