Es gibt offenbar noch Hoffnung. Hoffnung, dass auch in der WEC-Saison 2017 drei LMP1-Hersteller im Grid stehen werden. Denn der neue Audi R18, der für 2017 entworfen wurde, könnte in der Startaufstellung stehen - wenn auch nicht im Werksteam Joest Racing, sondern im Zuge eines Privateinsatzes. Diese Möglichkeit stellte nämlich Wolfgang Dürheimer, Motorsportchef des VW-Konzerns, im Gespräch mit Autocar.co.uk in den Raum.

VW-Boss stellt Kundeneinsätze für 2017er-Audi in Aussicht

"Es besteht Interesse von Privatteams, doch die Situation ist wesentlich komplizierter als etwa in der Rallye-WM", weiß Dürheimer aber auch um die fortschrittliche und komplizierte Hybrid-Technologie, die in den modernen LMP1-Fahrzeugen steckt. "Die Fahrzeuge sind auf einem ganz anderen technologischen Level als alles andere, was heutzutage so rumfährt, die Formel 1 inbegriffen. Das sind keine Autos, die man als Privatier einfach mal so einsetzt."

Diesel-Motor, zwei Hybrid-Antriebe, sechs Megajoule Energie-Kapazität, und das alles im Zusammenspiel möglichst gewinnbringend und effizient einsetzen - schon für die Ingenieure des Herstellers aus Ingolstadt stellte diese Ausgangslage eine Herausforderung dar. Daher benötigt ein interessiertes Privatteam vor allem zwei Dinge: Erfahrung und Kleingeld. "Wir sind gewillt, mit jedem Team, das über die nötige Expertise und das nötige Budget verfügt, zu kooperieren", unterstreicht Dürheimer daher nochmals.

Die Probleme eines Audi-Kundeneinsatzes 2017

Damit steht erfahrenen Privat-Rennställen die Tür offen, in der WEC-Saison 2017 einen Audi R18 e-tron quattro an den Start zu bringen. Doch ein möglicher Einsatz in einem privaten Team bringt auch folgende zwei Probleme mit sich:

  • 2017er Audi existiert nur auf dem Papier: Audi gab am 26. Oktober seinen werksseitigen Ausstieg aus der WEC bekannt - und stoppte nicht nur mit sofortiger Wirkung die Entwicklung am LMP1-Boliden, sondern kündigte auch per sofort alle Zulieferer-Verträge. Da die Teile des neuen R18 zu diesem Zeitpunkt noch nicht gebaut wurden, bedeutet das im Klartext: das Fahrzeug existiert nur auf dem Papier. Um dem neuen R18 Leben einzuhauchen sind daher vor allem zwei Dinge notwendig: Zeit, doch die drängt, und Geld, das durch die Umstrukturierungen bei Audi jedoch nicht mehr vorhanden ist. Das ist besonders bitter, denn aus Insiderkreisen hört man, dass Audi mit dem neuen R18 eine absolute Granate entworfen haben soll.
  • Der neue Audi R18 kann nicht so ohne Weiteres eingesetzt werden, Foto: Audi
    Der neue Audi R18 kann nicht so ohne Weiteres eingesetzt werden, Foto: Audi
  • Kein Hybrid in der privaten LMP1 erlaubt: Doch es gibt noch eine weitere Hürde. Setzt ein Privatteam den neuen Audi R18 tatsächlich ein, so muss man sich in der privaten LMP1-Kategorie einschreiben und damit gegen die ByKolles-Mannschaft antreten. In dieser Klasse sind Hybridantriebe nicht erlaubt, doch die Hybrideinheit ist ein elementarer Bestandteil des R18. Eine klassische Dilemma-Situation. Dem Audi würde schlagartig gut die Hälfte der Systemleistung fehlen, was einem Minus von circa 500 PS entspricht.