Robert Kubica meldet sich in den höchsten Ebenen des Motorsports zurück. Der Pole testet am kommenden Sonntag erstmals einen LMP1-Rennwagen. Beim offiziellen WEC Rookie-Test in Bahrain direkt nach dem Lauf der Langstreckenmeisterschaft gibt Kubica sein Debüt im Prototypen. Der 31-Jährige steigt dabei ins Cockpit des CLM P1/01 AER des Privatteams ByKolles.

Kubica hatte schon Ende September sein Interesse an den Prototypen und den 24 Stunden von Le Mans angedeutet. "Ich beobachte die Langstrecken-Rennen", verriet der frühere Formel-1-Pilot. "Ich muss zugeben, dass mich das bis vor zwei Jahren nicht so interessiert hat. Jetzt ist es anders. Da musst du schnell unterwegs sein. Der Wettbewerb ist hart und du musst Reifen und Benzin sparen. Die 24 Stunden von Le Mans sind der Höhepunkt des Langstrecken-Racing."

Gute Erinnerungen an Bahrain

Kubica kennt den Bahrain International Circuit aus seiner Zeit in der Formel 1. 2008 erzielte er im BMW Sauber F1.08 seine erste und einzige Pole Position und beendete das Rennen als Dritter auf dem Podium. Insgesamt fünfmal fuhr er im F1-Boliden in Bahrain, für Sauber und zuletzt 2010 für Renault. Der LMP1-Bolide von ByKolles ist nun das leistungsstärkste Auto, das Kubica nach seinem schweren Unfall bei einer Rallye im Jahr 2011 fahren wird.

LM-Prototypen testet Robert Kubica in Bahrain, Foto: Adrenal Media
LM-Prototypen testet Robert Kubica in Bahrain, Foto: Adrenal Media

2017 möchte Kubica wieder verstärkt im Motorsport angreifen. Das einstige Supertalent nutzte die bisherige Saison, um sich auf die Rückkehr zur Rundstrecke zu gewöhnen. Zuletzt absolvierte er in Spa-Francorchamps einen Gaststart in der Renault Sport Trophy und schaffte es aufs Podium. Bereits im März dieses Jahres war er bei den 12 Stunden von Mugello an den Start gegangen. Zu 90 Prozent wolle er 2017 ans Steuer zurückkehren, sagte Kubica zuletzt.

Ist Kubica fit genug für Le Mans?

Das große Problem: die Gesundheit nach dem schweren Rallye-Crash im Februar 2011 bei einer kleinen Rallye in Italien. Vorrangig die rechte Hand macht ihm Probleme, Autos auf der Rundstrecke schnell zu bewegen. Knochen und Sehnen wurden damals zerstört, die Hand war fast abgestorben. Insgesamt sieben Stunden kämpften die Ärzte, um eine Amputation zu vermeiden - mit Erfolg. Später hatte Kubica im Rallye-Sport eine neue sportliche Heimat gefunden - mit weniger Erfolg.

Häufig sorgte der einst als potenzieller F1-Weltmeister gehandelte Pole für Unfälle. In diesem Jahr ging er nur im Januar bei der traditionellen Rallye Monte Carlo an den Start. Auch hier sah Kubica die Zielflagge nicht. Es sollte seine bis dato letzte Rallye gewesen sein. Die Finanzierung gestaltete sich als schwierig, während Kubica nach einem konkurrenzfähigen Cockpit suchte. Mit dem LMP-Test deutete er nun an, in Le Mans eine neue Herausforderung zu suchen.

Neben Kubica setzt ByKolles beim Bahrain-Test den Italiener Francesco Dracone ein. Der 33-Jährige fuhr zuletzt in der IndyCar-Serie sowie in der AutoGP. Die drei großen Hersteller bieten Nachwuchstalenten ebenfalls die Möglichkeit, sich im LMP1-Renner zu präsentieren. Paul-Loup Chatin darf den Audi R18 testen, der in Bahrain sein letztes WEC-Rennen bestreitet. Toyota lässt Pipo Derani ans Steuer, bei Porsche darf Gustavo Menezes ins Cockpit klettern.

Kubicas Rallyeunfälle - die Top 6

Kubica on fire! Das galt bei der Rallye Monte Carlo 2014 nicht nur für den Speed des Polen, sondern auch für sein Auto.

Eine Zuschauerprüfung auf einem Rundkurs ist das ideale Terrain für Kubica? Von wegen! Bei der Rallye Mexiko 2014 schaffte Kubica einen Überschlag.

Sogar mehrere Überschläge sind es bei seinem Abflug bei der Rallye Finnland 2015. Kubica kommt von der Schotterpiste ab und rotiert hochkant.

Bei der Rallye Deutschland 2015 sorgte Kubica ebenfalls für einen Hingucker, als er durch einen Weinberg pflügte. Anschließend musste er sich seiner demolierten Windschutzscheibe entledigen und luftig weiterfahren.

In heimischen Gefilden versetzte Kubica im Jahr 2013 eine Kuhherde in Angst und Schrecken.

Bei der Rallye Schweden 2014 suchte Kubica gleich mehrfach die berühmt-berüchtigten Schneewehen neben der Straße auf.