Porsche siegt in Shanghai und sichert sich vorzeitig den Gewinn der Hersteller-WM. Toyota zeigt sich nach dem Heimsieg in Fuji erneut stark und verpasst den möglichen Sieg durch unglückliche Umstände. Bei Audi dagegen lief nicht viel zusammen. Die Reaktionen aus dem LMP1-Lager nach dem Rennen in Shanghai:

Porsche nach dem Shanghai-Rennen

Ein fast perfekter Tag für Porsche in China. Von der Pole gestartet, gab Brendon Hartley nur kurz die Führung ab, ehe er sich noch in der ersten Runde die Spitzenposition zurückholte und von da an im Verbund mit seinen Teamkollegen Mark Webber und Timo Bernhard zum Sieg fuhr. Das Schwesterauto mit Marc Lieb, Romain Dumas und Neel Jani hatte deutlich mehr zu kämpfen und landete nach einem engen Kampf mit beiden Toyotas hinter den Japanern auf Rang vier. Die Freude war dennoch auf beiden Seiten der Garage groß: Porsche sicherte sich vorzeitig den Gewinn der Hersteller-WM.

"Dieser große Erfolg war nur durch eine große Teamleistung möglich", wusste Fritz Enzinger, Leiter LMP1, bei wem er sich zu bedanken hatte. "Mechaniker, Ingenieure und Fahrer sowie viele weitere Menschen hinter den Kulissen haben hart dafür gekämpft und wurden jetzt zum zweiten Mal nach 2015 dafür belohnt. Das zeigt nicht nur das Potenzial des 919 Hybrid auf, sondern das der kompletten Mannschaft. Dafür möchte ich mich bei allen ganz herzlich bedanken", so Enzinger weiter.

Auch in der Fahrer-WM sieht es vor dem Saisonfinale in Bahrain nach dem Titelgewinn aus. Lieb/Dumas/Jani führen die Gesamtwertung nun mit 17 Punkten Vorsprung auf das Toyota-Trio Kobayashi/Conway/Sarrazin an. Das Triple nach Le-Mans-Sieg und Hersteller-WM winkt.

"Der zweite WM-Titel für Porsche bestätigt erneut das mutige Konzept des 919 Hybrid. Der in Weissach entwickelte Prototyp reiht sich damit ein in die Liste bedeutsamer Porsche-Rennwagen", zeigte sich Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung der Porsche AG, hocherfreut. "Ob 718 RS, 904, 917 oder 956, sie alle waren ihrer Zeit voraus. Sie haben dadurch Rennsportgeschichte geschrieben und vor allem die Serienentwicklung beflügelt. Und dies gilt auch für den 919 Hybrid. Ich bin stolz auf die ganze Mannschaft", lobte Steiner.

Toyota nach dem Shanghai-Rennen

Toyota zeigte in Shanghai eine starke Vorstellung und kam mit beiden Boliden auf das Podium. Schlüssel für den Erfolg war die Strategie und die Möglichkeit der Fahrer, die Stints jeweils um mindestens eine Runde gegenüber der Konkurrenz auszudehnen. Somit fiel der letzte Tankstopp, der splash-and-dash, kürzer aus, zudem verzichtete man bei Toyota am Schluss auf einen Reifenwechsel. Die eingesparte Zeit brachte die Entscheidung im Kampf mit dem #2-Porsche.

Toyota setzte die Konkurrenz in Shanghai unter Druck, Foto: Audi
Toyota setzte die Konkurrenz in Shanghai unter Druck, Foto: Audi

"Bislang war es eine harte Saison für uns. Entsprechend genießen wir es, auf dem Podium zu stehen. Wir wussten, dass wir im Rennen konkurrenzfähig sind, und das waren wir dann auch. Nur die Pace vom #1-Porsche konnten wir nicht mitgehen", fasste Sebastien Buemi das Rennen zusammen. Der Schweizer landete auf Rang drei, nachdem er zu Rennbeginn sein Auto sogar kurzzeitig in Führung gebracht hatte.

Für das Schwesterauto sah es am Ende sogar noch besser aus. Kurios: Beinahe hätte ihnen ein Reifenschaden den Sieg beschert. So verlor man zwar durch den Zusatzstopp kurz Zeit, dieser sorgte jedoch dafür, dass man mit nur einem weiteren Stopp das Rennen hätte beenden können. Als auch der Spitzenreiter denselben Zyklus erreicht hatte, klebte die #6 in dessen Diffusor. Doch dann kam es zu einem erneuten Reifenschaden, der die Siegträume platzen ließ.

"Wir hatten ein starkes Wochenende und wir haben gezeigt, dass unser Auto sehr schnell ist", sagte Stephane Sarrazin. "Wir hatten etwas Pech mit den Reifenschäden, wer weiß, was ohne diese möglich gewesen", so der Franzose. Lob gab es auch von Kamui Kobayashi. "Es ist toll, beide Toyotas auf dem Podium zu sehen. Das Team verdient es, denn wir haben hart gearbeitet, um uns im Laufe der Saison zu verbessern", so der ehemalige Formel-1-Pilot.

Audi nach dem Shanghai-Rennen

Für Audi hätte das Rennen in Shanghai kaum schlechter laufen können. Der Beginn gestaltete sich noch recht positiv. Die #8 mit Lucas di Grassi am Steuer kämpfte sich bis auf Rang zwei nach vorne, die #7 mit Andre Lotterer überzeugte in der Anfangsphase ebenfalls mit guter Pace. Mit einem Fahrfehler in der letzten Kurve begann aber das Dilemma. Lotterer fiel zunächst auf Rang sechs zurück und kam nicht mehr nach vorne. Di Grassi aber blieb weiterhin auf Rang zwei - bis zum ersten Stopp.

Für Audi lief nicht viel zusammen, Foto: Audi
Für Audi lief nicht viel zusammen, Foto: Audi

Nach diesem ersten Boxenbesuch erfolgte ungewollt früh der nächste. Der Grund: Ein Problem mit der Tankanlage sorgte für zu wenig Benzinzufuhr. Da Audi dieses Problem über weite Teile des Rennens nicht in den Griff bekam, musste die #8 stets extra lange an der Box stehen. Ein Zeitverlust von 30 Sekunden pro Service war die Folge. Ein Defizit, das nicht zu kompensieren war.

Und auch das Schwesterauto geriet in Probleme. Mitten in den Überrundungen sorgte ein Missverständnis ausgerechnet mit dem #8-Audi für eine Kollision, in deren Folge ein Schaden am Druckluftanschluss für den Wagenheber entstand. Das Auto musste zur Reparatur in die Box geschoben werden und verlor 14 Runden. Für Audi reichte es in der Endabrechnung daher nur zu den Plätzen fünf und sechs.

"Diese Rückschläge waren sehr enttäuschend", stellte Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich im Nachgang fest. Doch er hatte für sein Team auch Zuspruch übrig. "Erfreulich war für uns der starke Einsatz des gesamten Teams und unserer Fahrer. Sie haben nie aufgegeben und sechs Stunden lang für Audi gekämpft. So haben wir 18 Punkte gesammelt und konnten unseren zweiten Tabellenrang verteidigen. Wir können beim Finale noch Vizeweltmeister werden", stellt er klar.

Stephan Dreyer, Leiter LMP denkt an eine famose Serie, die zu Ende gegangen ist. "Seit Mai haben wir in der FIA WEC eine ununterbrochene Podiumsserie einschließlich eines Sieges hingelegt. Auch heute hätten wir gerne einen Pokal mit nach Hause genommen, aber das ist uns nicht gelungen", so Dreyer. "Stattdessen haben wir den Geist des Langstrecken-Rennsports erlebt: Auch wenn eine Lage aussichtslos erscheint, lohnt es sich immer wieder, um jeden einzelnen Punkt zu kämpfen. Ein großes Dankeschön dafür an die gesamte Mannschaft", zieht auch Dreyer den Hut vor seinem Team.