Porsche sichert sich in Shanghai die Pole, nachdem beiden Autos die erste Runde aberkannt wurde. Der Abstand auf die Verfolger war gering, Toyota und Audi folgen direkt hinter dem Weltmeister-Auto. Die Reaktionen aus dem LMP1-Lager nach dem Qualifying in Shanghai:

Porsche nach dem Shanghai-Qualifying

Das nennt man wohl 'Spannung erzeugen'! Brendon Hartley legte im Qualifying gleich zu Beginn eine starke Runde hin, an der sich die Konkurrenz die Zähne ausbiss. Doch dann der Schock: Runde aberkannt, Hartley hatte in der letzten Runde die Track Limits überschritten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits Mark Webber im Auto, der mit aller Erfahrung eine starke Runde setzte, zurück an die Box kam und wieder an Hartley übergab. Der Neuseeländer ließ sich vom Druck nicht beirren und brachte Porsche die Pole Position.

Brendon Hartley reagierte wie ein Weltmeister, Foto: Porsche
Brendon Hartley reagierte wie ein Weltmeister, Foto: Porsche

"Das Qualifying begann gut mit Platz eins nach der ersten Runde, doch ich kam in der letzten Kurve etwas zu weit nach außen, dafür wurde mir die Zeit wieder gestrichen", erklärte Hartley aus seiner Sicht. "Mark fuhr daraufhin eine bärenstarke Runde und brachte uns dadurch zurück ins Spiel. Damit lag der Druck bei meinem letzten Versuch wieder auf mir – also eine perfekte Mannschaftsleistung für die Pole Position", lobte er. Webber seinerseits zog den Hut vor Hartleys Runde. "Brendon fuhr perfekt, unsere Durchschnittszeit ist richtig stark. Anscheinend war der Toyota auf seiner letzten Runde in Überrundungsverkehr geraten, insofern hatten wir auch etwas Glück", merkt er an.

Der zweite Porsche um Marc Lieb, Neel Jani und Romain Dumas befand sich in einer ähnlichen Situation. Lieb absolvierte den ersten Versuch, der aber gestrichen wurde, weil der Deutsche auf seiner Runde das Benzinlimit überschritt. Jani setzte eine starke Runde, doch Lieb konnte an diese - anders als Hartley im Schwesterfahrzeug - nicht anknüpfen. Eine Sekunde verlor Lieb auf die Zeit des Schweizers, was den Durchschnitt nach oben trieb. Schlussendlich blieb für die WM-Leader nur Startplatz sechs.

"Meine erste Runde wurde gestrichen, aber sie war ohnehin nicht gut. Ich bin dann nach Neel noch einmal eingestiegen, und auf dieser zweiten Runde habe ich leider zwei Fehler gemacht", gibt Lieb selbstkritisch zu. "Das kann man sich bei dieser Leistungsdichte nicht erlauben. Das ist natürlich enttäuschend, denn das Auto hatte das Potenzial, ganz vorne zu stehen", erklärt er.

Toyota nach dem Shanghai-Qualifying

Als Porsche bei beiden Autos die erste fliegende Runde aberkannt bekam, stand Toyota kurzzeitig mit beiden Fahrzeugen in der virtuellen ersten Startreihe. Zwar konnten die Weltmeister zurückschlagen, Sebastien Buemi brachte der #5 aber dennoch Startplatz zwei. Im letzten Versuch verwies er Oliver Jarvis auf den dritten Platz. Auch der zweite Toyota um Stephane Sarrazin, Mike Conway und Kamui Kobayashi setzte sich im Duell gegen den zweiten Audi durch und belegte Rang vier.

Sebastien Buemi brachte den Toyota in Startreihe eins, Foto: Toyota
Sebastien Buemi brachte den Toyota in Startreihe eins, Foto: Toyota

"Es ist toll zu sehen, dass wir heute so konkurrenzfähig waren. Zumal das Qualifying normalerweise nicht zu unseren Stärken zählt", zeigte sich Buemi hochzufrieden. Dabei haderte der Schweizer noch mit der verpassten Pole Position. Nur 0,060 Sekunden betrug der Rückstand der Durchschnittszeit der #5 auf die Pole-Zeit der #1. Ein marginaler Unterschied, der laut Buemi in der letzten Kurve zustande kam.

"Es ist schade, dass ich in der letzten Kurve hinter einem LMP2-Auto festhing. Vielleicht hätte es sonst zur Pole gereicht", meint Buemi. Er richtet den Blick aber bereits wieder nach vorne. "Unsere Performance heute ist gut für das Team. Wir freuen uns nun auf das Rennen. Ich bin optimistisch und hoffe, dass wir um den Sieg kämpfen können", so der 28-Jährige.

Auf der anderen Seite der Toyota-Garage herrschte dagegen ein wenig betrübte Stimmung. Rang vier für den zweiten TS050 Hybrid entsprach nicht den Ansprüchen. "Unsere Platzierung hätte besser sein können. ich denke, unser Auto hatte mehr als den vierten Platz verdient", zeigte sich Stephane Sarrazin enttäuscht. Wie beim Schwesterfahrzeug, so hatte auch die #6 mit Mike Conway am Steuer mit Verkehr zu kämpfen. Doch Sarrazin hofft auf ein starkes Rennen. "Wenn wir im Qualifying stark sind, sind wir normalerweise auch im Rennen sehr schnell. Das ist das Ziel, denn wir wollen hier um den Sieg kämpfen", stellt er klar.

Audi nach dem Shanghai-Qualifying

Für Audi verlief das Qualifying nicht nach Wunsch, Foto: Audi
Für Audi verlief das Qualifying nicht nach Wunsch, Foto: Audi

Überraschendes Bild bei Audi: Nach zuletzt vier Pole-Positions in Folge tauchten die Ingolstädter in ihrem vorletzten WEC-Qualifying nicht einmal in der ersten Startreihe auf. Dabei fehlten der #8 um Lucas di Grassi, Oliver Jarvis und Loic Duval gerade einmal 0,148 Sekunden zur Pole. Doch der Franzose hatte Pech auf seinem Versuch. "Loic Duval war gezwungen, an einer ungünstigen Stelle einen Gegner zu überholen. Das hat ihn wertvolle Zeit gekostet", erklärte Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich.

Dabei wäre es Oliver Jarvis fast gelungen, dieses Problem noch wettzumachen. Der Brite stieg am Ende der Session nochmals in Auto und verbesserte seine erste Runde. Der Nachteil der Duval-Runde war aber zu groß. "Es war die richtige Entscheidung, dass ich zum Schluss noch einmal ins Auto gestiegen bin und eine bessere Zeit fuhr als zu Beginn, denn hier zählt einfach jedes Zehntel", erklärte Jarvis.

Dem Schwesterfahrzeug um das Erfolgstrio Lotterer/Fässler/Treluyer blieb nur Startplatz fünf. Etwas mehr als vier Zehntel betrug der Abstand zur Spitze. Unzufriedenheit sucht man jedoch vergebens. "Grundsätzlich ist die Balance unseres Autos gut und meine Runde war ganz okay", meinte Treluyer. "Die Abstände sind sehr eng. Ich glaube, das Rennen wird spannend", so der Franzose. Marcel Fässler berichtet, dass hinter dem mauen Qualifying Taktik steckte. "Wir haben versucht, uns Reifen für den Rennsonntag aufzusparen. Insofern war unser Qualifying nicht ganz optimal. Das war einfach eine taktische Entscheidung, die sich am Sonntag hoffentlich auszahlt", blickt der Schweizer voraus.