In der FIA WEC herrscht derzeit Uneinigkeit, wenn es um die exakten zukünftigen Regeln für die LMP1-Klasse sowie die Aufnahme möglicher zukunftsträchtiger Technologien geht. Die Brennstoffzelle beispielsweise steht auf der Agenda, soll aber erst in den 2020er-Jahren in die Equivalence of Technology aufgenommen werden. Bei Toyota konzentriert man sich deshalb bei der Konstruktion des LMP1-Boliden nach den neuen Regeln 2018 erst einmal weiter auf den Hybrid.

"Alle Hersteller wollen stabile Regeln, außerdem glauben wir, dass es bei den Hybridsystemen noch jede Menge Forschungs- und Entwicklungspotenzial gibt", erklärt Toyotas Teamdirektor Rob Leupen auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Er sieht die Entwicklung im Hybridsektor also noch lange nicht in den finalen Zügen: "Es gibt noch viel mehr, was wir zur Entwicklung von hybriden Straßenfahrzeugen beisteuern können."

Toyota: Brennstoffzelle frühestens in fünf Jahren salonfähig

Toyota bleibt mittelfristig beim Hybrid, Foto: Toyota
Toyota bleibt mittelfristig beim Hybrid, Foto: Toyota

Vom Hybrid wird Toyota also nicht so schnell abrücken. Sie sehen die Brennstoffzelle und andere zukunftsträchtige Technologien noch in weiter Ferne, zumal ihrer Ansicht nach das Eine nicht ohne das Andere existieren könnte: "Toyota glaubt, dass der Hybrid weiter die Mainstream-Technologie in Sachen Eco-Autos bleibt. Der Hybrid liefert außerdem Innovationen in Schlüssel-Technologien, die die Basis für Elektro- oder Wasserstoffantriebe bilden", so Leupen weiter.

Alleine deshalb kann sich Toyota nicht vorstellen, dass die Brennstoffzelle schon in naher Zukunft Einzug in den Motorsport halten wird. Gestützt wird diese Meinung auf den Erfahrungen, die Toyota bisher mit seinem 2014 erschienenen Wasserstoff-Straßenfahrzeug, dem Mirai, gesammelt hat. "Wir erwarten, dass die Brennstoffzelle noch mindestens fünf Jahre braucht, bis sie reif genug ist, um damit realistisch Motorsport auf Top-Level zu betreiben", erklärt Leupen.

So will Toyota die LMP1-Kosten unter Kontrolle halten

Rob Leupen liefert einen Vorschlag zur Kostenkontrolle in der LMP1-Klasse, Foto: Toyota
Rob Leupen liefert einen Vorschlag zur Kostenkontrolle in der LMP1-Klasse, Foto: Toyota

Doch nicht nur in puncto zukünftige Technologien, auch bei den künftigen finanziellen Rahmenbedingungen für die LMP1-Klasse herrscht Redebedarf. Das Wettrüsten von Audi, Toyota und Porsche verschlingt dreistellige Millionenbeträge, was mit ein Grund dafür ist, dass sich keine weiteren Hersteller in der LMP1-Klasse engagieren. "Wir befinden uns in einem konstruktiven Dialog mit dem ACO, der FIA und den anderen Herstellern, um die Kosten zu kontrollieren. Wir sind uns alle einig, dass das, zusammen mit der technischen Entwicklung, wichtig ist", weist Leupen auf die Wichtigkeit in diesem Punkt hin.

Eine Budgetobergrenze schließt der Toyota-Teamdirektor auf jeden Fall aus: "Wir glauben nicht, dass das eine realistische Lösung ist, außerdem wäre das zu schwierig zu kontrollieren." Daher schlägt Leupen vor: Prioritäten bei der Fahrzeugentwicklung setzen, auch im Rennsport! "Wir alle wollen eine gesunde Kosten-Nutzen-Balance, und das kann erreicht werden, wenn man den Fokus auf jene Entwicklungbereiche legt, die für die Straßenautos den größten Nutzen bringen", so der Holländer.

Toyotas WRC-Einstieg: kein Einfluss auf das WEC-Engagement

Toyotas WEC-Engagement bleibt vom WRC-Einstieg unberührt, Foto: Toyota
Toyotas WEC-Engagement bleibt vom WRC-Einstieg unberührt, Foto: Toyota

Toyotas Kosten nehmen 2017 allerdings noch zu, denn dann wagt man mit dem Yaris auch die werksseitige Rückkehr in die WRC. Dass das Comeback in der Rallye-WM gleichzeitig das Aus für Toyota in der WEC bedeutet, das schließt man kategorisch aus: "Das bedeutet es absolut nicht. Diese zwei Projekte sind völlig unabhängig voneinander, jedes hat seine eigene Rolle. Wir arbeiten natürlich schon an den neuen WEC-Regeln für 2018." Toyota bleibt der WEC also erhalten, das Potenzial, das im Hybrid noch schlummert, gilt es weiterhin auszuschöpfen.