Die Duelle in den GTE-Klassen waren das Salz in der Suppe beim WEC-Rennen am Nürburgring. Im Laufe des Rennens lagen zeitweise drei verschiedene Hersteller innerhalb von 1,5 Sekunden! Jeder Hersteller war konkurrenzfähig und so konnten die Zuschauer GT-Racing vom Feinsten genießen. Wir haben die GT-Reaktionen zum Rennen für euch nach der sechsstündigen Schlacht gesammelt.

Aston Martin am Nürburgring: Späte Full Course Yellow verhindert Doppelschlag

Wohl auch begünstigt durch die neue BoP-Einstufung, drehte Aston Martin am Nürburgring richtig auf. In den Trainings präsentierte man sich sehr konkurrenzfähig, im Rennen knüpfte man an diese tolle Form an. Besonders Thiim/Sörensen auf dem #95-Aston waren kaum zu halten und zogen dem Feld in der Anfangsphase des Rennens davon. Pech in der Schlussphase sorgte dafür, dass nicht mehr als der dritte Platz für das Auto #95 heraussprang, denn eine späte Full Course Yellow kurz nach einem Stopp warf Thiim/Sörensen zurück. "Die Stopps waren perfekt, aber es war einfach Pech, dass wir nicht weiter oben auf dem Treppchen stehen", zuckte Marco Sörensen nach dem Rennen mit den Schultern.

Bei Nicki Thiim hingegen überwog die Freude über das herausragende Racing: "Der Kampf über die gesamten sechs Stunden war einfach unglaublich. Es macht einfach so viel Spaß, da rauszugehen und alles zu geben und weiter zu pushen!" Erfolgreicher lief es in der Am-Wertung, Dalla Lana/Lamy/Lauda konnten hier den Sieg für Aston Martin erobern. Mathias Lauda brachte die Briten in einem seiner Stints auf die Siegerstraße, in der zweiten Rennhälfte lag nur die #98 vorne. "Wir hatten ein perfektes Rennen, die Crew hat einen super Job abgeliefert, die Strategie war auch gut und wir haben immer zur richtigen Zeit gestoppt. Paul, Pedro und ich sind wirklich gute Stints gefahren, ganz ohne Probleme", lautete das hocherfreuliche Fazit Laudas.

Ferrari am Nürburgring: Wiedergutmachung für Le Mans geglückt

In Le Mans mussten die beiden AF-Corse-Ferrari eine bittere Niederlage einstecken. Umso erfreulicher für das Team, dass man am Nürburgring mit einem Doppelsieg zurückschlagen konnte. Bruni/Calado im #51 feierten zudem dank Können und Strategie ihren ersten Sieg 2016 - für James Calado war es gar der erste GTE-Pro-Sieg überhaupt. "Wir hatten nicht den Speed auf der Geraden, um die anderen Autos zu überholen, daher haben wir über die Boxenstrategie ein paar Plätze gut gemacht", gab Calado zunächst zu Protokoll. Das entscheidende Manöver setzte schließlich Gianmaria Bruni, der den Aston #95 auf der Strecke niederrang. "Gimmi hat eines seiner außergewöhnlichen Manöver hingelegt. Danach hat der Ferrari seine wahre Pace gezeigt und der Sieg war praktisch sicher", so ein ausgelassener Calado.

Ferrari setzte sich in der GTE-Pro-Wertung mit beiden Autos durch, Foto: Ferrari
Ferrari setzte sich in der GTE-Pro-Wertung mit beiden Autos durch, Foto: Ferrari

Das Schwesterauto #71 kämpfte sich fast durch das komplette GTE-Feld durch und fixierte am Ende den Ferrari-Doppelsieg. Der entscheidende Sprung auf Rang zwei gelang in der letzten Full Course Yellow. "Davide hatte zu Beginn eine großartige Pace und danach konnten wir beide alles aus dem Auto herausholen. Dadurch konnten wir auch das Beste aus unserer Strategie machen", freute sich Sam Bird. Ein wundersames Comeback schaffte Ferrari auch in der Am-Wertung. Trotz Abflug ins Kiesbett vor der Veedol-Schikane und Durchfahrtsstrafe wegen Speeding während einer FCY erreichte der 458 Italia #83 als Dritter das Podium. Auch hier profitierte Ferrari von der späten Full Course Yellow im Rennen.

Ford am Nürburgring: Probleme über Probleme

Dass der Ford nicht nur in Le Mans sehr konkurrenzfähig sein kann, zeigte das WEC-Rennen am Nürburgring. Anders als beim Klassiker an der Sarthe war das Rennglück den Amerikanern alles andere als hold. Trotz vielversprechender Pace sprangen am Ende nur die Plätze vier für Mücke/Pla im Auto #66 und sieben für Franchitti/Priaulx/Tincknell im Schwesterfahrzeug #67 heraus. Besonders arg gebeutelt wurde dabei die #67, die beim ersten Stopp ein Feuer zu überstehen hatte. Anschließend blieb der Wagen zur Revision für 20 Minuten an der Box, doch das brachte nicht viel. "Nach dem Feuer gab es ein paar Probleme mit dem Auto. Der Turbo war beschädigt, deshalb konnten wir nicht die volle Leistung abrufen. Später kamen Fehlzündungen hinzu. Zu allem Überfluss hatten wir während meines Stints auch noch einen Reifenschaden", haderte Andy Priaulx.

Das Schwesterauto übernahm am Start bereits die Führung, musste diese aber einen Umlauf später bereits wieder an Aston Martin abtreten. "Leider attackierte uns Richie Stanaway im Aston Martin, indem er für Kurve 1 zu Beginn der zweiten Runde sehr spät bremste. Er traf mich vorne rechts. Als die beiden Aston Martin erst mal vorbei waren, gab es kaum eine Möglichkeit, sie wieder zu packen, weil sie auf der Geraden so schnell waren", berichtete Stefan Mücke. Dennoch lag der Ford lange auf Podiumskurs. Eine Durchfahrtsstrafe im letzten Renndrittel, weil Mücke die Sicherheitsgurte beim Stopp löste während das Auto noch rollte, machte die Hoffnungen ein Top-3-Finish endgültig zunichte.

Porsche am Nürburgring: Erfolge nur in der GTE-Am-Wertung

Einen schweren Stand hat Porsche weiterhin in der GTE-Pro-Kategorie. Trotz eines reibungslosen Rennens holte der #77-Porsche von Lietz/Christensen lediglich den sechsten und damit vorletzten Platz in seiner Klasse. "Das Rennen lief eigentlich recht gut für uns. Das hört sich vielleicht etwas seltsam an, wenn man gerade Sechster geworden ist, aber eigentlich hat alles gepasst. Momentan ist für uns einfach nicht mehr drin. Damit müssen wir uns abfinden", gibt sich GTE-Pro-Fahrerchampion Richard Lietz keinen Illusionen hin. Die GT-Erfolge fuhr Porsche beim Heimspiel am Nürburgring dafür in der GTE-Am-Wertung ein.

Der Abu-Dhabi-Porsche #88 und der KCMG-Porsche #78 konnten ihre Doppelpole in der Anfangsphase zunächst erfolgreich verteidigen. Doch Kollisionen und ein Feuer beim Boxenstopp warfen die #88 in seiner Klasse zurück. "Es gibt Tage, da bist du einfach machtlos. Heute war so ein Tag. Wir waren stark unterwegs und haben alles gegeben, wurden dafür aber nicht belohnt", ärgert sich Pilot Patrick Long. Ohne größere Zwischenfälle kam der #78-Porsche über die Runden, der Lohn: Platz zwei in seiner Klasse. "Unser Rennen lief einfach perfekt. Ich könnte nicht zufriedener sein. Wir haben es geschafft, uns aus allen Rangeleien herauszuhalten, was nicht einfach war. Die Gelbphasen haben sehr gut zu unserer Boxenstrategie gepasst", jubelt Christian Ried. Die Freude war jedoch nur von kurzer Dauer, denn bei der Nachuntersuchung durch die Stewarts wurde eine zu geringe Bodenfreiheit des Porsche #78 festgestellt. Die Folge: Disqualifikation, Platz zwei war futsch.