Die 2016er-Ausgabe der WEC am Nürburgring bot in der LMP1-Klasse stellenweise Motorsport vom Feinsten. Einziger Wermutstropfen: Die herzerfrischenden Duelle spielten sich allesamt zwischen Porsche und Audi ab, Toyota hinkte über das gesamte Wochenende teils deutlich hinterher. Am Ende setzte sich Porsche durch, obwohl Audi wohl sogar die bessere Pace gehen konnte. Wir haben die LMP1-Reaktionen zum Rennen für euch gesammelt.

Audi am Nürburgring: Gekämpft, und doch verloren

Das Debakel von Le Mans machte Audi mit einer beeindruckenden Pace im Nürburgring-Rennen wieder mehr als wett. Die beiden R18 e-tron quattro entpuppten sich als harte Konkurrenz für Porsche, an denen sich die Zuffenhausener zunächst die Zähne ausbissen. Im ersten Renndrittel hatte Audi nämlich die bessere Pace und konnte daher in der zweiten Stunde eine Doppelführung erkämpfen, auch dank des anfänglichen Pechs des #1-Porsche, der einen schleichenden Plattfuß hatte. Doch danach sollte das Rennglück den Ingolstädtern nicht hold sein. Die ersten beiden Full Course Yellows spielten nämlich Porsche in die Karten, während Audi hier wegen einer ungünstigen Strategie viele wertvolle Sekunden verlor.

Audi lag mehrmals im Rennen vor Porsche, Foto: Audi
Audi lag mehrmals im Rennen vor Porsche, Foto: Audi

Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich war dennoch zufrieden mit dem Rennen seiner beiden Fahrzeuge: "Wir hatten die besseren Rundenzeiten, doch die Gelbphase hat uns leider zurückgeworfen. Was wir danach auf der Strecke gesehen haben, war ganz großer Sport." Damit spielt Dr. Ullrich auf das sagenhafte Duell der beiden Audi gegen den #2-Porsche an um den zweiten Platz an. Die beiden R18 konnten den Porsche schließlich nach einigen harten Rad an Rad-Duellen niederkämpfen und fuhren wegen eines späten Reparaturstopps der #2 letztlich ungefährdet die Plätze zwei durch Di Grassi/Duval/Jarvis und drei durch Fässler/Lotterer nach Hause. " Glückwunsch an unsere Fahrermannschaften und das gesamte Team, die nie aufgegeben haben, auch wenn die Abstände teilweise groß waren", lobte Dr. Ullrich abschließend.

Porsche am Nürburgring: Mit Glück, aber auch Können zum Sieg

Porsche geht als Sieger aus dem intensiven Zweikampf mit Audi hervor. Zunächst sah es jedoch nicht nach einem Porsche-Triumph aus. Audi hatte die bessere Pace und ging in der zweiten Stunde mit beiden Autos in Führung. Doch mit den ersten Full Course Yellows sollte sich das Blatt zugunsten von Porsche wenden. Die beiden Gelbphasen spülten den #2-Porsche an die Spitze, nachdem dieser wegen eines Drehers nach Kollision mit dem #66-Ford zurückgefallen war. "Die zweite Full Course Yellow kam zur richtigen Zeit, dadurch haben wir eine Menge Zeit gewonnen", gab Romain Dumas nach dem Rennen zu Protokoll. Doch die Führung konnte der #2-Porsche nicht halten, da er immer wieder in Scharmützel verstrickt wurde.

"Nach dem Kontakt beim Überrunden wurde es im Sandwich zwischen beiden Audi schwierig. Die waren auf der Geraden kaum zu überholen", wunderte sich Neel Jani. Völlig unberührt von den Kämpfen zwischen den Audi und dem #2-Porsche war das Schwesterauto von Bernhard/Webber/Hartley, das dadurch fast schon in Ruhe zum Sieg brausen konnte. Für die Weltmeister war es gleichzeitig der erste Saisonsieg 2016. "Die Streckenbedingungen spielten der Balance unseres Autos in die Hände. Ich konnte mich etwas von den Audi absetzen, und dann übernahmen wir die Führung", erklärte Brendon Hartley, der den #1-Porsche während seines zweiten Stints schließlich in Führung brachte.

Toyota am Nürburgring: Abgeschlagen wie im Vorjahr

Für Toyota kann nach dem Wochenende am Nürburgring nur die Devise lauten: Wunden lecken. Zu keinem Zeitpunkt konnte man Audi und Porsche ernsthaft attackieren, stattdessen gingen die TS050 Hybrid selbst mit dem Ultra High Downforce Paket ähnlich unter wie ihr direkter Vorgänger im Vorjahr. Schnell fielen die beiden Toyota aufgrund einer für die Asphalttemperaturen unpassenden Reifenmischung zurück. Erst nachdem man sich dazu entschlossen hatte, eine andere Mischung aufzuziehen, lief es besser. Es kamen aber noch weitere Probleme dazu: Bei der #5 musste nach Feindkontakt die Front gewechselt werden, die #6 musste wegen loser Teile kurzfristig in die Garage zurückgeschoben werden.

Toyota fuhr der Konkurrenz nur hinterher, Foto: Toyota
Toyota fuhr der Konkurrenz nur hinterher, Foto: Toyota

Alles in allem also Pleiten, Pech und Pannen für Toyota am Nürburgring. Anthony Davidson wurde mit seinen Teamkollegen Buemi/Nakajima abgeschlagener Fünfter und redet daher nicht lange um den heißen Brei herum: "Unser Speed war nicht ausreichend. Wir haben erwartet, besser zu sein. Manchmal waren wir das auch, aber eben nicht konstant. Es war auch wegen dem Verkehr ein hartes Rennen und ich wurde aufgehalten. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort." Auch Mike Conway vom Schwesterauto #6 war mehr als bedient: "Wir hatten am Anfang nicht die Pace und dann, als wir einigermaßen wettbewerbsfähig aussahen, hatten wir das Problem mit dem Auto", haderte der Brite. Eine neue Chance bekommt Toyota Anfang September, wenn die WEC weiter nach Mexiko reist.