Das Qualifying der LMP-Klassen mag zwar schon ein Krimi gewesen sein, doch noch eine Stufe spannender war die Sache in den GTE-Klassen. Das erste WEC-Qualifying am Nürburgring startete auf feuchter Strecke, die sehr wieder abtrocknete. Die richtige Taktik und Poker-Skills waren gefragt an den Kommandoständen. Am bestens meisterte Aston Martin diese Bedingungen, Thiim/Sörensen und Stanaway/Turner fuhren für die Briten die Startplätze eins und drei heraus. Alle GTE-Reaktionen hat euch Motorsport-Magazin.com im Folgenden zusammengefasst.

Aston Martin nach dem Nürburgring-Qualifying

Bei den diffizilen Verhältnissen im GTE-Qualifying pokerte Aston Martin am Besten. Die Strecke war nach Nieselregen in der Mittagspause noch ziemlich feucht, trocknete aber rasch ab. Aston Martin disponierte daher während der Session um und wechselte von Intermediates auf Slick-Reifen - der Grundstein zur Pole für die Briten. "Es war ziemlich tricky auf den Slicks, aber ich konnte eine wirklich gute Runde hinlegen", lachte Nicki Thiim nach der Qualifying-Session. Der Lohn ist die Pole-Position in der GTE-Pro-Kategorie. In der Am-Wertung reichte es zu Platz drei für den Aston Martin #98 von Dalla Lana/Lamy/Lauda.

Nicki Thiim und Marco Sörensen sorgten für eine Aston-Martin-Pole am Nürburgring, Foto: Aston Martin
Nicki Thiim und Marco Sörensen sorgten für eine Aston-Martin-Pole am Nürburgring, Foto: Aston Martin

Eine ähnliche Strategie fuhr man mit dem Schwesterauto #97 von Richie Stanaway und Darren Turner. Zunächst drehten Stanaway und Turner auf Intermediates ihre Runden, während am Ende der Session Startfahrer Stanaway noch einmal auf Slicks ausrückte. Bei ihnen ging der Poker aber nicht wie erhofft auf, denn die #97 wurde noch vom Ford #66 aus der ersten Reihe auf Platz drei verdrängt. "Ich musste pushen, durfte aber keinen Fehler machen. Wir sind aber glücklich mit der Pace, die wir gehen konnten", war Turner nach dem Qualifying dennoch glücklich.

Ferrari nach dem Nürburgring-Qualifying

Auch Ferrari wurde von den schwierigen Verhältnissen im Qualifying überrumpelt, bekam die Taktik aber weitaus weniger gut hin als die Konkurrenz von Ford und Aston Martin. James Calado steuerte den Ferrari #51 bereits nach einer fliegenden Runde zum Fahrerwechsel an die Box. Gianmaria Bruni übernahm, zog bereits nach einer weiteren Runde Slicks auf und drehte sich auf der noch feuchte Strecke am Ausgang der ersten Kurve fast in die Mauer. Bruni konnte sein Auto aber abfangen und fuhr im weiteren Verlauf die schnellste Zeit von allen Fahrern im Qualifying. Insgesamt reichte es aber nur zu Platz vier, da im Gegensatz zur Konkurrenz kein zweiter Fahrerwechsel mehr möglich war

Gianmaria Bruni im Ferrari #51 verunfallte fast auf kalten Slicks, Foto: Ferrari
Gianmaria Bruni im Ferrari #51 verunfallte fast auf kalten Slicks, Foto: Ferrari

Das Schwesterauto mit der #71 von Davide Rigon und Sam Bird landete abgeschlagen auf dem siebten und letzten Platz in seiner Klasse. Satte fünf Sekunden fehlten dem zweiten Ferrari bei der Durchschnittszeit auf die Pole-Position, 3,1 Sekunden betrug der Rückstand auf den davor postierten Porsche #77. Der Fast-Abflug des Schwesterautos spielte dabei übrigens eine wesentliche Rolle. "Dadurch entschloss sich die Crew des Wagens #71 dazu, auch Sam Bird mit Regenreifen weiterfahren zu lassen. Dies stellte sich hinterher aber als zu konservativ heraus", schreibt Ferrari in seiner Pressemitteilung. Nicht viel besser machte man bei Ferrari seine Sache in der GTE-Am-Klasse. Der Ferrari 458 Italia von Perrodo/Collard/Aguas erreichte hier Platz vier.

Ford nach dem Nürburgring-Qualifying

Eine ähnliche Taktik wie bei Aston Martin fuhr man beim Ford-Einsatzteam von Chip Ganassi. Doch das Resultat sollte etwas schlechter ausfallen. Die beiden Ford GT nehmen die 6 Stunden vom Nürburgring in ihrer Klasse von den Plätzen zwei und fünf aus in Angriff. Zweiter wurde dabei das Duo Stefan Mücke und Olivier Pla im Ford #66. Mücke legte vor, wurde aber in den Schlussminuten nochmals auf Trockenreifen in das Auto gesetzt für einen Schlussangriff auf die Pole. "Ich habe auf Wets vorgelegt, danach haben wir Olivier mit Slicks rausgeschickt. Er ist eine großartige Runde gefahren, daher haben wir entschieden, dass ich mich nochmal ins Auto setze", erklärte Mücke im Anschluss an das Abschlusstraining.

Zeit gestrichen und schlechtes Timing - der Ford #67 hatte viel Pech im Qualifying, Foto: Ford
Zeit gestrichen und schlechtes Timing - der Ford #67 hatte viel Pech im Qualifying, Foto: Ford

Pech in doppelter Hinsicht dagegen hatte das Schwesterauto #67. Harry Tincknell wurde eine schnelle Runde gestrichen, am Ende war die #67 als erstes Auto über dem Zielstrich und musste warten, ehe alle anderen Konkurrenten noch auf fliegenden Runden unterwegs waren. Die Konsequenz: Tincknell und Andy Priaulx fielen noch bis auf Platz fünf zurück. "Bei diesen Verhältnissen willst du nicht als Erster für die letzte fliegende Runde über den Zielstrich fahren. Aber genau das ist uns passiert und so sind wir noch zurückgefallen. Meine erste Runde wurde gestrichen, daher hatten wir keine Zeit mehr, um Andy nochmal ins Auto zu setzen. So läuft das eben manchmal", so ein zerknirschter Tincknell.

Porsche nach dem Nürburgring-Qualifying

Ähnlich unzufrieden wie bei der Mannschaft des Ford #67 dürfte man im Porsche-Lager über den Ausgang des GTE-Pro-Qualifyings sein. Der 911er mit der #77 kam über Platz sechs nicht hinaus. Trotzdem des konzeptbedingten Vorteils des GTE-Porsche konnten Richard Lietz und Michael Christensen keinen Profit daraus ziehen. Offenbar trocknete die Strecke zu schnell für den Porsche ab. Besser lief es dagegen in der GTE-Am-Kategorie. Hier konnte Porsche eine Doppelpole erzielen. Al-Qubaisi/Heinemeier Hansson/Long im Porsche #88 setzten sich gegen Ried/Henzler/Camathias im 911er #78 durch.