Spektakel pur in Spa. Auch die GT-Klasse blieb nicht von heftigen Zwischenfällen verschont. Ferrari fuhr lange einem überlegenen Doppelsieg entgegen, ehe quasi auf der Zielgeraden ein Auto den Geist aufgab. Es profitierte Ford, doch auch die Neueinsteiger waren nicht komplett glücklich. Stefan Mücke verunglückte in Eau Rouge, später gab er aber Entwarnung. Die Reaktionen der GT-Werke.

Ferrari in Spa: Sieg und Enttäuschung zugleich

Ferrari stand kurz vor dem Doppelsieg, Foto: Adrenal Media
Ferrari stand kurz vor dem Doppelsieg, Foto: Adrenal Media

Freud und Leid zugleich bei Ferrari: Die AF-Corse-Truppe mit den beiden 488 GTE durfte lange Zeit von einem Doppelsieg in der GTE-Pro-Kategorie träumen, als zehn Minuten vor dem Ende des 6-Stunden-Rennens der in Führung liegende James Calado seinen Boliden mit rauchendem Heck abstellen musste. Entsetzen bei ihm und Gianmaria Bruni. Immerhin blieb der Sieg in Italien, denn die Teamkollegen Sam Bird und Davide Rigon erbten den Erfolg in Spa.

Von Beginn des Rennens an dominierte Ferrari das Geschehen nach Belieben. Bruni im #51-Auto setzte sich von der Pole an die Spitze, Bird dahinter hielt den Abstand zum Schwesterfahrzeug jedoch gering. Fortan diktierten beide Ferraris das Tempo der GT-Klasse und setzten sich frühzeitig von der Konkurrenz ab. Auch der komplett chaotische Rennverlauf schien seinen Bannstrahl an AF Corse vorüberziehen zu lassen.

Kurzer Schockmoment dann in der zweiten Rennhälfte, als die #51 den Fahrerwechsel während einer Full Course Yellow absolvierte, die #71 jedoch wartete, bis die Strecke wieder freigegeben war. Die Folge: Bruni/Calado gingen in Führung und hielten diese. Bis zehn Minuten vor dem Ende...

Ford in Spa: Podium, aber Schreckmoment

Die #67 sorgte für den ersten Podestplatz der Saison für Ford, Foto: Adrenal Media
Die #67 sorgte für den ersten Podestplatz der Saison für Ford, Foto: Adrenal Media

Ford durfte sich in Spa über den ersten Podestplatz seit dem Einstieg in die WEC freuen - und das bereits im zweiten Rennen. Die #67 mit Marino Franchitti/Andy Priaulx/Harry Tincknell beendete das Rennen auf dem zweiten Platz hinter dem siegreichen Ferrari. Dabei musste Startfahrer Franchitti nach 40 Minuten einen Dreher hinnehmen, der ihn zurückwarf. In der Folge jedoch arbeiteten sich Priaulx und Tincknell stetig nach vorne und profitierten zehn Minuten vor Rennende vom Ausscheiden des #51-Ferraris. "Wir haben heute eine tolle Strategie von der Box bekommen", lobte Franchitti seine Crew. "Wir hatten gesagt, dass ein Podium toll wäre und als Zweiter das Rennen zu beenden, ist großartig", freut er sich.

Nach Freude war der Crew des Schwesterfahrzeuges jedoch nicht zumute. Denn Stefan Mücke hatte einen schweren Unfall in Eau Rouge. Er krachte hart in die Reifenstapel und wurde ins Krankenhaus zu weiteren Untersuchungen gebracht. Von dort aus gab Mücke aber Entwarnung. "Alles ist okay. Ich fühle mich okay und es ist gut zu wissen, dass wir ein starkes Auto haben", denkt Mücke bereits weiter. Das Team will der Unfallursache nun schnellstmöglich anhand der Daten auf den Grund gehen.

Aston Martin in Spa: Wenigstens Platz drei

Ähnlich wie bei Ferrari und Ford, ist auch das Stimmungsbild bei Aston Martin zwiegespalten nach den 6 Stunden von Spa. Die #97 mit Jonny Adam, Fernando Rees und Richie Stanaway am Steuer sicherte sich Platz drei in der GTE-Pro-Wertung, das Schwesterauto jedoch schied nach zwei Stunden aufgrund eines heftigen Unfalls aus. Die #97 lieferte sich bis zum Rennende ein enges Duell mit dem davor platzierten Ford. Entsprechend trauert Adam der verpassten Chance etwas hinterher. "Ein Podium erzielt zu haben, ist toll und mit einer oder zwei Runden mehr wären wir vielleicht auf Platz zwei gelandet. Das Auto war die ganze Zeit über konstant", erklärt Adam weiter. Der Aston Martin legte vor allem gegen Rennende bei fallenden Streckentemperaturen extrem zu.

Diese Rennphase erlebte das Auto mit der #98 nicht mehr. Bereits nach knapp zwei Stunden war das Rennen beendet. Nicki Thiim wurde von einem Kontrahenten getroffen, blieb jedoch unverletzt. Entsprechend konnte sich Teamchef Paul Howarth auch freuen. "Es war ein exzellentes Wochenende für das Team", strahlt er. "Wir sind in der GTE-Pro-Klasse nahe an den zweiten Platz herangefahren. Es ist ein vielversprechendes Resultat für Le Mans", blickt er auf den Klassiker Mitte Juni voraus.

Porsche in Spa: Mehr war nicht drin

Richard Lietz und Michael Christensen waren in Spa nicht konkurrenzfähig, Foto: Porsche
Richard Lietz und Michael Christensen waren in Spa nicht konkurrenzfähig, Foto: Porsche

Dem privat von Dempsey Proton Racing eingesetzten Porsche 911 RSR blieb in Spa nur der vierte Platz mit zwei Runden Rückstand auf den siegreichen Ferrari. Zumindest blieb der Porsche von Zwischenfällen verschont. Doch es fehlte die Pace. "Es war das erwartet schwere Rennen. Unser 911 RSR war von der Balance her besser als im Training. Doch das warme Wetter hat uns nicht in die Karten gespielt. Wir haben gekämpft und alles gegeben, trotzdem waren wir nicht schnell genug. Erst als es gegen Rennende kühler wurde, lief es etwas besser", erkannte Richard Lietz.

Ein ähnliches Fazit zog auch Teamkollege Michael Christensen. "Vor Le Mans ist jeder Rennkilometer und jeder Boxenstopp wichtig. Das ist die positive Erkenntnis aus einem Rennen, in dem wir trotz größtem Einsatz leider nicht das umsetzen konnten, was wir uns vorgenommen hatten", stellt der Däne klar, dass man sich mehr vorgenommen hatte. In Le Mans werden Christensen und Lietz auch für Dempsey Proton Racing starten, die Porsche-Fahnen müssen sie jedoch nicht allein hochhalten. Zum Saisonhöhepunkt setzen die Zuffenhausener zwei reinrassige Werks-Fahrzeuge ein.