Nissan hat in der WEC wahrlich keinen leichten Stand. Im Vorjahr ist man mit seinem LMP1-Boliden mit Frontantrieb grandios gescheitert. Beim einzigen Gastspiel in Le Mans stolperte man über seine eigene Achillesferse, die Zuverlässigkeit. Nach einigen weiteren misslungenen Tests verschob man bei Nissan den nächsten Renneinsatz des Boliden auf 2016, ehe man sich im Dezember komplett von seinem LMP1-Programm verabschiedete. Nun könnten die Umstände in der WEC aber wieder für eine teilweise Rückkehr von Nissan in die LMP1-Kategorie sprechen - als Motorenlieferant für die privaten Teams nämlich!

Der Hintergrund: Nissan rüstet derzeit die komplette LMP2-Klasse in der WEC mit Motoren aus, dieser Deal läuft jedoch mit Ende der aktuellen Saison aus. Ab 2017 fungiert Gibson als Motorenausrüster für die kleinen Prototypen. "Das ist hart, denn wir verlieren die LMP2, obwohl wir momentan weitere Kundenprogramme auf die Beine stellen wollen", schüttelte Nissan-Sportchef Michael Carcamo im Gespräch mit Sportscar365 den Kopf. Allerdings hat Carcamo bereits Alternativen im Sinn: "Wir schauen uns an, welche Möglichkeiten es gibt. Vielleicht können wir ja einen privaten P1-Motor stellen."

Derzeit fahren nur ByKolles und Rebellion in der privaten LMP1-Wertung, Foto: Adrenal Media
Derzeit fahren nur ByKolles und Rebellion in der privaten LMP1-Wertung, Foto: Adrenal Media

Nissan unterstützt private LMP1-Teams unter den neuen Regeln 2018

Somit könnte der Motor aus dem GT-R LM Nismo schon bald in den Boliden von Rebellion und ByKolles wieder zum Leben erweckt werden. Der Zeitpunkt dafür ist günstig. Diverse LMP2-Teams wie Strakka, SMP, Onroak und Oreca arbeiten dem Vernehmen nach an privaten LMP1-Boliden, die man ab 2018 unter dem neuen Reglement antreten lassen könnte. "Es kommt auf die Entscheidungsfindung der Technik-Gruppe und die Teams, die an Bord kommen, an", hält sich Carcamo in dieser Sache alle Türen offen.

Gleichzeitig stellt der Nissan-Sportchef allerdings Forderungen an die Regelhüter vom ACO: "Ich denke, sie sollten den Teams ein klares Bild davon vermitteln, wie das Racing aussehen soll und wie sie innerhalb der Klasse angesehen werden. Die Regeln klarzustellen und den privaten Teams Performance-Steigerungen einzuräumen sind die ersten Schritte, die sie gehen müssen." Dann ist Nissan auch bereit, die Teams mit seinem 3-Liter-V6-Motor aus dem GT-R LM Nismo auszurüsten. Am Motor lag der katastrophale Auftritt 2015 ohnehin nicht.