Das einzige, was bislang bei Nissans LMP1-Projekt reibungslos läuft, ist die PR-Maschinerie. "Mission accomplished" hieß es nach Le Mans - Insider zogen schnell Parallelen zu George W. Bushs ähnlichem Fehler mit demselben Statement nach dem Sturz Saddam Husseins. Erreicht wurde nämlich nicht viel: Der frontgetriebene GT-R LM Nismo machte bislang eher durch Verzögerungen und Pleiten auf sich aufmerksam als durch sportliche Erfolge. Nachdem in Le Mans kein GT-R in Wertung kam, nimmt sich nun der Vorstand des LMP1-Projekts an: Sportscar365 zufolge könnte das gesamte Projekt eingestellt werden.

Bereits beim Finale der Formel E Ende Juni verkündete Konzernchef Carlos Ghosn: "Nissan ist stets mit Innovation in Verbindung gebracht worden. Wir haben etwas versucht, was sich nicht ausgezahlt hat und müssen die Strategie überdenken. Wir wollen anders und konkurrenzfähig sein, aber bislang waren wir lediglich anders." Zwar erreichte Nissan mit einem Auto das Ziel, doch dieses kam nicht in Wertung, weil es nicht die nötige Distanz absolviert hatte. Alle GT-R fuhren zudem ohne Hybridsystem.

Die Nissan standen in Le Mans mehr an der Box als sie fuhren, Foto: Nismo
Die Nissan standen in Le Mans mehr an der Box als sie fuhren, Foto: Nismo

Derweil gilt bei Nissan Motorsports Business as usual: Eine stark überarbeitete Version des Fronttrieblers wird Ende Juli auf dem Circuit of the Americas für die restliche WEC-Saison getestet werden. Dabei kommt nicht nur ein Bodykit für viel Abtrieb zum Einsatz, sondern auch ein neues Bremssystem und eine verbesserte Aufhängung. Gerade im Bereich der Bremsen waren Veränderungen notwendig geworden, da das ursprünglich angedachte 8MJ-Hybridsystem aus Gewichtsgründen ausgebaut werden musste. Aufgrund des Privattests wird Nissan nicht an den offiziellen WEC-Testfahrten auf dem Nürburgring am 28. und 29. Juli teilnehmen.

Ob das Projekt fortgeführt wird, hängt nun von der Überzeugungsarbeit der Nismo-Ingenieure ab. Der GT-R war in Le Mans auf die Runde etwa 20 Sekunden langsamer als die anderen Werks-LMP1, verzichtete aber auf das Hybridsystem. Dennoch war auch Rebellion Racing, ebenfalls ohne Hybrid unterwegs, schneller als die drei Nissan und der Vorteil eines 8MJ-Hybrids wird auf nur etwa vier Sekunden berechnet. Andererseits war der Nissan technisch noch gar nicht ausgereift, nachdem das Projekt massive Verzögerungen verkraften musste. Ob und wie es weitergeht, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden.