Die deutschen Autohersteller mischen momentan den Motorsport auf. Während Mercedes die Formel 1 dominiert, liefern sich Audi und Porsche zusammen mit Toyota und vielleicht auch bald Nissan einen tollen Kampf in der Langstrecken-WM. VW wiederum ist das Maß der Dinge in der WRC. Nur BMW ist aktuell nicht werksseitig in einer Weltmeisterschaft vertreten. Ende 2009 zogen sich die Münchner aus der Formel 1 zurück, seitdem konzentrierte man sich vornehmlich auf das Engagement in der DTM und den Kundensport in verschiedenen GT-Klassen.

Zuletzt tauchten Spekulationen auf, BMW könnte ab 2017 in die WEC einsteigen und damit auch nach Le Mans zurückkehren. Nun räumte Motorsportchef Jens Marquardt mit diesen Vermutungen auf. "Die LMP1 ist momentan die Hybridklasse überhaupt und da würden wir keine führende Rolle spielen", ist er sich gegenüber Autosport sicher. Er geht sogar noch weiter: "Wir wären nicht einmal ein schneller Verfolger, wir wären Stand jetzt ein langsamer Verfolger, wenn wir als fünfter Hersteller einsteigen", so Marquardt.

Zuletzt siegte BMW 1999 mit dem V12 LMR an der Sarthe. Aktuell weitet der Münchner Autobauer sein Hybrid-Portfolio aus, der "i8" gilt dabei als Flaggschiff. Ein Einstieg in die WEC kann nach Aussage von Marquardt dennoch als äußerst unwahrscheinlich zu den Akten gelegt werden. "Mit unseren Zielen sehe ich das nicht als etwas an, über das wir in Form eines Programms, an dem wir arbeiten, nachdenken", nimmt Marquardt jede Hoffnung.

Momentan ist BMW nur in der DTM werksseitig engagiert, Foto: BMW AG
Momentan ist BMW nur in der DTM werksseitig engagiert, Foto: BMW AG

Bei BMW werden Entscheidungen für oder gegen ein Motorsport-Engagement immer nach vielen Überlegungen getroffen. "Wir bei BMW schauen immer zum einen darauf, was wir gerade machen und packen es auf den Bildschirm. Wir fragen: Bringt es uns das, was wir wollen?", erklärt er. "Dann schaut man außerhalb dieses Bereiches und sieht, was es noch so gibt. Man schaut auf die Formel 1, auf die LMP, auf die Formel E, auf alles."

Motorsport-Magazin.com meint: BMW in der WEC wäre ein absoluter Hammer, fast zu schön um wahr zu sein. Und genau hier liegt die Realität: es wird nicht wahr werden. Das Argument seitens BMW, man würde hinterherfahren, ist nicht überzeugend. Porsche war vor 2014 auch nicht für seine Hybridtechnik bekannt, doch dank hervorragender Vorbereitung und absoluter Kompetenz sind die Zuffenhausener am Samstag in Le Mans Favorit. Doch BMW geht eher den bequemen Weg und konzentriert sich auf die DTM. Sicherlich nicht verwerflich, aber ein bisschen mehr Risiko wäre wünschenswert und im Sinne der deutschen Motorsport-Fans. (Chris Lugert)