Neben den neuen Effizienz-Regularien war Mark Webber die große Story der WEC-Saison 2014. Der frühere Red-Bull-F1-Pilot debütierte für das geformte Porsche Team und war an vielen Stellen das Aushängeschild der Meisterschaft. Nun geht der Australier in seine zweite Saison, ebenso das Porsche-Werksteam. Was hat sich also verändert? Eine ganze Menge, wie der Australier erklärt. Er selbst und sein Team seien wesentlich besser vorbereitet als im Vorjahr. Dabei war 2014 bereits ein Erfolg; beim Saisonfinale gelang sogar der erste Sieg durch das Schwesterfahrzeug mit den Fahrern Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb.

Webber hat aber auch selber viel dazugelernt, wie er gegenüber Sportscar365 angibt: "Im ersten Jahr habe ich ehrlich gesagt eine Menge gelernt. Ich habe mich definitiv verbessert, je länger die Saison angedauert hat." Speziell Le Mans sei eine wichtige Erfahrung gewesen. "Während der anderen Rennen bin ich immer besser geworden", so der 38-Jährige weiter, der zu Beginn der Saison 2014 noch einen Rückstand auf seine Teamkollegen Timo Bernhard und Brendon Hartley hatte, diesen aber Stück für Stück abtrug, je länger die Saison andauerte. "Gut, der Crash in Brasilien war jetzt nicht gerade ein ideales Ende, aber diese Dinge können passieren", lacht er.

Australischer Humor: Webber beschreibt seinen Saisonabschluss 2014 als 'nicht ideal', Foto: Youtube
Australischer Humor: Webber beschreibt seinen Saisonabschluss 2014 als 'nicht ideal', Foto: Youtube

Große Schritte auf persönlicher und Team-Ebene

Wie schon andere F1-Fahrer, die den Sprung zu den Sportwagen gewagt haben, erklärt auch Webber, dass die größte Umgewöhnung weniger die Autos selbst sind, als vielmehr die Tatsache, dass man das Fahrzeug nicht zu 100 Prozent auf sich selbst abstimmen kann. Daran musste er sich erst gewöhnen. "Individuell betrachtet bin ich immer besser geworden und ich erwarte, dass ich dieses Jahr ein wesentlich besserer [Langstrecken-] Fahrer sein werde."

Nicht nur er selbst, auch das Porsche Team hat einen großen Schritt in den vergangenen zwölf Monaten unternommen und dominierte zuletzt die Prolog-Testfahrten. "Er ist definitiv eine ganze Ecke besser, was auch unser Ziel war", sagt der neunfache GP-Sieger über den Porsche 919 Hybrid. "Man merkt beim Fahren, dass dies ein guter Schritt gewesen ist. Aber natürlich wollen Fahrer immer noch mehr", zwinkert er. Den Schritt auf acht Megajoule beschreibt er als "optimistisch, aber die Technologie ist sehr fortschrittlich." Man werde in den ersten Rennen wertvolle Erfahrungen mit der erhöhten Kapazität sammeln.

Obwohl so viele Probleme des Vorjahresautos wie möglich beseitigt worden sind, gäbe es noch immer einige Kleinigkeiten, die auszusortieren sind, droht Mark Webber der Konkurrenz bereits mit weiteren Verbesserungen. "Das ist ganz normal, man bekommt eben nicht alles im ersten Schuss hin. Aber wir werden versuchen, alles bis Le Mans so weit wie möglich zu beheben." Es sei noch immer eine Frühphase der Entwicklung des 2015er-Autos und bislang habe der Fokus auf der Zuverlässigkeit für die 24 Stunden von Le Mans gelegen. "Das hat gut geklappt, muss ich sagen. Jetzt können wir dem Auto ein bisschen mehr Liebe und Pace in Hinblick auf die kürzeren Rennen geben."

Weiterentwickelte Teamstruktur ein wichtiger Faktor

Pfeilschnell: Der Porsche 919 Hybrid dominierte die Testfahrten, Foto: Porsche
Pfeilschnell: Der Porsche 919 Hybrid dominierte die Testfahrten, Foto: Porsche

Und wie hat sich das Porsche Team entwickelt? Zunächst einmal ist es gewachsen, da das dritte Auto, das in Spa und Le Mans zum Einsatz kommt, zusätzliches Personal erfordert. Aber auch die bestehende Mannschaft habe einen großen Schritt gemacht, befindet Webber. "Wir haben im zweiten Jahr wesentlich mehr Leute auf den Positionen, wo sie sich von Natur aus am wohlsten fühlen. In den ersten 12 bis 18 Monaten lernt man, wer gerne wo sein möchte und wer gerne mit wem arbeitet." Dieser eher unscheinbare Schritt hinter den Kulissen werde sich auf der Strecke stark bemerkbar machen, kündigt er an.

Der Australier betont, wie wichtig diese für den Beobachter nicht wahrnehmbaren Veränderungen in der Teamstruktur sind: "Auch so etwas hat Relevanz für die Rundenzeit. Wenn man besser organisiert ist, sei es bei den Boxenstopps oder bei allen möglichen anderen Dingen, fühlt sich das Team in allen Bereichen wohler." Nach dem Prolog ist es schwer für Porsche, eine Favoritenrolle loszuwerden, doch Webber bleibt vorsichtig: Es sei noch nicht klar, wer am Ende das Rennen macht. "Bislang gibt es viel Positives für uns. Aber nur die Stoppuhr in Silverstone wird uns die Antwort geben. Dann werden wir sehen, was los ist", schließt er ab.