Wer im Endergebnis über eine Runde 2,7 Sekunden Rückstand auf den Schnellsten hat, sollte sich Sorgen machen, und zwar gewaltig. Genau das war das Ergebnis des Prologs für Toyota. Doch die neuerdings von Toshio Sato geführte Mannschaft ist die Ruhe selbst: Alles kein Problem, wiegelt Toyota Racing ab. Nach dem, was man in Paul Ricard gesehen hat, brauche man sich keine Sorgen zu machen, heißt es inoffiziell. Wenn die Porsche-Zeit wirklich keine Sorgen bereitet, hat Toyota enormes Sandbagging betrieben.

Von allen involvierten Herstellern schotteten sich die Weltmeister im Winter am meisten ab: Toyota betreibt den Langstreckensport weniger aus Marketinggründen, sondern zu Forschungszwecken. In geheimsten Tests unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde der TS040 Hybrid, mit dem Toyota Racing im Vorjahr dank Sebastien Buemi und Anthony Davidson die Weltmeisterschaft gewinnen konnte, detailoptimiert und massiv getestet. Der Versuchung, auf acht Megajoule zu gehen, widerstand man in Köln, weil sie mit dem Supercaps-Konzept nur in Le Mans Vorteile bringen würden.

Das Testprogramm mit dem TS040 Hybrid lief größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab, Foto: Adrenal Media
Das Testprogramm mit dem TS040 Hybrid lief größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab, Foto: Adrenal Media

Fünf Saisonsiege konnte Toyota 2014 einfahren, doch der ganz große Wurf in Le Mans blieb aus. Ein Pfennigartikel im Kabelbaum vereitelte den zweiten Sieg eines japanischen Herstellers an der Sarthe. Für viele Experten hat Toyota damit die beste Chance, die sich je ergeben hat, vertan, denn 2015 wird Porsche stärker und vor allem zuverlässiger sein als im Vorjahr, von den Dauersiegern Audi ganz zu schweigen. So überlegen wie 2014 wird der TS040 Hybrid garantiert nicht daherkommen.

Altes Konzept, enorme Verbesserungen

Das Konzept ist wenig überraschend dasselbe wie im Vorjahr: Ein betagter V8-Saugmotor mit Saugrohreinspritzung sorgt für den Primärantrieb, über die Kondensatoren wird der Hybridschub freigesetzt. Allerdings könnte es die letzte Saison der Superkondensatoren sein. Toyota entwickelt parallel ein Batteriesystem, das langfristig Vorteile bringt. Das Problem der Supercaps: Die aufgenommene Energie muss schnell wieder abgerufen werden, während sie in Batterien länger gespeichert werden kann. Gerade für den Schritt auf acht Megajoule wäre eine längere Speicherzeit wichtig.

Mike Conway ist neuer Stammfahrer bei Toyota, Foto: Adrenal Media
Mike Conway ist neuer Stammfahrer bei Toyota, Foto: Adrenal Media

Die in Köln ansässige Toyota Motorsport GmbH verfolgt mit dem TS040 Hybrid einen Masterplan, Le Mans zu gewinnen, ohne die anderen Rennen zu opfern. Für die neue Saison wurden die Fahrerpaarungen leicht modifiziert: Nicolas Lapierre ist endgültig auf die Ersatzbank verbannt worden und wird mit einem geringfügigen LMP2-Engagement vertröstet. Kazuki Nakajima verstärkt das Fahrzeug der Weltmeister Sebastien Buemi und Anthony Davidson. Alexander Wurz, Stephane Sarrazin und der zum Stammfahrer beförderte Mike Conway profitieren von der neuen Regel, dass leichte Fahrerpaarungen Zusatzgewicht bekommen. Gerade dem 1,86m großen Alex Wurz kommt es entgegen.

Diskussionen, wonach Toyota nach einem Le-Mans-Sieg das Handtuch in der WEC werfen könnte, hat der Mutterkonzern ein Ende gesetzt: Bis Ende 2017 wird definitiv weitergemacht. Auch leidet das Budget nicht unter dem WRC-Engagement ab 2017, das Toyota parallel vorantreibt. Während die WEC der Forschung dient, wird der Rallye-Ausflug mit einem Marketingbudget aus Japan bestritten. Mit dieser Planungssicherheit im Rücken kann sich TMG auf die Titelverteidigung und den Le-Mans-Sieg konzentrieren.

Technische Daten Toyota TS040 Hybrid

Einsatzteam: Toyota Racing
Länge: 4650mm
Breite: 1900mm
Höhe: 1050mm
Motor: 3.7l V8, Benzin-Saugrohreinspritzung
Getriebe: 7-Gang sequenziell
Energierückgewinnung: 2x ERS-K
Energiespeicher: Superkondensatoren
Systemleistung: 1000 PS
Hybridklasse: 6MJ