Der Name Advanced Engine Research (AER) ist bislang eher etwas für Motorsport-Insider gewesen, dabei reichen die Aktivitäten über ein weites Spektrum von Rallye, Tourenwagen, Monoposto-Sport und eben Sportwagen. Meist aber blieb der Name AER der Öffentlichkeit verborgen. Im LMP-Sport ist die 1997 gegründete Limited zu einer festen Größe geworden, und mit dem Wechsel von Rebellion zu AER-Motoren konnte Gründer Mike Lancaster einen dicken Fisch an Land ziehen. Doch er sieht Potenzial für weitere Kunden und erklärt, warum das LMP1-Projekt in seinem breit aufgestellten Unternehmen von herausragender Bedeutung ist.

"Die LMP1 ist für AER eine sehr interessante Kategorie", sagte er gegenüber Motorsport.com. Den großen Unterschied zur Formel 1 sieht er darin, dass Erfolg nicht komplett vom Geld abhängig ist. "In der LMP1 ist es keineswegs so, dass wenn man einfach einen Haufen finanzielle Ressourcen in das Projekt wirft, man sofort zufriedenstellende Resultate erhält." So schlug Toyota 2014 die Werksteams von Audi und Porsche mit einem vergleichsweise kleinen Budget.

Trotzdem lässt sich nicht wegdiskutieren, dass AER mit Teams zusammenarbeitet, die mit teils weniger als einem Zehntel der Werksbudgets antreten. Dass man damit keinen Stich setzen kann, ist auch Lancaster klar. "Natürlich können Privatteams nicht realistisch erwarten, die Werke zu schlagen, trotzdem versprechen wir uns, ein paar gute Resultate einzufahren und ihnen zeitweise auf manchen Strecken einen kleinen Denkzettel zu verpassen." Bereits 2014 beeindruckte das P60-Aggregat, dessen Hubraum AER hütet wie den eigenen Augapfel, im Lotus mit hohen Topspeeds, was auch den Werksteams auffiel.

AER überlegte unter anderem, den Reihenvierzylinder P90 auf das 2014er-Reglement anzupassen, Foto: ALMS
AER überlegte unter anderem, den Reihenvierzylinder P90 auf das 2014er-Reglement anzupassen, Foto: ALMS

Erklärtes Ziel: Marktführerschaft in der LMP1

"Wir haben einen enormen Aufwand betrieben, um uns erst auf ein Motorenkonzept festzulegen, und dann Entscheidungen basierend auf den gesammelten Daten zu treffen, welche Konfiguration hinsichtlich des Benzindurchflusses und der abgegebenen Leistung am besten ist", erklärt Lancaster zufrieden. "Ich denke, unsere Zahlen aus den Berechnungen waren richtig, was Prüfstandsläufe und unsere Erfahrungen auf der Strecke letzten Herbst zeigen. Wir glauben, dass wir etwas auf die Beine gestellt haben, das mit den Herstellern vergleichbar ist." Und das mit wesentlich weniger Budget.

In den ersten Jahren trieben AER-Turbos die GP3 an, Foto: GP3 Series
In den ersten Jahren trieben AER-Turbos die GP3 an, Foto: GP3 Series

Für AER ist der P60-V6 ein neues Motorenkonzept, was nicht immer geplant gewesen ist: "Wir haben unseren Fokus auf den spezifischen Kraftstoffverbrauch im anvisierten Leistungsbereich gelegt, um die bestmögliche Rundenzeit in der LMP1 zu erreichen." Man habe eine Reihe von Motorenspezifikationen getestet, "so zum Beispiel den 2-Liter-Reihenvierzylinder P90 [aus dem Mazda-LMP1 in der ALMS] und unseren V8-Motor, der in der Vergangenheit sowohl als Saug- als auch Turbomotor zum Einsatz gekommen ist." Erst als diese Konfigurationen nicht das gewünschte Niveau erreichten, entschied sich AER zur Neukonstruktion.

Diese hat man mittlerweile an zwei Kunden weitergegeben, während Konkurrenten wie Judd oder Zytek/Gibson mit ihren Saugmotoren keine Abnehmer gefunden haben. Doch Lancaster strebt nach mehr, und verrät dabei, wie es um die LMP1 steht: "Wir haben mit einigen Teams Gespräche geführt. Einige überlegen, 2016 aus der LMP2 aufzusteigen. Die LMP1 ist eine attraktive Klasse und mit ein paar mehr Teilnehmern kann sie richtig aufblühen, denke ich. Die Zukunft für den Langstreckensport sieht großartig aus, und wir wollen Marktführer bei den LMP-Teams werden - egal, ob Privatteams oder andere!"